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Daniel Albietz ist gegen Abtreibungen. Dafür würde der CVP-Nationalratskandidat auch Ärzte ins Gefängnis stecken.
Wäre CVP-Nationalratskandidat Daniel Albietz Senator in Alabama, er hätte mit Ja gestimmt. Ja zum strengsten Gesetz gegen Abtreibung der USA.
Alabama, Herz des Südens, Land der Baumwolle und Heimat einer starken christlichen Rechten. Diesen Frühling beschloss der Senat des Südstaats eine neue Regel, wonach Abtreibungen nur so lange erlaubt sind, bis der Fötus über einen Herzschlag verfügt. Selbst Inzest und Vergewaltigung bilden keine Ausnahme. Der Herzschlag ist bereits nach vier Wochen Schwangerschaft hörbar. Viele Frauen ahnen zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von ihrer Schwangerschaft. Ärzte, die dagegen verstossen, drohen bis zu 99 Jahre Haft.
Die sogenannte «Heartbeat Bill» sorgt national für Proteste. Neun weitere US-Bundesstaaten kennen ähnliche Gesetze, zur Anwendung kommen sie indes nicht: Sie widersprechen einem Urteil des Obersten Gerichtshofs und sind blockiert. Die befürwortenden Fundamentalisten hoffen nun auf einen neuen Entscheid, nachdem Präsident Donald Trump erzkonservative Richter installiert hat.
Mit den Republikanern hofft Daniel Albietz. Der Riehener ist im Vorstand der Basler CVP. Aktuell kandidiert er für den Nationalrat, auf seinem Wahlplakat inszeniert er sich als «Familienvater». Seine Kandidatur steht unter dem Segen vom «Marsch fürs Läbe», dem Verein der Abtreibungsgegner. Dieser hat unlängst ein Rating veröffentlicht, welche Politiker seine Positionen vertreten. Der Fragebogen ist online einsehbar; ausgefüllt haben ihn offenbar vor allem Kandidaten aus dem christlichen Milieu. Daniel Albietz’ Übereinstimmung mit den Positionen von Prolife: Hundert Prozent. Dafür musste er nicht nur der «Heartbeat Bill» zustimmen. Albietz setzt sich auch dafür ein, dass eine Abtreibungswarnung in den Lehrplänen steht und dass Krankenkassen nicht mehr für Abtreibungen aufkommen.
Es sind Positionen, wie sie nur ganz wenige vertreten in der Schweiz. Selbst im Rating vom «Marsch fürs Läbe»sind es schweizweit gerade einmal drei Dutzend Kandidaten, welche sich in diesem Mass mit den Zielen des Vereins identifizieren. Seit 2002 gilt hier die Fristenregelung: Frauen dürfen bis zur 12. Schwangerschaftswoche frei entscheiden, ob sie das Kind behalten. Versuche, daran zu rütteln, scheiterten klar.
2015 kams zum Eklat: Aufgrund «fehlender Offenheit im Umgang mit unterschiedlichen Meinungen» trat Albietz aus der CVP aus. Erst als Balz Herter das Parteipräsidium übernahm, kehrte der verlorene Sohn heim. Doch auch Herter ist nicht eben angetan von den Haltungen seines Vorstandskollegen: «Er hat sehr eigene Ansichten, was die Gesellschaftspolitik betrifft. Ich stehe nicht hinter dieser Meinung», sagt er auf Anfrage der bz. Die Diskrepanz zu einer ansonsten eher liberalen Basler CVP ist für Herter aber kein Grund, Albietz nicht auf die Nationalratsliste zu setzen: «In 95 Prozent aller Themen bin ich gleicher Meinung mit ihm, etwa in der Wirtschafts- und Finanzpolitik.» Ausserdem stehe Herter für eine CVP ein, «in der auch andere Ansichten ihren Platz haben». Ausserdem habe die Basis Albietz «klar nominiert».
Albietz selbst hingegen ist überrascht, dass seine Ansichten zur «Heartbeat Bill» überhaupt ein Thema sind. «Meine Position war schon immer, dass das Leben schützenswert ist – schon vor dem ersten Herzschlag.» Dabei sei er sich bewusst, dass seine Haltung «unpopulär ist».