Riehen
Aufregung um den Ortsbus: Bus lässt Zentrum samt Tram links liegen

Riehens Ortsbusnetz wird neu konzipiert. Kritiker monieren, die vorgesehenen Routen seien eine Verschlechterung – gerade für Senioren.

Tobias Gfeller
Drucken
In Riehen wird Kritik am Ortsbus laut. (Symbolbild)

In Riehen wird Kritik am Ortsbus laut. (Symbolbild)

bz Archiv

Mehrere Buslinien in Riehen werden ab 2022 teilweise oder komplett neu geführt. Es gibt zwar auch Lob – vor allem aber Kritik. Letztere betrifft meist die angedachten Linienführungen der Buslinien 35 und 45, die mit Kleinbussen bedient werden. Die verkehren heute zwischen Inzlinger Zoll und Habermatten sowie zwischen Chrischonaweg und Habermatten. Beide halten im Dorfzentrum gleich neben Lebensmittelläden und dem Gesundheitszentrum.

Der 35er soll neu zwischen Inzlinger Zoll und Riehen Zentrum verkehren. Der 45er soll künftig die Funktion eines Ortsbusses erfüllen, der Riehens östliche Quartiere von Norden nach Süden erschliesst. Er verkehrt neu von Rotengraben via Bahnhof Riehen bis Habermatten.

Keine Rücksicht auf Bevölkerung?

Mit der geplanten Linienführung des 45ers verschlechtere sich die Anbindung ans Dorfzentrum, auf die vor allem Ältere zum Einkaufen angewiesen sind, kritisiert SP-Einwohnerrätin Susanne Fisch. «Es reicht nicht, wenn der Bus am Bahnhof hält. Gerade für Ältere ist das Schleppen der Einkäufe über diese Distanz mühsam.» Der 45er soll an der Endstation Rotengraben im Norden der Gemeinde die Buslinie 32 ersetzen, die das Gebiet um das Schulhaus Hinter Gärten heute mit dem Dorfzentrum verbindet.

Der 32er soll neu zwischen Dorfzentrum und Bettingen verkehren. «Wenn man die Älteren nicht mit dem öffentlichen Verkehr ins Dorfzentrum bringt, wo sie einkaufen oder zum Gesundheitszentrum gehen können, machen sie das mit dem Auto anderswo», mahnt SVP-Einwohnerrat Christian Heim.

In ihrer Mitteilung lässt die SVP Riehen kein gutes Haar am neuen Buskonzept. Ganze Quartiere würden vom Dorfzentrum abgeschnitten, die Anbindungen ans Tram verschlechtert. «Für den Zugang ins Dorf ist es ein massiver Unterschied, ob man beim Bahnhof aussteigt oder wie heute bei den Haltestellen Schmiedgasse oder Webergässchen», moniert Heim die geplante Linienführung des 45ers.

Die Gemeinde und das kantonale Amt für Mobilität entkräften die Vorwürfe, indem sie gemeinsam betonen, dass das Gebiet beim Schulhaus Hinter Gärten künftig mit dem 35er bei der Haltestelle Inzlingerstrasse direkt mit dem Tram verbunden ist. Das helfe den Anwohnerinnen und Anwohnern am Rotengraben mit dem neuen Ortsbus aber wenig, widerspricht Christian Heim. Möchte man von Riehen Nord aufs Tram, müsste man neu mit der Linie 45 bis zu den Haltestellen Pfaffenloh oder Habermatten fahren – laut Heim eine unnötige «Rundreise».

Bus fährt durch (zu) enge Strassen

Nächster Kritikpunkt ist die Durchfahrt des Ortsbusses durch die Burgstrasse, wo es gemäss SVP viele Schulkinder hat. Noch umstrittener ist die Durchfahrt durch den Pfaffenlohweg, auf dem es schon heute aufgrund des fehlenden Trottoirs sehr eng zu- und hergeht. Ein Bus habe dort nichts verloren, kritisiert eine neu formierte IG in der kürzlich zu Ende gegangenen Vernehmlassung. Die IG hat bei Anwohnerinnen und Anwohnern 75 Unterschriften gesammelt.

Sie befürchten zudem, dass mit der Durchfahrt eines Busses Parkplätze aufgehoben würden. Gemeinde und Kanton beruhigen: «Es ist so, dass die Route teilweise über enge Strassen führt. Wir haben die Situation aber geprüft, und die Linienführung ist möglich.» Von Kleinbussen gehe keine grössere Gefahr aus als von anderen Fahrzeugen; das Verkehrsregime im Pfaffenlohweg ändere sich nur unwesentlich. Kritisiert wird auch, dass die Gebiete am Hang künftig nur noch per Ruftaxi und nicht mehr per Linienbus bedient werden sollen.

Zu dieser vehementen Kritik hätte es gar nicht erst kommen müssen, wenn der Gemeinderat und das kantonale Tiefbauamt verstärkt auf den Einwohnerrat und vor allem auch die zuständige Sachkommission Mobilität und Versorgung (SMV) gehört hätten, die die Analyse beantragt hatte, findet SMV-Präsident Martin Leschhorn (SP).