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Ein Team von Experten aus der Region will die breite Öffentlichkeit für das Thema Sexualisierung im Alltag sensibilisieren. Angesprochen werden besonders Jugendliche, für die der immer frühere Kontakt mit Sex-Bildern problematisch ist.
Kinder und Jugendliche kommen immer früher in Kontakt mit sogenannten Sex(y)-Bildern. Das stellt einerseits Lehrer und Eltern vor grosse Probleme. Andererseits macht sich bei Kindern und Jugendlichen eine Unsicherheit und auch Unwissenheit bezüglich ihrer eigenen Sexualität breit. Stereotype Bilder von sexy Frauen und muskelgestählten Männern sind heute in der Werbung und den Medien allgegenwärtig. Für Kinder und Jugendliche entsprechen diese Bilder der Realität. Das Bedürfnis der Nachahmung ist gross. Wie damit umgegangen werden soll, ist vielen unklar.
Das muss aber nicht sein, haben sich einige Experten aus Wissenschaft und Pädagogik gesagt. Die Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern Basel-Stadt und Baselland sowie das Zentrum Gender Studies der Universität Basel bieten Eltern und Lehrpersonen, aber auch Jugendlichen zwei Diskussionsveranstaltungen an, die Fragen zum Thema beantworten und Hilfestellung bieten sollen.
«Kontrolle bringt nichts»
Die rasante Entwicklung in der (Medien-)Technologie hat Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Sex-Bildern und Pornografie enorm erleichtert. Früher stand der Fernseher noch in der Stube, heute findet man ihn in praktisch jedem Kinderzimmer. Gleich verhält es sich auch mit Computern und beinahe jedes Kind ab elf Jahren besitzt mittlerweile ein Smartphone. Die Kontrolle der Eltern über den Medienkonsum ihrer Kinder wird damit immer schwieriger. Doch Kontrolle soll nicht das Ziel sein. «Kontrolle und Verbote bringen gar nichts», betont Roger Gafner, Jugendarbeiter in Oberwil. «Viel wichtiger ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Sex. Eltern und ihre Kinder sollten offen darüber sprechen.» Da stossen aber viele Eltern an ihre Grenzen, weil sie Schwierigkeiten haben, über ihre eigene Sexualität zu sprechen. Gafner empfiehlt, die Fragen der Kinder ernst zu nehmen und sie zu beantworten.
Statussymbol Sex-Bild
Ein aktuelles Thema aus dem Bereich Sexualisierung im Alltag ist das sogenannte «Sexting». Zusammengesetzt ist der Begriff aus den Worten Sex und texting (schreiben) und bedeutet, dass Sex(y)-Bilder mit dem Smartphone verschickt werden. Dabei habe sich vor allem unter männlichen Jugendlichen ein Wettkampf entwickelt, wer am meisten Sex-Bilder von möglichst vielen Mädchen und Frauen besitzt. Damit steigern sie ihr Ansehen innerhalb ihrer Gruppe. Besonders zuträglich für den Ruf sei insbesondere, wenn sämtliche Fotos von gleichaltrigen Mädchen stammen.
Aussenstehende mögen sich fragen, warum sich Mädchen darauf einlassen. «Auf die Mädchen wird grosser Druck ausgeübt», erklärt Gafner. «Denn sie wollen nicht ausgeschlossen werden.» Oft wird mit den entstandenen Bildern auch gehandelt oder sie werden als Erpressungsmaterial benutzt und ins Internet gestellt. «Das Problem ist auch, dass sich die Jugendlichen der Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst sind. Die Medienkompetenz fehlt», sagt Gafner. Umso wichtiger sei daher der Diskurs in der Öffentlichkeit.
«Mit den Diskussionsrunden wollen wir, dass das Thema Sexualisierung von Jugendlichen im Alltag in der breiten Öffentlichkeit thematisiert wird», sagt Inés Mateos, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern Basel-Stadt und Moderatorin der beiden Anlässe. «Es ist die Aufgabe von Fachleuten, Lehrpersonen, Eltern und Interessierten, die Gesellschaft zum Umdenken zu bringen.»
Die Diskussionsrunden finden am Mittwoch, 13. März um 19.30-21.15 Uhr im Museum.BL in Liestal und am Donnerstag, 14. März um 19.30-21.00 Uhr im Literaturhaus Basel statt.