Zeitstrasse
Anfassen erlaubt: Die Basler Geschichte schmeckt und riecht

Von den Kelten bis zu den Sonderbundsoldaten: An der Zeitstrasse stellten 12 Gruppen zwischen Wasserturm und Reservoir auf dem Bruderholz verschiedene Zeitabschnitte der Basler Geschichte dar. Dabei kämpften nicht nur die Legionäre mit dem Schlamm.

Matthias Zehnder
Drucken
Zeitstrasse: 2000 Jahre Geschichte zum Anfassen
24 Bilder
Die mittelalterliche Küche orientiert sich an den vier Elementen.
Keiner zu klein, ein Ritter zu sein.
Bei Regen und Schlamm helfen Trippen (rechts im Bild).

Zeitstrasse: 2000 Jahre Geschichte zum Anfassen

Matthias Zehnder

In Geschichtsbüchern ist selten vom Wetter die Rede. Bei Hannibals Überquerung der Alpen kommt der Schnee vor, und dass Napoleons Feldzug gegen Russland im Schlamm stecken geblieben ist, hat wohl etwas mit Regen zu tun.

Davon abgesehen kommt das Wetter im Geschichtsunterricht nicht vor. So kommt es, dass wir uns die alten Römer immer unter heisser Italiensonne vorstellen und die Burgen und Schlösser des Mittelalters immer so vor uns sehen, wie wir sie in den Sommerferien besuchen. Vermutlich hat es aber auch in früheren Jahrhunderten so oft geschifft wie in unserer Zeit.

Kelten und Sonderbundsoldaten

Dass das ohne Goretexjacke und Gummistiefel nicht so gemütlich ist, haben die Darsteller der Basler Zeitstrasse am Wochenende am eigenen Leib erfahren. Zwölf Gruppen haben zwischen Wasserturm und Reservoir auf dem Basler Bruderholz verschiedene Zeitabschnitte der Basler Geschichte dargestellt, von den Kelten im dritten Jahrhundert vor Christus bis zu den Truppen des Sonderbundkriegs 1847.

Ob römischer Legionär oder mittelalterlicher Händler – vor allem am Samstag hatten die Darsteller mit Regen und Schlamm zu kämpfen. Gut ausgerüstet war der spätmittelalterliche Schuster der Gruppe Margaritae, der Trippen anbot. Das sind Unterschuhe mit zwei grossen Absätzen aus Holz, die es den Menschen im Mittelalter ermöglichten, einigermassen trockenen Fusses durch die verschlammten Strassen zu gehen – und den Darstellern auf dem Bruderholz, ihr historisches Schuhwerk nicht zu verdrecken.

Am meisten Aufsehen erregte die Abteilung römischer Soldaten der «elften Legion». Der Verein orientiert sich an der historisch vorgegebenen und archäologisch verbürgten Präsenz der Legio XI im Legionslager von Vindonissa. Diese war von 69 bis 101 nach Christus dort stationiert. Die heutigen Legionäre zeigen ein Lager samt Tempel und verschiedene Waffengattungen und sie beeindrucken mit römischen Kampfübungen und Exerzieren.

Einiges friedlicher geht es an den mittelalterlichen Ständen zu. Bemerkenswert etwa die Comthurey Alpinum, eine Gruppe, die ein hochmittelalterliches Hospitaliter-Heerlager mit weltlichem Tross aus dem Jahr 1180 darstellt. Zu sehen an dem Stand war die mittelalterliche Küche nach der Lehre der vier Elemente. Das ist denn auch das einzigartige Erlebnis der Zeitstrasse: Geschichte kann riechen – und schmecken.