Die Luzerner Regierung verwehrte einem Dokumentarfilm, der sich kritisch mit ihrer Steuerpolitik auseinandersetzt, Subventionen. Die beiden Basel dagegen greifen in die Kasse.
«Kopf oder Zahl» heisst das neuste Projekt des Basler Dokumentarfilmers Reinhard Manz. Was wertet man höher: Den Menschen oder das Geld. Lanz greift am Beispiel des Kantons Luzern das abstrakte Thema Steuerwettbewerb auf und versucht, die Mechanismen und verschiedenen politischen Ansätze herunterzubrechen. Der Film schlägt den Bogen von den internationalen Zusammenhängen bis hin zu den Auswirkungen in der Dorfpolitik und den finanziellen Einschnitten bei der Bevölkerung. Die Produzenten von «Kopf oder Zahl» machen keinen Hehl daraus, dass sie die Tiefsteuer- und Sparpolitik der Luzerner Regierung für den falschen Ansatz halten.
Der Innerschweizer Kanton hatte unter anderem für Schlagzeilen gesorgt, weil er 2017 während acht Monaten über kein Budget verfügte. Hintergrund war eine abgelehnte Steuererhöhung. In der Folge wurde der Rotstift angesetzt, so mussten etwa tausende Haushalte Prämienverbilligungen zurückzahlen. Auch im Bereich Kultur wurden die Gelder gekürzt. Ein Kollektiv sammelte in der Folge bei einem Crowdfunding im Internet insgesamt 140 000 Franken für einen Film zum Thema Steuerpolitik.
Da dies noch nicht reichte, stellten die Macher in Luzern und in Basel Anträge auf Fördermittel. In Luzern legte der Regierungsrat sein Veto ein gegen die Empfehlung der Filmfachgruppe, welche den Film mit 30 000 Franken unterstützen wollte. Ein Unikum, normalerweise ist das Absegnen durch die Regierung eine reine Formsache. Die offizielle Begründung der Regierung: Man wolle die politische Unabhängigkeit des Films garantieren. «Ein Witz», sagt Andreas Stäuble, Geschäftsleiter des Vereins, welches den Film aufgegleist hat.
Kulturförderung mache in der Regel keine politischen Vorgaben, sagt Stäuble. Der Verein habe bewusst nach einem unabhängigen Nicht-Luzerner als Autor gesucht. «Die Regierung sollte keine Angst vor einem kritischen Dokumentarfilm haben, sondern den Film als Chance für den politischen Diskurs sehen», sagt Stäuble. Premiere feiern soll der Film am 22. Januar. Anschliessend wird er in einer Roadshow im ganzen Kanton gezeigt. Wenige Wochen später finden Ende März in Luzern die kantonalen Wahlen statt. Regierung und Parlament werden neu besetzt.
Dass der Film nun plangemäss fertiggestellt werden kann, ist auch den beiden Basel zu verdanken. Deren gemeinsamer Fachausschuss Film und Medienkunst hat an der letzten Sitzung empfohlen, das Projekt mit 60 000 Franken zu unterstützen. Entscheidend für die Vergabe war, dass Manz in Basel lebt und arbeitet und auch die Produktionsfirma point de vue ihren Sitz hier hat. Inhaltlich spielt die Region im Film keine Rolle, abgesehen von der mittlerweile zurückgetretenen Baselbieter SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer, welche als Finanzpolitikerin zu Wort kommt. «Wir freuen uns sehr, dass Basel das Projekt unterstützt, nachdem Luzern zurückgekrebst ist.» sagt Stäuble.
«Das Filmprojekt überzeugte die Jury aufgrund der nationalen Relevanz des Themas Steuerwettbewerb und der klaren Autorenhaltung des Filmemachers Reinhard Manz», sagt Kathrin Grögel, Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt. Diese muss den Entscheid noch absegnen. Im Fachausschuss sitzen zwar zwei Vertreter der Kantone, aber die Regierung selber redet bei der Filmförderung anders als bei der Vergabe der Swisslos-Subventionen nicht mit. Das ist ihr Glück, sonst müsste sie sich wohl vorwerfen lassen, via Kultursubventionen in der Luzerner Politik mitzumischen. «Im Fachausschuss beurteilen Filmfachleute die Projekte», sagt Manz. «Von politischer Einmischung kann daher nicht die Rede sein.» Auch wenn er selber den Steuerwettbewerb kritisch sieht, gehe es ihm nicht um parteipolitische Querelen, sondern darum, die Zusammenhänge aufzuzeigen. «Wir beleuchten das Thema von allen Seiten, es kommen Politiker aller Couleur zu Wort», sagt Manz.