Ein ausserordentlich musikalisches Charivari weiss vor allem in der zweiten Hälfte zu überzeugen und erzeugt Vorfreude auf die Fasnacht.
Nun ist sie bei allen angekommen, die Vorfreude auf die Basler Fasnacht 2022. Zumindest wenn man den Gesprächen lauscht, die im Foyer des Volkshauses stattfinden. Oder ein Blick in den Saal reicht. Dort stehen um 23 Uhr ausnahmslos alle. Mit tosendem Applaus wird das Charivari-Ensemble an diesem Premierenabend von der Bühne verabschiedet. Es ist dies auch einer der ersten Momente in diesem Jahr, wo der Fasnachtsgeist spür- und greifbar ist. Und das, obwohl die Omikron-Welle nach wie vor ein fester Bestandteil unseres Alltags ist.
Ein fester Bestandteil ist die Pandemiethematik auch am Charivari 2022. Kaum ein Stück kommt ganz ohne einen leichten Corona-Anstrich aus. Das mag ein wenig überraschen, haben sich die Charivari-Macher ursprünglich mit der Idee auseinandergesetzt, eine komplett coronalose Ausgabe zu kreieren. Klar ist, dass es in der momentanen Situation kaum ein Vorbeikommen gibt. Und die Thematik kommt ganz verschiedentlich zum Zuge.
Da wäre die Kindergartenlehrerin, die ihren Kindern die Fasnacht erklären will. Für die Kleinen, die 2019 noch zu jung waren, ist dies eine grosse Unbekannte. Auf skurrile Art und Weise muss sich die gute Dame schlussendlich die Niederlage eingestehen. Auch die Impfthematik bleibt nicht auf der Strecke. Denn in Basel können die Leute neu im Schimpfzentrum ihren Ärgernissen Luft machen. Das nutzt auch Beat Jans, der sich trotz des Präsidialdepartements darüber beschwert, dass ihm sein Lieblingsdepartement vorenthalten wurde.
Ein weiterer Schwerpunkt sind die regionalen Dialekte. Wann benutzt man im Baseldeutschen das «Y» und wann das «I»? Die Quintessenz: Wer's nicht weiss, soll's besser bleiben lassen! Mit ihrem eigenen Dialekt beschäftigen sich auch D’Knaschtbrüeder. Die beiden in Schopfheim wohnhaften Musiker zeigen auf, dass ihr Dialekt, das Alemannisch dem Baseldeutschen näher steht als der deutschen Sprache. Ihnen ist wichtig, dass ihre Sprache erhalten bleibt, denn es ist das, was sie ausmacht. Ganz nach dem Motto: «Hoochdütsch das ka jeede!»
Das Charivari 2022, es ist musikalischer als verschiedene Vorjahresausgaben. Es ist aber zudem auch musikalisch hochstehend. Die Seibi als Clique und die Guggen der Schotte-Clique und Hunne sorgen dafür, dass das Publikum sich gedanklich schon beim 7. März befindet. Die Zuschauenden merken, dass diese Menschen richtig Bock auf Fasnacht haben. Beim Auftritt der Hunne müssen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer um deren Major sorgen.
Dieser lief in seiner Entertainhaftigkeit mehrfach in Gefahr, durch die Feuershow in Flammen aufzugehen. Die Top-Secret-Tambouregruppe und die Pfeifergruppe Schäärede überzeugen mit hochstehenden und komplizierten Stücken. Musikalisches Highlight an diesem Abend ist aber die Fasnachtszunft Ryburg. Zwei Stücke, vor Brillanz und Schwierigkeit strotzend, bringen die Tambouren mit einem Können auf die Bühne, dass an diesem Abend seinesgleichen sucht.
Wenn wir schon bei den Highlights sind, dürfen da die Gwäägi natürlich nicht fehlen. Selten ist es vorgekommen, dass ein Schnitzelbank seinen Vers für eine gute Minute unterbrechen musste, weil das Publikum zu einem Szenenapplaus ansetzte. Beim Gendervers der «Bänggler» an diesem Samstagabend schon. Denn als die Gwäägi die durchaus berechtigte Frage stellen, ob nun an der Fasnacht neben Mimösli auch «mi Pfyffli» fliegen muss, können sich die Zuschauenden kaum mehr auf ihren Sitzen halten.
Zum grossen Finale bittet das Ensemble gemeinsam mit der Charivari-Band. In der Nummer «e Draum» besingen die Schauspielenden die Fasnacht auf einem Welthit-Medley, unterstützt durch das Publikum. «Es hat mir unglaublich gut gefallen», sagt Katharina aus Bayern, die an diesem Abend zum ersten Mal mit der Basler Fasnacht in Berührung kommt. Vor allem die Hingabe und Vielfalt haben sie überzeugt. «Was ich unglaublich finde: Die Schauspielenden sind alles Laien und legen eine unglaubliche Performance hin.»