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In den Brockenstuben der Region herrscht Platznot. Selten hatten die Menschen so viel Zeit, ihre Wohnungen zu räumen.
Die Brockenstuben sind rappelvoll. Selten hatten Menschen so viel Zeit, ihre Wohnungen zu räumen, wie im Coronajahr. Das galt auch während des zweiten Lockdowns. Zu spüren bekamen dies die regionalen Brockenstuben. Sie wurden in den vergangenen Wochen mit gebrauchten Gegenständen überhäuft. Gleichzeitig konnte die Ware nicht verkauft werden. Sie sind seit der Wiedereröffnung diese Woche darauf angewiesen, dass die alte Ware verkauft wird, um die neuen Gegenständen überhaupt ausstellen zu können.
Täglich wird allerlei Brauchbares abgeliefert. Zum Beispiel bei der Brockenhalle in Aarau. Wie der Namen andeutet, ist die Brockenstube mit einer Fläche von 1500 Quadratmetern gross. Zurzeit sind die Gestelle derart ausgefüllt, dass unzählige gestapelte Kisten im Hinterzimmer warten müssen, um überhaupt ausgepackt zu werden. Besonders mit Geschirr seien sie überschwemmt worden, sagt Axel Kerll. Er hat die Brockenstube gemeinsam mit Christoph Siegenthaler 2017 übernommen. «Unser Modell ist etwas anderes», sagt Kerll.
«Wir überleben wegen der Masse, die wir verkaufen, und nicht wegen einzelner Prunkstücke.» Sie hätten nur manchmal wertvolle Gegenstände. Grundsätzlich würden sie alles entgegennehmen. Für jeden soll es schliesslich etwas haben. Aber im Moment ist das Mass voll. «Wir sagen teilweise schon am Telefon ab», sagt Kerll. Gerade wenn das Geschirr kein hochwertiges Porzellan sei, müsse man die Spenderinnen und Spender vertrösten.
Auch die Brocki der Heilsarmee in Reinach wurde in den letzten Wochen mit neuen Waren überhäuft. «Wenn ich über die Theke schaue, sehe ich allerlei Schönes und bin dankbar dafür», sagt Filialleiterin Nathalie Keller.
«Der Klassiker: Man hat Zeit, geht über die Bücher und räumt die Wohnung.»
Zudem sei aktuell mit dem Frühlingsbeginn auch Zügelzeit und damit generell eine Phase, in der mehr Waren in eine Brocki gebracht würden.
Sie habe an vielem Freude. «Wir wurden positiv überrascht, die Menschen kommen nicht nur mit einer Papiertüte, sondern oft mit einem Wagen», sagt sie. Die Ware zu ordnen, beanspruche Zeit. «Wir sind am Rennen.» Während der Schliessung wurden keine Onlineshops vertrieben. Umso grösser ist die Auswahl. «Die Angestellten haben generell ein spannendes Jahr hinter sich, weil die Brocki erst vor einem Jahr eröffnet wurde und gleich zwei Mal in den Lockdown geschickt wurde.»
Die Bücher-Brocky nahe der Aarauer Kaserne blickt ebenfalls auf volle Regale. Es gibt seit der Coronapandemie noch mehr neue Titel, die fein säuberlich nach Themen sortiert auf Abnehmer warten. Auf der Website wird darum gebeten, auf neue Lieferungen zu verzichten, weil sämtliche Filialen überschwemmt worden sind.
«Jüngere halten sich mehr daran als ältere Menschen», sagt Corinne Willi, die das Aarauer Bücher-Brocky leitet. Das habe vermutlich damit zu tun, dass die Online-Information von jungen Personen öfters gelesen werde. «Es kommt gut, es war während der zweiten Schliessung nicht mehr ganz so dramatisch wie noch beim ersten Lockdown», sagt sie.
«Letzten Frühling fuhren die Leute mit Lastwagen voller Bücher bei uns vor.»
Besonders Freude habe sie daran, dass die Regale mit den Krimis wieder gefüllt seien. Die Nachfrage nach Ablenkung und spannender Lektüre sei gross.