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Wegen Corona sagt Basel-Stadt die Herbstmesse 2020 ab. Die Schausteller und Marktfahrer sind verzweifelt, es werden viele Konkurse erwartet. Der Kanton hält am Gesundheitsschutz während der Pandemie fest.
Es ist beschlossene Sache: Die Basler Herbstmesse fällt 2020 aus. Der Grund ist derselbe, wie er es bei der Absage der Basler Fasnacht schon war. Das Risiko, zum Ansteckungsherd für das Coronavirus zu werden, ist zu gross, die Volksgesundheit gehe angesichts der Pandemie vor. Dies teilte die Regierung am Mittwoch mit. Diesen Beschluss hatte sie bereits einen Tag zuvor gefasst. Die Medien wurden schriftlich informiert.
Das ist ein harter Schlag in einem Jahr, in dem sich die Bevölkerung praktisch durchgehend im Ausnahmezustand befindet. Auch die Leiterin des Basler Standortmarketings, deren Abteilung für die Planung und Durchführung der Herbstmesse verantwortlich ist, zeigte sich betrübt: «Wir sind enorm traurig für die Besuchenden, die Schausteller und die Marktfahrer», sagte Sabine Horvath.
Die wirtschaftlichen Folgen für die Anbieter seien schwerwiegend. Doch die Sicherheit und die Gesundheit müssten jetzt oberste Priorität haben. Ein Schutzkonzept für eine allfällige Durchführung war sogar noch erarbeitet worden. Aber das Risiko sei wegen der nationalen Ausstrahlung der Basler Herbstmesse und ihrer gut einer Million Besucher schlicht zu gross. Auch die Regierung verlieh ihrem Bedauern über den eigenen Entscheid Ausdruck. Die Herbstmesse sei ein bedeutender Traditionsanlass von nationaler Bedeutung, hiess es in der Mitteilung. An den Wochenenden werden jeweils über 100000 Besucher erwartet.
Die Schausteller und Marktsteller zeigten sich gleichentags enttäuscht. «Dies ist natürlich nicht die Mitteilung, die wir Markthändler wollten. Aber wir müssen diesen Entscheid akzeptieren», sagt Oskar Herzig von Herzig-Jonasch. Er betreibt während der Herbstmesse zwei Buden im Kleinbasel. «Klar ist, dass uns die Absage der Herbstmesse brutal trifft. Wenn es keine Entschädigung durch den Bund gibt, fährt die Branche der Markthändler und der Marktfahrer gegen eine Wand.» Er befürchtet, dass nicht nur diese Herbstmesse abgesagt wird, sondern auch die nächste. «Die Konkurswelle wird massiv sein!» Allein bei Herzig-Jonasch mache die Herbstmesse etwa 40 Prozent des Jahresumsatzes aus. «Es ist dramatisch, es geht ums Überleben.»
Konsterniert zeigt sich auch Karl Eiche. Er ist Geschäftsführer von «Eiche» und betreibt jeweils drei Wurststände an der Herbstmesse. «Es ist eine Katastrophe, aber wir können nichts machen.» Immerhin habe seine Firma drei Standbeine: die Gastronomie, den Stand am Marktplatz sowie Events wie die Messen oder Fussballspiele. Doch auch diese Standbeine wackeln: Die Events fallen alle weg. «Nach der Absage der Fasnacht habe ich schon gedacht: Oje, oje! Jetzt kommt das mit der Herbstmesse.» Obwohl er Kurzarbeit eingeführt habe, bezahle er die Mitarbeiter zu 100 Prozent. «Wir haben 40 Mitarbeiter – ein oder zwei Jahre halten wir das so nicht durch.» Zumal er nicht damit rechne, dass es dieses Jahr noch einen Basler Weihnachtsmarkt gibt.
Zur Adventszeit äussert sich das Basler Präsidialdepartement zurzeit nicht. Standortvermarkterin Sabine Horvath sagt einzig, dass dazu noch nichts gesagt werden könne. Tatsache ist allerdings, dass der Basler Weihnachtsmarkt – analog zur Herbstmesse – Opfer seiner eigenen Beliebtheit werden kann. Die Basler Weihnacht zieht jährlich die Menschen zu Tausenden an und erhielt erst vergangenes Jahr eine Auszeichnung als einer der schönsten Weihnachtsmärkte Europas.
Die Herbstmesse 2020 hätte den Auftakt zum 550-Jahr-Jubiläum des Messeprivilegs in Basel bilden sollen. Wie es mit diesen Feierlichkeiten nun weitergeht, werde nach den Sommerferien entschieden, heisst es weiter. Da die Herbstmesse als historische Tradition gut dokumentiert ist, weiss man auch, wann und warum sie bereits früher ausgefallen war. In den Jahren 1721 und 1722 musste d Mäss wegen der Pest und im Jahr 1831 wegen der Cholera-Epidemie abgesagt werden. Ebenso wurde sie 1918 wegen der Spanischen Grippe abgesagt. Corona reiht sich nun in diese historischen Ereignisse ein.