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Jeden Donnerstag und zwölf Wochen lang gibt es neue Bildgeschichten zur Pandemie. Anette Gehrig, Leiterin Cartoonmuseum Basel, stellt die Serie vor.
Liebe Leserinnen und Leser
Dass die bz die Coronakrise zum Anlass nimmt, dem Comic über viele Wochen jeden Donnerstag eine ganze Seite Platz zu geben, um dem Chor der Empfehlungen und Ermahnungen zur Pandemie eine frische Stimme hinzuzufügen, hat mich sofort elektrisiert.
Mit dieser Idee versetzt sich die bz um gute 100 Jahre zurück in die Zeit der grossformatigen Sonntagsbeilagen, als die Katzenjammer Kids, Little Nemo und Crazy Kat amerikanische Zeitungen in Farbe aufmischten und so einen oft überraschend dissonanten Schlussakkord hinter die damals noch recht eintönigen Bleiwüsten setzten. Heute sind die letzten, abgemagerten Comicstrips, die bis vor ein paar Jahren gut versteckt zwischen dem Vermischten und dem Lokalwetter überlebt haben, vom Rotstift aufgespürt und erledigt worden. Umso grossartiger diese Gelegenheit, da Gegensteuer zu geben.
Nach der ersten Euphorie darüber, dass die geplante Serie einem Dutzend Schweizer Zeichnerinnen und Zeichnern erlaubt, ein grosses Publikum zu erreichen, merke ich, dass zwölf Comicschaffende eigentlich wenig sind. Denn in der Schweiz mehren jedes Jahr viele aufregende Talente die Szene der schon aktiven, teilweise lange etablierten Künstlerinnen und Künstler. Die Comicwelt ist, wie die Festivals Fumetto in Luzern und BDFIL in Lausanne stets eindrücklich vor Augen führen, eine überschäumende Melange von Newcomerinnen, stabilen Talenten und grossartigen Klassikern, kaum überschaubar, jung, quirlig und mutig.
Aus diesem üppigen Katalog der Bilder und Geschichten richtig auszuwählen, ist eigentlich gar nicht möglich. Die jetzt angefragten Zeichnerinnen und Zeichner sind also nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. Und alle, die an ihrer Kunst Gefallen finden, sind eingeladen, tiefer einzutauchen und den verborgenen Rest zu entdecken. Die Comicshops, Buchhandlungen und Bibliotheken der Schweiz sind sortiert und parat, ihren Lesehunger zu stillen!
Ich werde an dieser Stelle noch nicht verraten, welche Comickünstlerinnen und -künstler aus Basel und der Schweiz ich eingeladen habe, zu dieser Serie eine aktuelle Arbeit beizutragen, und freue mich darauf, mich – wie die Leserschaft – von ihren Geschichten überraschen zu lassen. Nur so viel: Wir werden einen subjektiven Querschnitt durch das Schweizer Comicschaffen sehen, bekannte Namen werden mit neuen abwechseln, unterschiedlichste Techniken und Stile vertreten sein.
Die Schweizer Comiczeichnerinnen und -zeichner werden das Thema Corona auf genauso vielfältige und spannende Art angehen, wie wir es vom Comic gewohnt sind. Denn – viele von Ihnen wissen es schon – Comics sind keineswegs ausschliesslich Superhelden-, Blödel- oder Kindergeschichten. Es sind Bilderzählungen und also solche geeignet, jedes denkbare Thema mit dem passenden Tiefgang anzugehen.
Ob autobiografischer Bildroman, packende Kriegsreportage, treffendes Gesellschaftsporträt oder ätzende Satire – Comics sind eine an Innovation und Kraft reiche Erzähl- und Kunstform, von Ernst bis Unterhaltung, für alle Lesealter und Ansprüche – auch Ihre! Ich wünsche Ihnen viele Entdeckungen und eine gute Zeit.
Ihre Anette Gehrig