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Das Basler Floss wird kommen – aber später: Tino Krattiger legt im September los

Das Festival «Im Fluss» ist in den September verschoben worden, Goya kommt mit Verspätung und andere Kulturevents bleiben weiter ungewiss.

Mathias Balzer, Stefan Strittmatter
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Statt sommerliche Hitze gibt es jetzt herbstliche Temperaturen: Das Festival «Im Fluss» findet 2020 im September statt.

Statt sommerliche Hitze gibt es jetzt herbstliche Temperaturen: Das Festival «Im Fluss» findet 2020 im September statt.

Juri Junkov

Für die Grossveranstalter ist die Sache seit vergangenem Mittwoch klar. Mindestens bis Ende August gibt es in der Schweiz keine Events mit mehr als 1000 Personen. Damit ist aber erst die Obergrenze festgelegt. Laut Bundesrat wird am 27. Mai entschieden, wie gross die Zuschauerzahl bei kleineren Konzerten oder Theaterauf­führungen ab 8. Juni sein darf. Damit setzt sich die Planungsunsicherheit für die kleinen und mittelgrossen Veranstalter fort.

Tino Krattiger von «Im Fluss» kommentiert die lückenhafte Kommunikation des Bundes­rates in Sachen Veranstaltungen auf Anfrage wie folgt: «Ach ja! Kultur liegt jeder Verwaltung nicht so direkt am Herzen.» Er sei jedoch froh, dass die Schweiz gleich verfahre wie Deutschland.

Als direkte Folge auf den jüngsten Bundesratsbeschluss hat er sein Festival um einen guten Monat nach hinten verschoben. Die 21. Ausgabe des Flosses soll nun vom 1. bis 18. September stattfinden statt wie geplant vom 28. Juli bis 15. August. Die anwesenden Besucher liessen sich bei Bedarf auf 999 beschränken, sagt Krattiger, weniger als 900 mache indes keinen Sinn. Für Montag ist eine Medienmitteilung angekündigt.

Die Grenze von 1000 ­Besuchern sei «zufällig»

Auch Urs Blindenbacher vom Jazzfestival Basel zeigt sich in Ermangelung von zentralen Lösungen mit den Behörden un­zufrieden, während die kantonalen Ämter faktisch machtlos seien: Die Ungewissheit und Planungsunsicherheit sei «ganz übel» und eine «Frechheit gegenüber den Veranstaltern».

Mit Fassungsvermögen von 130 bis 700 Besuchern je nach Spielort und Konzert bleibt sein Programm, das nach erfolgter Verschiebung am 21. Juni beginnt, zwar unter der Grenze von 1000 Besuchern, die er als «zufällig» bezeichnet. Die Beschlüsse von Ende Mai könnten ihm dennoch einen Strich durch die Rechnung machen.

Eine halbe Million Franken Schaden fürs Parterre

Auch die beiden Clubs Parterre One und Atlantis sind gemäss Lawrence Pawelzik mit 250 und 350 Gästen vom Grossveranstaltungsverbot nicht betroffen. Der Schaden, den der Betriebsleiter Kultur auf über 500'000 Franken beziffert, sei aber ohnehin schon entstanden: Am Freitag hätten die beiden Bühnen einen Antrag auf Ausfallentschädigung eingegeben.

«Weiterführende klare Informationen» wünscht sich Christoph Gloor von der Casino-­Gesellschaft – insbesondere im Hinblick auf die geplante Neueröffnung des Stadtcasinos am 22. und 23. August. Es wäre «ausserordentlich schade», wenn das Haus nicht in Voll­besetzung der Öffentlichkeit übergeben werden könne, so Gloor. Doch sei eine Eröffnung mit reduzierter Besucherzahl «eine Option, die wir prüfen».

«Der 27. Mai ist die letztmögliche Deadline»

Stark betroffen von der Planungsunsicherheit ist auch die Kaserne Basel. Im August sollten das Polyfone Festival Basel, Nachfolger des Open Air Basel, und das Theaterfestival Basel stattfinden. Beide Anlässe sind nicht abgesagt, haben aber mit komplizierten Unwägbarkeiten zu kämpfen. «Der 27. Mai ist sicher die letztmögliche Deadline, damit wir überhaupt sinnvoll planen können», sagt Sandro Lunin, künstlerischer Leiter der Kaserne.

Das Polyfon Festival sei dabei, verschiedene Varianten zu prüfen, wie das Musikfestival auch mit einer kleineren Zuschauerkapazität über die verschiedenen Bühnen gehen könnte. Ähnlich präsentiert sich die Lage beim Theaterfestival. Ob 50, 100 oder 200 Zuschauer zu den Veranstaltungen zuge­lassen sind, werde die Programme beeinflussen, so Lunin. «Wir müssen vielleicht auch neue Formate erfinden, welche die Corona-Hygienevorschriften berücksichtigen.»

Zusätzlich erschwert werde die Planung durch die Unsicherheit bezüglich der Schengen-­Aussengrenzen, so Lunin. «Bleiben diese weiterhin geschlossen, könnte die Hälfte der Theatergruppen gar nicht anreisen.» Auch dass Partnerfestivals wie beispielsweise die Ruhr­triennale, mit welchen man gemeinsam Künstler eingeladen hat, nicht stattfinden, mache die Situation kompliziert.

Beyeler verlängert Hopper und verschiebt Goya

Überrascht worden vom Bundesratsentscheid ist man auch bei der Fondation Beyeler, hat man doch eigentlich mit dem 8. Juni als Datum zur Wiedereröffnung gerechnet. Nun gehen die Tore bereits am 11. Mai auf, jedoch unter anderen Voraus­setzungen als normal.

So wird die Besucherzahl beschränkt und Tickets können ab 7. Mai ausschliesslich online bestellt werden. Diese Regelung gilt auch für alle bisher gekauften und gültigen Tickets sowie für Gutscheine, Mitgliedschaften und Basel-Card-Inhaber.

Mit der Bestellung bekommen die Besucher ein Zeitfenster zugeteilt, was der Fondation erlaubt, die Besucherzahl zu kontrollieren, ohne dass jemand warten und anstehen muss. Zudem werden im Park und im Museum die Ein- und Ausgänge voneinander getrennt. Die Ausstellung zu Edward Hopper und die Sammlungspräsentation «Stilles Sehen – Bilder der Ruhe» werden beide bis zum 26. Juli verlängert. Die Eröffnung der Goya-Ausstellung ist bis auf weiteres verschoben, da derzeit unklar ist, wann die Leihgaben nach Riehen geliefert werden können.