Coronavirus
Langsam zeigt sich der Effekt des Impfens: Basler Bevölkerung wird immer immuner

In der Region Basel trägt bereits jede und jeder Fünfte Corona-Antikörper in sich. Das ist eine gute Entwicklung: Auch wenn eine erneute Infektion damit nicht in allen Fällen verhindert wird, so schreitet die Immunisierung der Bevölkerung doch voran.

Hans-Martin Jermann
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Im Rahmen der Covco-Studie des Tropeninstituts nehmen Pflegerinnen einer Teilnehmerin Blut ab für einen Antikörpertest.

Im Rahmen der Covco-Studie des Tropeninstituts nehmen Pflegerinnen einer Teilnehmerin Blut ab für einen Antikörpertest.

zVg

Immer mehr Menschen tragen Antikörper gegen das Coronavirus in sich – sei es, weil sie sich einmal infiziert hatten oder weil sie bereits geimpft wurden. Die sogenannte Seroprävalenz ist in beiden Basel Mitte März auf 21 Prozent gestiegen, wie das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut gestern mitteilte. Im Oktober 2020, bei Ausbruch der zweiten Coronawelle, verfügten erst 6 Prozent der Bevölkerung über Antikörper; Mitte Februar am Ende der zweiten Welle waren es dann 13 Prozent.

In Einzelfällen gab's trotz Antikörper eine zweite Infektion

Die Seroprävalenz ist ein wichtiger Wert bei der Beurteilung der Immunität der Bevölkerung gegen das Coronavirus. Mit zunehmender Anzahl Infektionen und dank der Impfungen wird dieser Wert in den kommenden Wochen weiter steigen. Doch «nur» weil jemand Antikörper aufweist, heisst das nicht, dass sie oder er nicht mehr mit dem Coronavirus infiziert werden kann. Die Covco-Studie des Tropeninstituts stellte in Einzelfällen (in etwas mehr als einem Prozent der untersuchten Personen) eine Re-Infektion oder anhaltende Infektion mit Sars-CoV-2 fest. «Wir gehen davon aus, dass die Antikörper, die wir messen, das Virus nicht in allen Fällen vollständig unschädlich machen können», sagt Studienleiterin Nicole Probst-Hensch.

In Basel-Stadt liegt die Seroprävalenz mit 24 Prozent etwas über dem Wert der Baselbieter Bevölkerung (19%). Probst erklärt das vor allem mit der höheren Bevölkerungsdichte in der Stadt, die tendenziell zu mehr Infektionen führe. Spiegelte die Seroprävalenz anfänglich mehr oder weniger die Infektionszahlen wider – Kantone mit hohen Fallzahlen verfügten auch über eine hohe Prävalenz – sieht man in den neusten Studienresultaten nun zudem den Effekt des Impfens. So ist die Seroprävalenz bei den über 75-Jährigen, die zuerst geimpft wurden, von 8 Prozent (Mitte Januar) auf 53 Prozent (Mitte Februar) und 81 Prozent (Mitte März) gestiegen.

Bei Menschen mit hohem Einkommen nahmen psychische Probleme gar ab

Neben epidemiologischen Faktoren werden in der Covco-Studie auch die Auswirkungen der Coronakrise auf die psychische Gesundheit der Menschen untersucht. Nicht ganz überraschend haben schwere Symptome einer Depression bei Menschen mit tiefem Einkommen von 2 Prozent im Juli 2020 auf 8 Prozent im Januar 2021 zugenommen. Interessanterweise stellt die Studie umgekehrt eine Abnahme psychischer Probleme bei Menschen mit hohem Einkommen fest: «Dies könnte daran liegen, dass die Krise diesen Menschen gewisse Qualitäten und Freiheiten gibt. Etwa, dass sie weniger pendeln müssen und dank Homeoffice ihre Kinder öfter sehen», sagt Probst. Auch erlebten viele in dieser Bevölkerungsgruppe ihre berufliche Tätigkeit angesichts der Krise als sinnhaft und wichtig.

Ferner stellt die Studie eine Zunahme an Suchtproblemen beim Essen, Trinken und Medienkonsum fest. Die Teilnehmenden verbrachten im Durchschnitt eine Stunde länger pro Tag im Sitzen. Damit verbunden sind Gewichtsprobleme. Allerdings wurden laut Probst unterschiedliche Tendenzen festgestellt: Die einen bewegen sich in der Krise weniger, weil das soziale Leben draussen zeitweise zum Erliegen kam, Fitnesscenter und Sportvereine ihren Betrieb einstellten. Andere wiederum bewegen sich häufiger, nutzten viel Zeit für Waldspaziergänge, Jogging und Velofahren.