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Die beiden Initianten der Facebook-Gruppe «Für ein junges, lebendiges Basel» stellen sich vor. Als erstes wollen sie verstehen, wieso die Lokalitäten unbedingt von den Besitzern beansprucht werden müssen und was schiefgelaufen ist.
Die Fasnacht, Basels grösste Party des Jahres, ging gestern Morgen um 4 Uhr zu Ende. Doch für die Meisten geht das Feiern heute bereits weiter. Kurz den Kater ausgeschlafen, und sich wieder ins Nachtleben stürzen. Nordstern, Hinterhof oder Garage? Egal, irgendwo lässt sich die Nacht mit Sicherheit gut um die Ohren schlagen, darum muss man sich keine Sorgen machen.
Wobei: Diese Sicherheit ist bald vorbei. Innert Jahresfrist schliessen die drei Clubs (die bz berichtete) und das Angebot des Basler Nachtlebens schrumpft dramatisch. Eine Tatsache, die zwei Studenten dazu bewogen hat, eine Facebook-Gruppe mit dem Namen «Für ein junges, lebendiges Basel» zu gründen. Doch wer steckt hinter der Gruppe, die in nur drei Tagen fast 6000 Likes generieren konnte?
Die 20-jährige Jo Vergeat und der 23-jährige Christian Wirth bezeichnen sich selber nicht als die Leute, die jedes Wochenende zwei Mal in Clubs feiern gehen. «Aber wir gehen gerne in den Ausgang.» Als sie aus den Medien von den Schliessungen von Nordstern und Hinterhof erfuhren, waren sie «bestürzt und genervt», wie Vergeat sagt. «Wir sind beide keine regelmässigen Besucher der beiden Clubs, aber es geht uns darum, dass das Gesamtproblem bekannt wird.»
Kennen gelernt haben Vergeat und Wirth sich in einem Jugendchor, und deshalb sei es auch die Musik, die die beiden verbinde. Während er an der Uni Basel Medizin studiert, pendelt sie für ihr Studium in Umweltnaturwissenschaften ins benachbarte Freiburg im Breisgau. «Neben der Musik verbindet uns aber auch die Tatsache, dass wir gerne etwas auf die Beine stellen.»
Deshalb sei es, so Vergeat, toll, wie sich das Ganze entwickelt hat, «auch wenn wir doch etwas überrumpelt wurden.» Die Grundidee sei es gewesen, herauszufinden, ob und wenn ja was für ein Echo es bei anderen jungen Leuten gibt. «Wir wussten nicht, ob andere ebenso bestürzt sind wie wir. Dass das Echo dann so gross war, hätten wir nie gedacht», sagt Vergeat. Am Anfang haben sich die Baslerin und der Liestaler gedacht, dass 2000 Likes «toll wären.» Doch plötzlich flatterten Medienanfragen und Nachrichten von engagierten Leuten ins Facebook-Postfach. «Uns war gar nicht bewusst, wie viele Leute ganz schnell eine Reaktion von uns sehen möchten.»
Während der Fasnacht wurde das Ganze aufs Eis gelegt, und auch wenn Vergeat drei Tage lang getrommelt und Wirth als Vorträbler aktiv dabei war, konnten sich die ersten Eindrücke mit Sicherheit setzen. Drei Tage Pause sollen aber genug sein. «Für heute Abend ist ein erstes Treffen angesetzt», so Vergeat. Rund 15 Mitglieder der Facebook-Gruppe, die sich aktiv engagieren wollen, werden sich mit den beiden Initianten treffen, um Ideen und erste Schritte auszuarbeiten. «Darunter hat es Leute wie wir, die gerne ab und an feiern gehen, aber auch solche, die jedes Wochenende zwei Mal richtig feiern gehen», sagen die beiden. Zu einem späteren Zeitpunkt steht auch noch der Austausch mit Mitglieder der Jungliberalen und den Juso an, die unbedingt mithelfen wollen. «Dass die dabei sind, sichert uns auch ab, was die Kommunikation mit den zuständigen Politikern betrifft», sagt Vergeat erleichtert. Schliesslich seien sie und ihr Kollege Wirth neu in diesem Bereich und dieses Projekt ihr erstes.
Und Kommunikation, dies sei der Kern der ganzen Idee. Sie sehen sich als Bindeglied, die zwischen den jungen Leuten, den Club-Betreibern und den offiziellen Stellen – Politiker und Hausbesitzer wie Immobilien Basel-Stadt – vermitteln. Als erstes wollen sie verstehen, was genau passiert ist, wieso die Lokalitäten unbedingt von den Besitzern beansprucht werden müssen und was schiefgelaufen ist. «Das soll ohne provozieren ablaufen, es soll alles friedlich und sachlich sein und es auch bleiben», sagt Wirth. Deshalb hätten sie auch Anregungen zu Demos abgelehnt.
Ein zweiter Schritt sei es, auf lange Sicht eine Gesprächsebene zu schaffen, die verhindert, dass solche Situation wieder entstehen. Dazu wollen sie sich auch mit Leuten wie dem Basler Kulturchef Philippe Bischof in Verbindung setzen. «Es sollen alle zusammenarbeiten. Es kann doch einfach nicht sein, dass die Politik alles schliessen lässt und sich dann wieder beschwert, dass die Jungen auf dem Barfi sitzen.» Gleichzeitig wollen sie aber auch zeigen, dass Politiker nur Menschen sind, «die doch alle auch mal feiern gegangen sind.»
Dass es möglich ist, eine Gesprächsrunde, oder gar eine Lobby, zu schaffen, zeige das Beispiel Bern. «Diese Idee mit den urbanen Zonen ist super», sagt Vergeat. Einen genauen Zeitplan haben sie nicht. «Es ist ein Experiment, bei dem wir schauen müssen, wie es anläuft», so Wirth. Wenn alle Leute, die für die heutige Sitzung zugesagt haben, Vollgas geben wollen, seien sie aber zuversichtlich, etwas bewegen zu können. Sie haben auch keine Angst, dass die Euphoriewelle, etwas zu unternehmen, irgendwann abebbt. Denn wenn die Leute der Arbeitsgruppe engagiert genug seien, komme es nicht mehr auf die Masse an. Es ist eben genau so wie mit den Nachtclubs: Qualität ist wichtiger als Quantität.