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Basel
Während die Läden in anderen Kantonen klagen, freuen sich die Basler. Denn glaubt man den Ladenbesitzern, scheinen die Kunden mehr Lust auf Lokales zu haben als noch zuvor. Bis zu 20 Prozent mehr Kunden sollen die Läden im Gegensatz zu der Zeit vor Corona haben, bestätigt Pro Innerstadt Basel.
Der Herbst ist da und mit ihm genug Gründe um Shoppen zu gehen, finden viele Baslerinnen und Basler. Denn überall wuseln Menschen durch die Stadt. Sie bummeln von Laden zu Laden. Die der grossen Modeketten sind zum Teil so voll, dass einem der Einlass nicht gewährt wird. Wegen Corona ist je nach Grösse der Fläche nur eine bestimmte Anzahl an Menschen gestattet.
Da könnte man meinen, dass es die kleinen Läden momentan ausserordentlich schwer haben müssen. Denn kaum einer der Läden an der Schneidergasse oder dem Spalenberg kann über zehn Leute auf einmal hereinlassen. Doch die Auffassung täuscht. Denn auch hier tummeln sich die Leute. Die einen ziehen sich die Maske auf und gehen in einen Laden rein, die anderen ziehen sie beim Rausgehen ab. Alles ganz automatisch, als wäre es das Normalste der Welt.
Und das scheint es zu sein, denn seit knapp einem Monat gilt hier die Maskenpflicht. Schaut man auf andere Städte, hört man von Maskenverweigerern, Streitereien und sogar Schlägereien. Etwas, das hier undenkbar ist, bestätigt die Inhaberin des Rive Gauche. Einer der Läden, die in der Schneidergasse zu finden sind. «Unsere Kundinnen tragen die Maske immer. Und wenn sie es vergessen, erinnere ich sie einfach daran», sagt sie. Im selben Moment dreht sich eine Kundin um und entschuldigt sich. Sie trägt ihre Maske noch immer am Ellenbogen, statt im Gesicht.
«Das passiert manchmal, aber die Mehrheit hat sich daran gewöhnt.» Noch nie habe jemand das Tragen verweigert. Auch im naheliegenden Blanche/Colora nicht, wie Mitinhaberin Sabine Lauber sagt: «Der persönliche Kontakt ist den Kunden wichtig, darum kommen sie auch trotz Maske». Nur in einem Laden im Spalenberg habe es Probleme gegeben, wie eine Verkäuferin erzählt. Sie habe eine Kundin aufgefordert, die Maske zu tragen, diese habe sich jedoch geweigert und am gleichen Tag noch eine schlechte Bewertung im Internet abgegeben. Doch dies scheint ein Einzelfall zu sein. Die Baslerinnen und Basler respektieren die Massnahmen und scheinen heute noch mehr auf das Lokale zu achten.
Schon während des Lockdown war «support your locals», was so viel heisst wie «Unterstütze deine Lokalen», ins Leben gerufen worden. Statt bei grossen Onlinekonzernen zu bestellen, sollten die Baslerinnen und Basler beim Metzger um die Ecke die Wurst holen, die Brötchen bei der traditionswürdigen Bäckerei kaufen und die Kleidung der hiesigen Boutiquen bestellen.
Und tatsächlich hat diese Initiative, die mit einem roten Herzen dargestellt wird, etwas bewirkt. Einige Ladenbesitzer geben an, dass es ihnen momentan besser gehe, als noch vor Corona. «Ich habe sehr viele neue Kunden gewonnen, die auch immer wieder kommen», sagt etwa Susi Fischer, Inhaberin des Sense for Smile am Spalenberg. Sie hat aus Corona ihren Nutzen schlagen können, weil sie nun in der Schweiz hergestellte Masken verkauft.
«Die braucht man sowieso, also mache ich das Beste aus der Situation.» Ihr Laden sei schon immer auf Schweizer Produkte spezialisiert gewesen, erzählt sie. Doch der Lockdown ist nicht spurlos an ihr vorbeigegangen: «Ich musste einen Kredit anfordern, den ich jetzt zurückbezahle.» Dank der Initiative und den neuen Kunden muss sie den Laden nun nicht schliessen und kann die Schulden dank dieser Kunden besser abbezahlen.
Ähnlich geht es auch anderen kleinen Läden in der Innenstadt. Auch die Mitinhaberin des bereits erwähnten Blanche/Colora an der Schneidergasse ist froh um die Initiative. «Die Kunden sind solidarisch mit uns. Sie kommen gerne. Wir sind eben nicht austauschbar – das macht uns aus.» Die Produkte, die hier verkauft werden, können nirgendwo anders erworben werden. Die Handytaschen, -ketten und andere Produkte werden vor den Kunden angefertigt. Dank dieser Solidarität könne auch sie sagen, dass der Laden besser laufe als noch Monate zuvor, als Corona noch gar kein Thema war, merkt Mitinhaberin Sabine Lauber an.
Die Aussagen der Ladenbesitzer kann Mathias Böhm von Pro Innerstadt Basel bestätigen: «Die Zahlen sind im Gegensatz zur Zeit vor Corona um 10 bis 20 Prozent gestiegen. Das lokale Bewusstsein ist durch den Lockdown höher.» Die Nachfrage nach lokalen Produkten sei spürbar. Ob es sich hierbei um einen Coronatrend handelt, oder dieses Bewusstsein nachhaltig bleibt, kann Böhm nicht einschätzen.
Es seien aber nicht nur mehr Kunden, die lokal einkaufen, sondern auch ihre Warenkörbe werden voller. «Es kaufen nicht nur mehr Kunden ein, sondern sie kaufen auch mehr», sagt er weiter. Böhm wagt einen Blick in die Zukunft und spricht von einer gleichbleibenden, wenn nicht sogar steigenden Tendenz. «Der Herbst und Weihnachten können sich positiv auf das Einkaufsverhalten auswirken», sagt er. Und die Innenstadt gibt ihm recht, denn die wird immer voller mit einkaufswütigen Menschen.