Gesundheitswesen
Corona hat bei den Basler Spitälern für hohe Kosten gesorgt – der Kanton soll nun das Millionenloch stopfen

Die Basler Spitäler haben ihre Corona-Rechnungen ans Gesundheitsdepartement geschickt.

Leif Simonsen
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Auch Privatspitäler (hier das Bethesda) hatten coronabedingte Einbussen.
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Zehn Millionen Verlust machte das Claraspital.
Sieben Millionen kostete die Coronakrise die Merian Iselin Klinik.

Auch Privatspitäler (hier das Bethesda) hatten coronabedingte Einbussen.

Juri Junkov

Bei den Basler Spitälern hat Corona Spuren hinterlassen. Zwei Monate konnten keine Operationen durchgeführt werden – der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 100 Millionen Franken, wie Berechnungen der Vereinigung Nordwestschweizer Spitäler zeigen.

Die öffentlichen und die privaten Spitäler haben sich in einem Moment der seltenen Eintracht zusammengetan, um beim Kanton für eine Ausfallentschädigung zu werben. Der Stellvertretende Klinikdirektor der Merian Iselin Klinik, Rolf Schwendener, bringt die Gefühlslage der regionalen Krankenhäuser auf den Punkt: «Wer befiehlt, sollte sich auch an den dadurch entstanden Ertragsausfällen beteiligen», sagt er. Will heissen: Der Kanton und der Bund, welche die Coronaregeln erliessen und die schiebbaren Eingriffe vorübergehend untersagten, sollen für diese Massnahmen gerade stehen. Allein die Merian Iselin Klinik beziffert den Ausfall auf sieben Millionen Franken. Den anderen Privatspitälern ergeht es ähnlich: Das Claraspital hat bis Ende April einen Ausfall von zehn Millionen Franken zu verkraften, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagt. Am schlimmsten hat es das Unispital getroffen – 37 Millionen Franken Minus sind aufgrund der Pandemie entstanden.

Unpopulärer Entscheid erst nach den Wahlen

Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (CVP) äusserte sich anfänglich skeptisch zu einem Rettungspaket. In der bz meinte er lediglich, der Kanton werde die Ausgaben der Spitäler übernehmen, «sofern diese mit dem Kanton vereinbart waren». Er fügte aber an, dass der Bund für die entstandenen Ausfälle aufkommen müsse. Bei der letzten Sitzung mit den Spitalvertretern hat Engelberger nun aber offenbar Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Er hat die Spitäler angewiesen, ihm eine detaillierte Auflistung der Corona-Kosten zukommen zu lassen. So sollen die «direkten Zusatzkosten im Rahmen von Covid-19» ausgewiesen und die finanziellen Auswirkungen der Vorsorgebereitschaft aufgelistet werden. Bereits im August will der Gesundheitsdirektor bei der Regierung den Antrag stellen, diese Ausfälle zu übernehmen.

Nicht nur das. Beim Treffen soll Engelberger auch Diskussionsbereitschaft in Bezug auf die Ertragsausfälle gezeigt haben. Auf Anfrage meint er zwar immer noch, der Bund stehe hauptsächlich in der Pflicht. Aber er sagt, Gespräche zwischen Kanton, Versicherern und Bund seien in die Wege geleitet. Denn: «Basel-Stadt nimmt auch hier seine Verantwortung wahr im Rahmen einer fairen Paketlösung.» Dies allerdings erst anfangs nächstes Jahr, wenn die Jahresrechnungen Aufschluss über die coronabedingten Einbussen geben. Ein guter Schachzug: So hat Engelberger die starke Spitallobby über den Wahltermin hinweg ruhig gestellt. Und wenn er gewählt ist, kann er entspannter den Entscheid treffen, mit dem er zwangsläufig Kritik ernten wird. Von den Spitälern, wenn er von Subventionen absieht, oder von bürgerlichen Gesundheitspolitikern, wenn er ein grosses Rettungspaket schnürt.