Zwei bis vier Millionen Franken hoch könnte das Minus sein, dass das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln hinterlassen wird. Womöglich muss der Kanton einen Teil des Defizits mit Steuergeldern decken.
Mitte August, wenige Tage vor dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) in Pratteln, wurde dem OK-Vizepräsidenten Urs Lanz an einem Podium eine Frage gestellt: Was ist, wenn der Riesenanlass ein Defizit hinterlässt? Seine Antwort war bestimmt: «Es gibt kein Defizit.»
Zwei bis vier Millionen Franken hoch könnte das Minus sein, dass das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln hinterlassen wird. Womöglich muss der Kanton einen Teil des Defizits mit Steuergeldern decken.
Mitte August, wenige Tage vor dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) in Pratteln, wurde dem OK-Vizepräsidenten Urs Lanz an einem Podium eine Frage gestellt: Was ist, wenn der Riesenanlass ein Defizit hinterlässt? Seine Antwort war bestimmt: «Es gibt kein Defizit.»
Das würde er heute sicher nicht mehr sagen. Denn am Montag teilte das Esaf-Organisationskomitee mit, «dass aufgrund der aktuell vorliegenden Rechnungsprognose das Erreichen einer ausgeglichenen Festabrechnung eine Herausforderung darstellt». Sprich: Es droht ein Defizit – und zwar unerwartet, wie Regierungsrat Thomas Weber in seiner Rolle als Esaf-OK-Präsident sagt:
«Es ärgert mich, dass wir es bis kurz vor dem Fest nicht besser gewusst haben. Das geht mir persönlich ganz nahe.»
Man sei von einer roten Null ausgegangen, bei schönem Wetter von einer schwarzen. Das Wetter war dann Ende August ideal, trotzdem ist mit einem Minus zu rechnen. Das OK gibt mehrere Bereiche an, bei denen man mehr Geld ausgegeben hat als erwartet. So seien die Erschliessung des Festgeländes für Wasser, Abwasser und Strom und das ÖV-Angebot mit dem Ausbau des Bahnhofs Pratteln «nicht kostendeckend finanzierbar».
Zu «erheblichen Mehrbelastungen» habe auch das Erfüllen der Auflagen geführt, insbesondere in den Bereichen Sicherheit und Umweltschutz. Und schliesslich haben auch die gestiegenen Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt eine Rolle gespielt, etwa für Kunststoff, Bauholz und Treibstoff.
Der Umsatz des Prattler Esaf beträgt laut Budget etwas mehr als 40 Millionen Franken. Laut Weber ist mit einem Minus «in der Bandbreite von fünf bis zehn Prozent» zu rechnen, also zwei bis vier Millionen Franken.
Das vorherige «Eidgenössische» in Zug 2019 schloss mit einem grossen Plus ab. Die Helfer erhielten doppelt so viel Entschädigung wie geplant. Man konnte eine Stiftung gründen, und es blieben noch 850'000 Franken für die regionalen Schwingvereine übrig. Von einem so rosigen Abschluss kann Pratteln nur träumen.
«Zug war eine Ausnahme», sagt Matthias Hubeli, Geschäftsführer des Esaf 2022. Üblicherweise würden Sportgrossanlässe ausgeglichene Rechnungen anstreben. «Auch wir haben immer kommuniziert: Das Ziel ist eine schwarze Null.»
Bis zur endgültigen Abrechnung im März will Hubeli das Gespräch mit den Lieferanten und Dienstleistern suchen. «Wir hoffen auf Spielraum.» Sollte das nicht reichen, könnte das Esaf via Regierung einen Betrag für die Deckung des Fehlbetrags beantragen. Hubeli sagt:
«Je näher wir uns einer Rechnung mit roten Zahlen nähern, umso mehr stellt sich diese Frage.»
Der Kanton hat dem Esaf bereits vor dem Fest eine Million Franken aus dem Swisslos-Fonds gegeben, dazu Sach- und Personalleistungen. Eine Defizitgarantie erteilte er aber nie. OK-Präsident Weber schliesst nicht aus, dass jetzt der Staat einspringen könnte.
«Die Allgemeinheit hatte schliesslich viel vom Fest: den Imagegewinn für den Kanton, das Zusammengehörigkeitsgefühl, den ganzen Spirit auf dem Gelände.»
Er betont aber auch, der Kanton könne und solle nicht das ganze Defizit übernehmen. «Es braucht eine paritätische Lösung mit allen Beteiligten, mit den Lieferanten und den Sponsoren. Dabei kann auch die öffentliche Hand eine Rolle spielen.»
Und wenn die Steuergelder vom Staat nicht fliessen oder diese nicht ausreichen? Dann muss der Verein Esaf 2022 Pratteln im Baselbiet, der das Fest organisiert hat, in Konkurs gehen. Für Hubeli wäre das ein «Horrorszenario», und für Weber ist klar:
«Das wäre der grösste Schaden für alle.»