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Die Datenschützer beider Basel sind sich einig: Lehrer sollen von WhatsApp-Gruppen mit Schülern die Finger weglassen. Die Schulen sehen das aber noch ziemlich locker.
Es ist gang und gäbe. Wer heute mit mehreren Menschen kommuniziert, bildet auf einem Messenger-Dienst eine Gruppe. So auch in den Schulen und da hat WhatsApp die Nase vorne. Noch vor zwei Jahren sagte der heutige Leiter Volksschulen Baselland, Beat Lüthy, zu «20 Minuten»: «Whatsapp-Gruppen gibt es in meinem Umfeld in vielen Klassen.» WhatsApp-Chats hätten für Lehrer und Schüler verschiedene Vorteile, so hätten Lehrer beispielsweise eine relativ einfache Möglichkeit, alle Schüler über Stundenausfälle zu informieren.
Doch jetzt wächst der Widerstand gegen diese Praxis - und das auch von seiten Datenschützer. Die Beauftragten beider Basel raten deutlich zur Vorsicht mit dem Nachrichtendienst. Denn das Problem ist nicht nur der Umgang mit Daten, gerade, weil WhatsApp zu Facebook gehört, sondern die gegenseitige Freigabe von Schülerhandynummern. Zudem sind die Schüler minderjährig.
Das Thema Whatsapp-Gruppenchats zwischen Lehrern und Schulklasse wurde am Sonntag durch einen Artikel der Sonntagszeitung aktuell. «Lehrer müssen Klassenchats auf Whatsapp löschen», titelte das Blatt. Tatsächlich schreibt beispielsweise der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich in seinen Richtlinien deutlich: «Die Nutzung von WhatsApp durch Lehrpersonen und die anderen schulischen Mitarbeitenden ist nicht rechtmässig.» Dies, weil alle Personen, die im elektronischen Adressbuch der Smartphones aller Teilnehmer verzeichnet sind, dieser Nutzungsform zustimmen müssten – was praktisch nicht möglich sei.
Der Baselbieter Datenschutzbeauftragte Markus Brönnimann hat eine klare Meinung dazu: «Grundsätzlich rate ich Lehrerinnen und Lehrern vom Einsatz von Whatsapp-Gruppenchats mit ihrer Klasse ab, weil Personendaten preisgegeben werden und wir davon ausgehen, dass Anforderungen aus dem Datenschutzugesetz für öffentliche Institutionen wohl nicht eingehalten werden können.» Noch habe sich der Datenschutz aber nicht vertieft mit Whatsapp-Gruppenchats auseinandergesetzt.
Ähnlich klingt es auch in der Stadt. «Wir untersuchen das Thema seit geraumer Zeit gemeinsam mit den Informatikdiensten der Volksschulen. Bis zum Abschluss dieser Untersuchung geben wir noch keine offizielle Empfehlung ab, wir raten aber Lehrerinnen und Lehrern jetzt schon zur Vorsicht im Umgang mit WhatsApp-Chats», sagt Beat Rudin. Gleichzeitig zu einer allfälligen Empfehlung, WhatsApp nicht zu nutzen, möchte der Basler Datenschützer jedoch eine Alternative anbieten können, die in Bezug auf den Datenschutz zulässig sei. «Hier prüfen wir aktuell die Messaging-App Threema.»
Ein anonymer Schülerkommentar auf 20min.ch zeigt konkreter, weshalb die Lehrer beim Einsatz von Whatsapp-Gruppenchats zurückhaltend sein sollten. «Mit welchem Recht will mich ein Lehrer zwingen, meine Mobilfunknummer allen anderen Personen in der Klasse mitzuteilen? Schule ist nicht immer nur Harmonie, ich würde nicht jedem anderen Mitschüler meine Nummer gegeben.»
Damit konfrontiert, sagt der Baselbieter Volksschulleiter Lüthy heute: «Dies ist in allen Kantonen ein Thema und an allen Schulen.» Der Kommunikationsweg über Chats oder E-Mail sei kurz und praktisch. «Auf jeden Fall müssen die Schulen beziehungsweise die Klassenlehrer eine Bestätigung der Eltern einholen. Dieses Einverständnis muss auch bei einer Kommunikation per E-Mail oder einer anderen online Kommunikation eingeholt werden.»
Auch das Basler Erziehungsdepartement zeigt sich eher pragmatisch: «Wir gehen davon aus, dass künftig bei der schulischen Benutzung von WhatsApp tatsächlich das Einverständnis der Eltern eingeholt werden sollte und empfehlen das den Schulen auch», so dessen Sprecher Simon Thiriet. Weiter sei es sowieso sinnvoll, wenn die Schule den Erziehungsberechtigten aufzeige, wofür und wie Whatsapp oder ähnliche Dienste genutzt würden.
Der im Gegensatz zu den Empfehlungen der Datenschützer eher laxe Umgang der Schulen ist der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt bekannt. «Whatsapp-Gruppen von Klassen inklusive Lehrer sind an Basler Schulen gang und gäbe. Es ist auch wichtig, dass die Lehrpersonen in diese Chats eingebunden sind», sagt dessen Präsident Jean-Michel Héritier. «Bisher waren allfällige Bedenken wegen Datenschutz zweitrangig, wichtig ist einfach, dass das Mitmachen bei diesen Chats auf Freiwilligkeit basiert und Optionen für Schüler zur Verfügung stehen, falls diese auf die Teilnahme im Whatsapp-Chat verzichten möchten.»