Flüchtlinge
Das Projekt «Offener Hörsaal» ist bis anhin ein Erfolg

Seit rund zwei Wochen läuft das studentische Projekt das Vorlesungen für Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund anbietet. Ob das Angebot auch nach der Pilotphase bestehen bleibt ist aber noch unklar.

Céline Feller
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Flüchtlingen wird Zugang zu fast 500 Vorlesungen im Rahmen des Gasthörerprogramms gewährt. (Symbolbild)

Flüchtlingen wird Zugang zu fast 500 Vorlesungen im Rahmen des Gasthörerprogramms gewährt. (Symbolbild)

KEYSTONE

Sie sind gebildet, besitzen einen Mittel- oder Hochschulabschluss, aber trotzdem bleibt ihnen die Teilnahme an Kursen der Universität versagt. Es ist das Schicksal jedes zehnten Flüchtlings, der in die Schweiz kommt. Genau gegen diesen Umstand hat eine Gruppe von Studenten der Uni Basel ein Projekt namens «Offener Hörsaal» ins Leben gerufen. Seit rund zwei Wochen wird dieses Pilotprojekt, das vorerst bis Sommer läuft, nun schon durchgeführt. «Soweit ich das beurteilen kann, ist das Projekt gut angelaufen. Ich treffe regelmässig Teilnehmer an der Uni, das klappt sehr gut», zieht Jakob Merane von der Projektgruppe ein erstes Fazit.

Deutschprobleme? Fehlanzeige!

Insgesamt nutzen 21 Teilnehmer – unter ihnen auch vier Frauen – dieses Projekt. Ausgesucht wurden sie aus 33 Geflüchteten, die sich für das Projekt interessierten. «Unser Projekt richtet sich dezidiert an Geflüchtete mit akademischem Hintergrund», erklärt Merane die Aufnahme-Kriterien. Die Auserwählten besuchen zwei Kurse in der Woche, also vier Stunden, bei denen darauf geachtet wird, dass nicht beide in derselben Sprache sind. «Am Ende soll es zum persönlichen Hintergrund der Teilnehmer passen.»

Damit die richtige Kurs-Auswahl für die jeweiligen Teilnehmer getroffen werden konnte, wurde ein Götti-System eingeführt, bei dem jedem Teilnehmer zwei «Buddies» zur Seite gestellt wurden, die dasselbe oder etwas Ähnliches studieren. «Das ist aber nicht eine Begleitung, bei der sie auf die Teilnehmer aufpassen, sondern vielmehr ein Treffen zweier Menschen auf Augenhöhe. Vor dem Projektstart haben sie mal zusammen einen Kaffee getrunken, und ein paar der Göttis haben die Teilnehmer in der ersten Woche noch in die Vorlesung begleitet.» Mittlerweile würden sich die meisten aber selber sehr gut zurechtfinden.

Auch was die Sprache angeht, hätten sich die Teilnehmer gut eingefügt: «Das Sprachproblem hält sich in Grenzen. Einige von den Teilnehmern können schon ziemlich gut Deutsch, haben ein B2-Niveau», so Merane. Sie besuchen Kurse auf Deutsch, Englisch und Französisch, wobei sich der Grossteil etwa gleichermassen auf deutsch- und englischsprachige Kurse verteilt. Das Projekt hat weitherum Schlagzeilen gemacht, sodass neben den Teilnehmern, die in Basel-Stadt, Baselland und im Aargau untergebracht sind, ein syrischer Flüchtling extra aus dem Kanton Zug zu den Vorlesungen anreist.

Fragezeichen Finanzierung

Wie es mit dem Projekt nach dem Ende der Pilotphase im Sommer weitergehen soll, ist laut Merane noch unklar. Das grösste Fragezeichen sei die weitere Finanzierung. Im Semester fallen pro Wochenstunde 60 Franken an, eine Vorlesung kostet also 120 Franken, und bei zwei Vorlesungen summiert es sich auf 240 Franken pro Teilnehmer und Semester. Kosten, die das studentische Projekt momentan noch tragen kann. Auch nur dank eines Preises der Uni für nachhaltige Projekte. Auch Merane sagt, es ginge nicht um Unsummen, aber: «Unterstützt uns die Uni nicht mehr, würden wir eventuell versuchen, auf Stiftungs-Gelder zurückzugreifen.» Doch so weit ist es noch nicht. Bei der Universität Basel verweist man auf Anfrage nur darauf, dass es noch zu früh sei und man abwarten wolle, ob sich das Projekt bewährt. Eine Entscheidung für oder gegen das bislang erfolgreiche Projekt soll im Mai fallen.