Trotz teilweiser Entwarnung des BAG hält Basel an strengen Auflagen für Bars und Clubs fest. Die Taskforce Nachtkultur bleibt ergebnislos.
«Clubs und Restaurants doch nicht Hauptansteckungsquelle im Juli.» So entschuldigte sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntagabend auf Twitter. Zwei Tage zuvor hatte das BAG fälschlicherweise mitgeteilt, dass sich zwei Drittel aller Personen in Gastronomie und Nachtleben mit dem Coronavirus anstecken.
Die vom BAG verbreitete Falschmeldung löste eine erneute Welle der Empörung gegen das als unverantwortlich und vergnügungssüchtig dargestellte Partyvolk aus. Zu Unrecht, wie sich herausstellte: Die meisten Ansteckungen erfolgen laut den korrigierten BAG-Zahlen im familiären Umfeld.
Obwohl das BAG am Sonntag zurückkrebste und trotz der Tatsache, dass es bisher in Basler Clubs zu keinen Ansteckungsfällen kam: Aufatmen können die Gastro- und Clubbetreiber nicht. Kantonsarzt Thomas Steffen und Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (CVP) sehen keinen Grund für eine Entwarnung.
«Wir nahmen die Datenmeldung des BAG vom Freitag mit Überraschung zur Kenntnis, haben diese aber nicht allzu gross gewichtet», sagt Regierungsrat Engelberger am Montag. Somit hat auch die Dementierung des Bundesamts nicht zu einem Kurswechsel beim Kanton geführt. In Basel-Stadt ist seit Anfang Juli eine Verordnung in Kraft, welche die maximale Anzahl Gäste in Bars und Clubs auf 100 Personen beschränkt. Anders als in den umliegenden Nordwestschweizer Kantonen, welche dieselben Massnahmen vorerst bis Mitte, respektive Ende August eingeführt hatten, gelten die Restriktionen in Basel-Stadt voraussichtlich bis Ende Jahr.
«Es ist zur Zeit nicht geplant, die geltende Verordnung früher zu beenden», sagt Engelberger. Clubbetreiber sollten kurzfristig nicht auf die Lockerung von Massnahmen hoffen, sondern eher überlegen, welche Möglichkeiten sich ihnen mit den Schutzmassnahmen bieten, etwa durch die Einführung einer Maskenpflicht.
Mit der Hygienemaske ans Konzert? Diese Forderung stösst bei den Veranstaltern kultureller Anlässe auf wenig Verständnis Sandro Bernasconi von der Kaserne Basel ist in der neu geschaffenen Taskforce Nachtkultur aktiv, die als Plattform für einen unkomplizierten Austausch zwischen Vertretern der Unterhaltungsgastronomie und des Kantons dienen soll. Bernasconis Fazit der bisherigen drei Sitzungen ist ernüchternd: «Wir konnten bis jetzt leider sehr wenig Unterstützung für die Clubs praktisch umsetzten und das Vertrauen schwindet zunehmend».
Auch beim Initiator der Taskforce ist die Frustration mit der gegenwärtigen Situation gross. «Eine Katastrophe», nennt Grossrat Sebastian Kölliker etwa die Kommunikation des BAG. Der ehemalige Gastronom hat anfangs Juni mit einer Motion die Schaffung der Taskforce ins Leben gerufen. Doch selbst er betrachtet den bisherigen Erfolg des Zusammenschlusses skeptisch: «Von zufrieden kann nicht die Rede sein.» Es sei zwar gut, dass Vertreter der Clubszene und des Kantons in einem unkomplizierten Dialog miteinander stünden und wissen, wer gegenseitige Ansprechpersonen seien. «Ergebnisse stehen aber noch aus», bedauert der Grossrat.
Kölliker findet, die Basler Regierung sollte sich überlegen, ob man nicht zu den bis Anfang Juli geltenden Massnahmen zurückkehren möchte. In anderen Kantonen, etwa in Zürich, dürfen bei einer strengen Überprüfung von Personendaten bis zu 300 Personen an Veranstaltungen teilnehmen.