Die Bisherigen
Baschi Dürr: Locker Richtung zweite Halbzeit

Mit erst 43 Jahren dürfte Sicherheitsdirektor Baschi Dürr bald der amtsälteste Basler Regierungsrat sein.

Jonas Hoskyn
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Baschi Dürr könnte bald der amtsälteste Basler Regierungsrat sein.

Baschi Dürr könnte bald der amtsälteste Basler Regierungsrat sein.

Roland Schmid

Das Büro sieht noch immer aus, wie am ersten Arbeitstag – Clean Desk. Nur das Geschenk-Regal hinter dem Pult hat sich merklich gefüllt: Urkunden, Weinflaschen und ein FCB-Wimpel. Das Private bleibt privat. Nur als Baschi Dürr einmal den Aktenschrank öffnet, die neuste Gesetzesrevision herauszuholen, blitzt für einen Augenblick eine Fotowand auf.

Die Szenerie ist bezeichnend. Baschi Dürr ist definitiv nicht der Typ Politiker, der mit seiner gewinnenden Art alle um den Finger wickelt, bevor es los geht. Er gilt als steif und verschlossen. Ohne Anzug kennt den FDP-Mann wohl nur seine Familie. Seine direkte Art, sein trockener Humor wird oft missverstanden.

Der Kontrast wird umso deutlicher, wenn man sich vor Augen führt, dass Dürr mit 43 Jahren eigentlich noch zur jungen Politgarde gehört. Seinen ersten Wahlkampf bestritt er als Teenager vor über zwei Jahrzehnten, seit seiner Wahl in den Grossen Rat 2003 gehört er zum Who-is-Who der Basler Politszene. Kommendes Jahr wird er mit zwei Legislaturen auf dem Buckel sogar das amtsälteste Mitglied im Regierungsrat sein. Sofern ihm die Wiederwahl gelingt. Auch dieses Jahr gilt Dürr als Wackelkandidat bei den Bürgerlichen.

«Teslas sind ein Erfolg»

«The Swiss police are smart. The bad guys will def not escape», twitterte der Elon Musk, der Chef der US-Autofirma Tesla, als bekannt wurde, dass die Basler Polizei für eine Million Franken sieben seiner Elektroautos für das Alarmpikett anschaffen will. «Sounds like this canton has style!» Dem früheren PR-Profi Dürr ging dieses Kompliment des mittlerweile drittreichsten Mannes der Welt runter wie Öl.

Dass danach grosse Diskussionen ausbrachen, angefangen von den Kosten über die Tauglichkeit der Fahrzeuge bis hin zu Ungereimtheiten bei der Beschaffung, scheint für ihn eine Randnotiz zu sein: «Die Teslas sind auf allen Ebenen ein Erfolg.» So eine Anschaffung tue auch dem Betrieb gut. Die Fahrzeuge seien auch bewusst für die Arbeit an der Front ausgewählt worden: Grün und sexy als neues Label für die Basler Schugger.

Dürr wirkt weniger verkrampft als früher

Die Episode zeigt: Dürr ist in seinem Amt angekommen. Kein Vergleich mit der Dienstwagenaffäre, welche ihn vor vier Jahren auf dem linken Fuss erwischte und in der Folge zu einem heissen Wahlkampfthema wurde. Dieses Mal gelingt es Dürr, bei den Diskussionen die Betriebstemperatur zu halten, egal ob Frauenstreik oder rumänische Bettler. Auch das hat viel mit seinen acht Jahren Erfahrung zu tun.

Obwohl Dürr als Bürgerlicher als Regierungsrat seit Anbeginn in der Minderheit ist, konnte er viele Projekte durchbringen, teilweise auch gegen den erbitterten Widerstand der Linken im Grossen Rat.
Damit einher geht auch eine gehörige Portion Lockerheit. Dürr wirkt deutlich weniger verkrampft als früher. Auch weil’s nun in die zweite Halbzeit geht. «In der Politik dauert es immer ein paar Jahre, bis man die Früchte der eigenen Arbeit ernten kann. Es ist auch mal schön, Ergebnisse zu sehen», sagt er.

Kleine Schritte statt grosser Fragen

Vieles spricht dafür, dass Dürr bis zum Ende seiner Amtszeit Justiz- und Sicherheitsdirektor bleiben wird. Und klar ist auch: Für Dürr wird es eine Zeit nach dem Regierungsrat geben. Mit Ende vierzig, spätestens Anfang fünfzig wird er sich eine neue Aufgabe suchen.

Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass Dürr politisch aktiv bleibt. Er ist das, was man einen Vollblutpolitiker nennt. Eigentlich debattiert er gerne die grossen Themen: Wettbewerb, Eigenverantwortung, Grundrechte – oder etwa darüber, dass man sich post Corona nicht an mehr Staatlichkeit gewöhnen sollte.

Es gilt, den Tanker neu auszurichten

Den Alltag als Justiz- und Sicherheitsvorsteher prägen aber die operativen, manchmal auch kleinen Fragen. Die Polizei braucht neue Uniformen, veraltete Computer und Gesetze ein Update. Und auch Debatten über Betriebskultur sind nicht unbedingt der Grund, sich politisch zu engagieren. «Ich vermiss es manchmal, eine freche Idee zu bringen», sagt Dürr.

Gleichzeitig sei das Management eines Grossbetriebs wie des Justiz- und Sicherheitsdepartements mit knapp 2000 Mitarbeitenden hoch spannend. Vor allem wenn es gelinge, diesen Tanker neu auszurichten. Seine Halbzeitansage als Fussballtrainer wäre denn auch folgende: «Weiter so. Dranbleiben. Gefährlich wirds erst, wenn wir die Beine hochlegen.»