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Auf der Art Basel wechseln täglich Millionenbeträge den Besitzer. Doch gibt es auch heiss gehandelte Kunst für das kleine Portemonnaie? Wir machen den Test: Gesucht ist ein Kunstwerk für unter 1000 Franken. Los geht’s!
Wir sind in der Messehalle zwei, es summt und brummt wie in einem Bienenschlag. Schicke Menschen versperren uns die Sicht auf die Kunst – und Preisschilder sucht man hier vergeblich. Welche Kunst sieht eigentlich günstig aus? Kleinformatig muss es sein. Und vermutlich eher ein Gemälde oder eine Fotografie als eine Skulptur. Vielleicht von einem jungen Künstler – aber zu jung darf er oder sie auch nicht sein, denn wir sind ja nicht an der Liste. Sondern an der Hauptmesse.
Nach dem Eingang halten wir uns links – und finden: ein Gemälde des albanischen Künstlers Anri Sala (42). Mit Grafit hat er eine organische Linie aufs chinesische Papier gezaubert. Der Clou: in den einzelnen Elementen hat er die Lebenslinien der Handinnenflächen von Carl Gustav Jung, Aldous Huxley und Igor Strawinsky nachgezeichnet und übereinandergelegt. Das Bild kostet erschwingliche 4500 Euro.
Doch Anri kann auch teurer: «Still life in the doldrums (don’t explain)» macht permanente Trommelgeräusche, die drei Totenköpfe schauen dabei gelangweilt die Art-Besucher an. Es sei nicht leicht, ein geräuschintensives Kunstwerk zu verkaufen, gibt der italienische Mitarbeiter der Galerie Alfonso Artiaco zu. Vielleicht liegt’s auch am Preis? 250'000 Euro soll die Trommel kosten.
Weiter geht’s zu «The Mayor Gallery» aus London. Hier entdecken wir ein Kunstwerk, das in unser Beuteschema passt: Gemälde, kleinformatig – und erst noch von einer Schweizer Künstlerin. Mira Schendel heisst sie, geboren in Zürich, gestorben in São Paulo. 1964 hat sie eine konzentrierte schwarze Zackenlinie auf Reispapier gezeichnet – das sollte nicht so teuer sein. Doch wir vergassen: Ihr Werk wurde bereits in der Tate Modern in London ausgestellt – und ist begehrt. 27'500 Euro kostet das kleine Schwarze. Ein anderes Werk sogar über eine Million.
Wir schlendern vorbei an sechs weissen Vogelhäuschen – mit Türklingel! – von der deutschen Künstlerin Inge Mahn (*1943). Beim Kostenpunkt von 40'500 Euro denken wir doch eher ans Selberbasteln. Auch die Lithografie des «in Frankreich sehr bekannten Künstlers Francois Morellet», wie uns die Galeristin erläutert, können wir uns nicht leisten: 13'500 Franken für einen hübsch geschwungenen schwarzen Zacken auf Papier.
Da hilft uns nur noch die Flucht in den Edition-Bereich im Erdgeschoss der Messehalle zwei. Hier gibt es hochwertige Drucke in Kleinauflagen. Das sind dann zwar keine Unikate – aber schont unser Portemonnaie.
Geätzt und gedruckt sind die zehn «Red Shadows» von Anish Kapoor – vielleicht ein bisschen viele für die durchschnittliche Schweizer Wohnwand. Aber schön – und relativ erschwinglich. Sollte die Galerie keinen Käufer finden, der alle zehn nimmt, ist ein einzelner roter Schatten für 6500 Euro zu haben. Unser Budget haben wir damit aber dennoch deutlich überschritten. Gibt es an der Art Basel tatsächlich keine Kunst für 1000 Franken?
Doch, es gibt sie: am Stand der Basler Galerie Fanal. Ein schwarz-weisser Siebdruck von Pol Bury sticht uns ins Auge, «3 cubes en perspective» heisst er. Ein Exemplar von den 33 verfügbaren kostet tatsächlich nur 500 Franken. Die Galerie hat sich auf hochwertige Kunstdrucke in Kleinstmengen spezialisiert. Hier arbeiten die Drucker eng mit den Künstlern zusammen, wählen die Farben aus, das Papier stammt teilweise sogar aus der Basler Papiermühle. Internationale Kunst, veredelt durch Schweizer Handwerk – wenn das kein Verkaufsrenner an der Art Basel wird.
Fazit: Im Edition-Bereich sind einige wenige Schnäppchen zu finden. Unser Tipp: Reden Sie mit den Galeristen. Jeder Stand hat noch ein geheimes Kämmerchen, in dem oft die wahren Schätze schlummern – und auch die Schnäppchen.