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Der ehemalige TV-Mann Adrian Plachesi (32) plaudert aus dem Nähkästchen. Über seinen neuen Job, Vaterfreuden und Politambitionen.
Herr Plachesi, worüber plaudern wir?
Adrian Plachesi: Das Lösli sagt: Begabung.
Was ist Ihre grösste Begabung?
Reden! Und Kommunizieren im Allgemeinen, Leute begeistern.
Wann haben Sie das erkannt?
Bereits im Kindergarten. Ich mochte es, vor die Leute zu treten, zu performen. Entsprechend aktiv war ich im Schultheater. In meiner ersten Rolle trat ich als Schmetterling auf (lacht).
Also auch eine schauspielerische Begabung?
Auf jeden Fall. Die vergangenen zwei Jahre spielte ich einen Part in Dani’s Ensemble im Häbse-Theater. Eine tolle Erfahrung.
Und in diesem Jahr stehen Sie wieder auf der Bühne?
Nein, dafür fehlte mir die Zeit. Einerseits wegen des Jobwechsels von Telebasel zu «20 Minuten», andererseits ist vor zwei Wochen meine Tochter zur Welt gekommen.
Welche Begabung wünschen Sie sich für sie?
Die grösste Begabung ist wohl, zu erkennen, worin man richtig gut ist. Das wünsche ich ihr. Was dann ihre Begabung sein wird, ist nicht wichtig. Hauptsache, sie wird glücklich.
Sie können reden und präsentieren, haben es damit bis zum Aushängeschild von Telebasel geschafft. Was für andere Begabungen gibt es, von denen wir nichts wissen?
Vor rund zwei Jahren habe ich durch meine Frau das Reiten für mich entdeckt. Ich hoffe, dass sich dereinst auch unsere Tochter dafür begeistern kann – dann reiten wir alle drei dem Sonnenuntergang entgegen (lacht).
Klingt idyllisch. Das war es in Ihrem Berufsleben nicht immer. Man las in den vergangenen Jahren immer wieder von personellen Unruhen bei Telebasel. War das der Grund, warum Sie im Frühling den Job gewechselt haben?
Nein. Es war zeitweise schon belastend; auch der Personalmangel machte es schwierig, gute Arbeit zu leisten. Den Ausschlag gab aber, dass ich mich weiterentwickeln wollte. 17 Jahre lang habe ich für Telebasel gearbeitet – mit Unterbrüchen. Es war Zeit, zu gehen.
Von Telebasel zu 20 Minuten ist jetzt aber nicht der grosse Karrieresprung.
Na ja, es handelt sich immerhin um ein nationales Medium mit der grössten Reichweite. Das hat mich schon gereizt.
Bei 20 Minuten lief trotzdem nicht alles rund.
Das ist leider richtig. Ich habe bereits in der Probezeit gekündigt. Die neue Newssendung, die ich produzieren sollte, wurde nicht in der vorgesehenen Form realisiert. Den Job, den ich hätte antreten sollen, gab es so nicht mehr. Ich fiel also zwischen Stuhl und Bank, sah keine Möglichkeit, meine Begabungen auszuleben. Also habe ich früh die Reissleine gezogen.
Wie geht es nun weiter?
Ich habe bereits einen neuen Job. Am 1. Oktober starte ich bei der Öffentlichkeitsarbeit der Basler Polizei, berate die Polizeileitung in der Kommunikation nach aussen und betreue den Auftritt auf Social Media.
Was reizt Sie an diesem Posten?
Als Journalist stand ich immer wieder in Kontakt mit der Polizei und finde die Institution schon lange sehr spannend. Dass sie für Sicherheit in einer Stadt wie Basel sorgt.
Kamen Sie selbst nie mit dem Gesetz in Konflikt?
In einem Pfadilager habe ich mal eine Scheibe eingeschlagen. Der Schaden wurde von mir natürlich beglichen, eine Anzeige gab es also zum Glück nicht.
Was haben Sie für Ambitionen bei der Polizei?
Meiner Meinung nach steht sie in der Öffentlichkeit schlechter da, als sie es verdient hätte. Die Mitarbeiter machen einen guten Job. Mein Ziel ist es, dieses Bild nach aussen zu verbessern. Die Polizei auch nahbarer zu machen. Da kann ich meine Begabung, Leute für eine Sache zu begeistern, nutzen.
Es ist aber schon eine andere Welt im Vergleich zu einem Fernsehsender. Bei Telebasel standen Sie konstant im Rampenlicht. Werden Sie das vermissen?
Nein. Im Rampenlicht zu stehen, kann zur Sucht werden – da gibt es genug negative Beispiele hierfür. Ich freue mich nun darauf, mal in den Hintergrund zu treten. Und schliesse nicht aus, dass ich dereinst wieder in dieses Rampenlicht zurückkehre.
Bei Telebasel?
Man soll niemals nie sagen, aber im Moment kann ich mir das wirklich nicht vorstellen. Eventuell mal wieder als Gastmoderator, etwa während der Fasnacht.
Tun Sie es nun bald Ihrer Ex-Arbeitskollegin Esther Keller gleich, die jetzt für die Regierung kandidiert, und werden politisch aktiv?
Regierungsratswahl 2024, ich komme! Nein, jetzt mal ernsthaft: Politik interessiert mich, und ich kenne Basel nicht nur wegen der Arbeit als Journalist sehr gut. Aber jetzt möchte ich mir Zeit nehmen für meine Familie. In Zukunft schliesse ich aber keineswegs aus, für den Grossen Rat zu kandidieren.