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1,56 Millionen Franken sollen für Machbarkeitsstudien zum Central-Park über den Bahnhof-Gleisen zur Verfügung stehen. Architekt Donald Jacob fordert, dass das Geld für sein mehrjähriges Vorprojekt aufgewendet wird. Die Regierung sieht das anders.
Mit schier unerschöpflicher Energie setzt sich der Basler Landschaftsarchitekt Donald Jacob für seinen Central-Park ein, für seine Idee von hängenden Gärten über den Gleisen des Basler Bahnhofs. Es ist sein Lebensprojekt. Rund 4500 Arbeitsstunden im Wert von etwa 300 000 Franken habe er bisher investiert, sagt er. Den grössten Teil davon hat Jacob mit seinem Architekturbüro, das fünf Mitarbeiter beschäftigt, geleistet. Es hat ein Vorprojekt ausgearbeitet und liess ein Modell sowie eine 3-D-Animation erstellen. Jacob ist so besessen von seiner Idee, dass er sein kleines Büro mit seinem ehrenamtlichen politischen Engagement fast in den Ruin treibt. In den letzten Jahren schrieb er teilweise Verluste. Das letzte Jahr lief etwas besser: Bei einem Umsatz von rund 550 000 Franken habe er einen positiven Abschluss erzielt.
Kredit von 1,56 Millionen
Und auch Jacobs Vision entwickelt sich erfolgreich. Als Reaktion auf seine Volksinitiative schlägt die Regierung dem Grossen Rat einen Kredit von 1,56 Millionen Franken für Machbarkeitsstudien vor. Das ist mehr Geld als nötig. Da die Vorlage referendumsfähig sein muss, liegt der Kreditvorschlag über 1,5 Millionen Franken. Ohne diese Hürde würde die Regierung für die paar Studien weniger Geld budgetieren. Trotzdem ist Jacob frustriert. Seine Idee droht ihm zu entgleiten. Vom überdimensionierten Betrag ist nichts für ihn bestimmt.
Die Regierung will mit einem Varianzverfahren konkrete Vorschläge ermitteln. Das bedeutet, dass möglicherweise ein Central-Park erstellt wird, der nicht exakt den Vorstellungen des Initianten entspricht. Der normalerweise sanftmütige Landschaftsarchitekt wird zornig, wenn er damit konfrontiert wird. Er verlangt, dass die Machbarkeitsstudie auf seinem Vorprojekt aufbaut. Im Planungsamt entgegnet man ihm, dass es sich bei seinem Vorschlag lediglich um eine Idee handle. Die Standards für ein Vorprojekt erfülle er nicht.
Bei diesem Definitionsstreit geht es nicht nur darum, was für ein Park geprüft wird. Es geht auch um sehr viel Geld. Im Initiativtext wird ein «CentralParkBasel» gefordert. Was das genau sein könnte, will die Regierung mit den Studien ausloten. Aus Jacobs Sicht hingegen haben die 3700 Unterzeichnenden ihren Namen nicht nur unter den Initiativtext gesetzt, sondern auch unter die darüberstehende Visualisierung seines «CentralParkBasel». Jacob liess diesen Begriff schützen. Werde seine Idee nicht nach seinen Plänen umgesetzt, würde es sich um eine «Raubkopie» handeln, meint er. Der Verweis aufs Urheberrecht ist für ihn aus wirtschaftlichen Gründen wichtig: Fliesst seine Vorarbeit eins zu eins ins Projekt ein, erhofft er sich als geistiger Eigentümer eine Entschädigung.
Da die Regierung Jacobs Pläne als politische Idee und nicht als architektonisches Projekt qualifiziert, könnte er jedoch leer ausgehen. Diese Woche haben die Initianten Gegensteuer gegeben. Sie sprachen in der vorberatenden Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission vor. Sie verlangten, dass das Vorprojekt die Grundlage der weiteren Arbeit bildet. Für Jacob steht auch fest, dass er beim Bau des Parks als Mitglied des Planungsteams gesetzt sei. Im Gegensatz zur Regierung ist er überzeugt, dass in diesem Fall eine Ausnahme des Submissionsgesetzes gerechtfertigt wäre, das eine öffentliche Ausschreibung verlangt.
Behördenschreck
Im freien Wettbewerb stünden seine Chancen trotz seines Vorwissens schlecht. Bei allen Wettbewerben des Kantons, an denen er sich in den letzten Jahren angemeldet hat, wurde er abgewiesen. Die Begründung: Er erfülle die Qualitätsanforderungen nicht. Jacob glaubt an eine Verschwörung. Mit seinem unermüdlichen Kampf, seine Vision gegen den Willen der Verwaltung durchzusetzen, hat er sich zum Behördenschreck entwickelt. Deshalb sei seine Mitarbeit unerwünscht, sagt er.
Erstaunlich ist, dass jener Jacob, der in der Verwaltung als rotes Tuch gesehen wird, von schwergewichtigen Organisationen wie der Handelskammer beider Basel oder dem Basler Gewerbeverband ideell unterstützt wird. Sein beharrlicher Einsatz für die populäre Idee wirkt für manche abschreckend, für andere ansteckend. Roland Strub, Kassier des Vereins Central-Park-Basel und Verlagsleiter der «Programmzeitung» deutet Jacobs Charakterzüge positiv: «Die Leute mit den grossen Ideen sind meist auch jene, die ‹einen Ecken ab› haben.»
Strub bildet mit Hansjörg Wilde vom Gewerbeverband die Zweierdelegation, welche sich in den Kommissionsverhandlungen unter anderem dafür einsetzt, dass Jacob für seine Vorarbeit entlöhnt wird. Die beiden Unternehmer vertreten das Initiativkomitee. Nicht alle Mitglieder denken jedoch gleich. CVP-Grossrat Oswald Inglin, treibende Kraft im Komitee, stellt fest: «Es ist nicht üblich, für derartige Vorleistungen abgegolten zu werden.» Im Gegensatz zu Jacob ist Inglin pragmatisch. Er kann sich nicht vorstellen, dass Jacobs Idee in der ursprünglichen Form realisiert werden kann: «Das wäre wahnsinnig teuer.»
Trotzdem kämpft Jacob für die Maximalvariante. Landschaftsarchitekt sei er geworden, weil er einen Beitrag für eine schönere Welt leisten möchte. Mit Gottes Lohn alleine lässt sich dieser nicht finanzieren. «Ob mein Geschäft den Verlust verkraften werden würde, wird sich weisen», sagt Jacob.