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In der Barfüsserkirche ist Wasser eingedrungen – nicht zum ersten Mal. Das hat unangenehme Konsequenzen.
Die Vorfreude ist schon heute deutlich spürbar. Sie soll der ganze Stolz des Historischen Museums Basel (HMB) werden: die Jubiläumsausstellung zum 1000-jährigen Bestehen des Basler Münsters. Im Oktober 2019 wird es endlich so weit sein. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.
Es werde eine Ausstellung von «internationaler Ausstrahlung», schwärmt die Museumsleitung. Leihgaben aus aller Welt werden zu bestaunen sein.
Die Sache hat nur einen Haken: Die Ausstellung muss im Neubau des Kunstmuseums stattfinden. «Bestimmte Leihgaben dieser Ausstellung verlangen klimatische und sicherheitstechnische Gegebenheiten, welche die Barfüsserkirche nicht erfüllen kann», sagt HMB-Sprecher Andreas Mante.
Klar, dass das die Verantwortlichen wurmt. «Es ist wirklich sehr schade, dass die Ausstellung nicht bei uns stattfinden kann. Die Objekte hätten perfekt in die Barfüsserkirche gepasst», sagt Urs Gloor, Präsident der Museumskommission. «Aus Sicherheitsgründen aber hätten wir die Leihgaben nie bekommen.»
Die Probleme in der Kirche sind offensichtlich. Erst kürzlich kam es während eines Gewitters wieder zu einem Wassereinbruch auf der Südseite des Chors. «Die Abdichtung der Fenster zum Mauerwerk oder zwischen den Fenstern ist in die Jahre gekommen», erklärt Mante. Dort dringt Wasser ein, fliesst über den Sandstein die Wand runter, wobei es rote Streifen hinterlässt. Die Wand musste denn auch schon wiederholt neu gestrichen werden, zuletzt im November.
Bedroht aber sind auch Ausstellungsstücke. Diverse Holzskulpturen hätten nass und damit beschädigt werden können. Bis jetzt aber hat man Glück gehabt. «Wir haben Sofortmassnahmen ergriffen und Ausstellungsstücke von der Wand weg ins Rauminnere verschoben», sagt Mante. Für ein besonders gefährdetes Objekt sei zudem eine Verglasung bestellt.
Auch soll unter den Fenstern entlang der gesamten Wand eine Rinne montiert werden, die das Wasser kanalisiert. Symptombekämpfung.
Klar aber ist: Es müssen sämtliche Fenster saniert werden, um grössere Schäden zu verhindern. Die Arbeiten seien daher auf der Instandhaltungsliste des Baudepartements festgehalten. Mit der Denkmalpflege sei die Sanierung aber noch nicht abgesprochen. Die Kosten dürften im Millionenbereich liegen.
In der Bildungs- und Kulturkommission (BKK) des Grossen Rats löst die Meldung Erstaunen aus: «Dass die Bedingungen in der Barfüsserkirche nicht ideal sind, ist bekannt», sagt Sozialdemokrat Claudio Miozzari. «Aber, dass es so schlimm ist, war mir nicht bewusst.»
Fraktionskollegin Franziska Reinhard hofft, dass das Parlament möglichst rasch die angekündigte Betriebsanalyse erhält, um einen Überblick zu gewinnen und entsprechend Massnahmen ergreifen zu können.
Das Präsidialdepartement erwecke immer den Eindruck, alles im Griff zu haben. «Und dann müssen wir feststellen, dass es eben doch nicht so ist», findet FDP-Grossrat Stephan Mumenthaler. «Es entsteht der Verdacht, dass die Situation schöngefärbt wird, um den angestrebten Neubau des Naturhistorischen Museums nicht zu gefährden.» Denn bei den staatlichen Museen öffnet sich ein Finanzloch nach dem anderen.
Eine Anfrage zum Gebäudezustand der Barfüsserkirche und allenfalls nötigen Massnahmen wird auf der Basler Kantonsverwaltung über Tage hinweg wie eine heisse Kartoffel herumgereicht.
Das Historische Museum verweist erst an das für die staatlichen Museen zuständige Präsidialdepartement. Von dort geht es weiter zu Immobilien Basel-Stadt. Zwei Tage später heisst es dann, man sei ebenfalls nicht zuständig, und verweist ans Hochbauamt. Doch auch von diesem sind den ganzen Freitag keine Antworten zu erhalten.
Co-Kulturchefin Sonja Kuhn vom Präsidialdepartement versichert, dass der Handlungsbedarf erkannt sei. Der Gebäudeunterhalt sei aber nicht Sache des Departements. Und: Trotz baulicher Mängel sei die Barfüsserkirche weiterhin sicher.
«Die Ausstellungsobjekte, die für die Münsterausstellung als Leihgaben gewonnen werden konnten, sind aber von aussergewöhnlicher Bedeutung und benötigen spezielle klimatische Bedingungen», erklärt Kuhn. Diese wären zwar auch in der Barfüsserkirche herzustellen gewesen, die Museumsdirektion habe sich aber dagegen entschieden.
Da aber widerspricht Urs Gloor vehement: «Die Verlegung ins Kunstmuseum war nicht einfach ein Entscheid der HMB-Leitung», betont der Präsident der Museumskommission. «Wir haben alles versucht, um die Ausstellung in der Barfüsserkirche durchführen zu können, aber es geht schlicht nicht.»
Daher müsse nun endlich etwas geschehen. «Es wäre der Kommission sehr wichtig, dass nun möglichst rasch Massnahmen ergriffen werden, damit die rudimentärsten Anforderungen an Ausstellungsräume eines Museums erfüllt werden – ein weiteres Zuwarten ist nicht akzeptabel.»