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Odette Hella’Grand steht wie keine andere für die Basler Dragszene. Heute steigt die erste «Roasting Edition» ihrer Show im Parterre One.
Sechs übermässig geschminkte Frauen betreten abwechselnd die Bühne und pöbeln die siebte an, die es sich auf ihrem Thron gemütlich gemacht hat. Wobei: Das Wort übermässig ist hier fehl am Platz. Denn genau um die Sprengung solcher Normen und Schubladisierungen geht es bei diesem Event. «Oh G! It’s Drag» heisst die Show der bekanntesten Basler Dragqueen Odette Hella’Grand, die heute im Parterre One steigt. Der erstmals verliehene Zusatz «Roasting Edition» macht die harte, aber faire Pöbelei zum Gebot.
Mit dem Event macht sich Hella’Grand selbst ein Geburtstagsgeschenk. Denn auf der Bühne von anderen Dragqueens «geroasted» – also beleidigt – zu werden, sei «die grösste Ehre», wie sie selbst erzählt. Eigentlich wäre die Show im Mai geplant gewesen, nun findet sie fünf Monate nach dem Geburtstag statt.
Zur Dragshow im Parterre One hat die Gastgeberin bühnenerfahrene Freundinnen eingeladen, die sie bereits gut kennt. Schliesslich sollen diese wissen, wo es weh tut. Klare Grenzen gibt es aber trotzdem: Bei allem Roasting ist Privates tabu. Ein wichtiges Auswahlkriterium sei auch die Schlagfertigkeit gewesen: «Ich habe die Bösartigsten ausgewählt», kommentiert Hella’Grand stolz.
Obwohl die Basler Kunstfigur den Sprung ins Showbusiness mit solchen Veranstaltungen schaffte – am Anfang ihrer Karriere gewann Hella’Grand gleich sämtliche vier Schweizer Drag-Wettbewerbe in Folge –, wird das heutige Event nicht als Wettbewerb durchgeführt. Da bereits das ganze Leben ein Wettbewerb sei, «wer ist schöner, besser, stärker?», müsse ihre Dragshow da nicht auch noch mitmachen.
Ihren Namen verdankt Hella’Grand einem Facebookquiz. So habe sie vor Jahren auf der Suche nach einem Künstlerinnennamen vier Quizzes durchgeführt, die versprachen, anhand der Antworten den ideal zum Charakter passenden Namen auszuspucken. Drei- von viermal hiess die Antwort: Odette. Hella’Grand hingegen soll auf die teuflische Seite der Kunstfigur und den verstärkenden englischen Ausdruck «hella» anspielen, andererseits für Grossartigkeit stehen («grand»).
Der Name versteckt sich auch im Veranstaltungstitel. Nicht zufälligerweise entspricht die Floskel «Oh G!» ihren Initialen. Als Abkürzung für «oh mein Gott» spricht sie aber noch etwas anderes an: So sei Drag immer noch mit viel Ablehnung und Vorurteilen konfrontiert. Die Gottesanrufung solle ein ironischer Fingerzeig auf diesen prüden Konservatismus sein.
Und hier setzt auch die gesellschaftskritische Komponente dieser Kunstform an. «Wir halten den Leuten einen Spiegel vor», sagt die Dragqueen und meint damit die ganz bewusst übertrieben inszenierten Geschlechterstereotypen. Doch der Witz ist eben genau die doppelte Überlagerung; sind es doch meist Männer, die zwar Frauen darstellen, aber absichtlich nicht normgetreu, sondern überspitzt. Resultat des Spiels ist beim unerfahrenen Publikum nicht selten Verwirrung, was Hella’Grand, wie sie zugibt, Freude bereitet, aber auch ein Ziel verfolgt: «Wer verwirrt ist, denkt zweimal darüber nach.»
Nicht umsonst schrieb die Philosophin und Geschlechterforscherin Judith Butler bereits vor rund dreissig Jahren, dass «man die Geschlechter-Binarität in Verwirrung» bringen müsse, um die Akzeptanz mehrerer Geschlechter zu erreichen.
Oh G! It’s Drag – The Roasting Edition
Freitag, 9. Oktober, ab 21.30 Uhr, ab 20.80 Franken, Parterre One
Der ehemalige deutsche Tatortkommissar ist zurück: Heute Freitag liest der Wahlschweizer Charles Brauer in der Oberen Fabrik Sissach aus dem Werk Erich Kästners. Um 20 Uhr beginnt die musikalische Lesung der biografischen Texte, Romane und Gedichte, begleitet wird Brauer von Günther Brackmann am Piano.
Freitag 20 Uhr, Obere Fabrik, ab 18 Franken
25 junge Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt trafen sich Ende September im bernischen Sigriswil zur jährlichen internationalen Opernwerkstatt. Die zum Grossteil in ihrem Heimatland preisgekürten Nachwuchstalente des Operngesangs machen heute auch in Basel halt. Um 19.30 Uhr startet das «Festival der jungen Stimmen».
Freitag 19.30 Uhr, Stadtcasino, ab 28 Franken
Im Dichter- und Stadtmuseum ist heute die Spoken-Word-Künstlerin Daniela Dill zu Gast. Seit 2011 teilt sie mit dem Publikum in poetisch-humoristischer Manier Ausschnitte aus ihrem Alltag, gepaart mit philosophischen und gesellschaftskritischen Konzepten. Nun feiert sie in Liestal die Vernissage ihres Buches «Durzueständ».
Freitag 18.30 Uhr, Dichtermuseum, ab 10 Franken
Bereits am Dienstag lief das Grossprojekt «Partout» des Schweizer «Performance Art Network» an. Ziel der international besetzten Veranstaltung ist die Stärkung der Schweiz als Standort der Performancekunst. Zum Abschluss der künstlerischen Woche finden von Freitag bis Sonntag experimentelle Vorstellungen und Diskussionsrunden statt.
Freitag bis Sonntag variierender Start, Kaserne, ab 15 Franken
Die Eingliederungsstätte Baselland (ESB) eröffnet heute die diesjährige artESB. Über dreissig von einer Jury erkorene Personen bespielen die «Kunstausstellung von Kunstschaffenden mit und ohne Behinderung». Um 18 Uhr beginnt die Vernissage mit Eröffnungsrede und musikalischer Begleitung, bis am 18. Oktober ist die artESB geöffnet.
Freitag bis Sonntag variierender Start, Eingliederungsstätte ESB, 5 Franken
2016 veröffentlichte die R&B-Sängerin Faye B ihre Debüt-EP, die kurzerhand die Spitze der grossbritannischen Soulcharts eroberte. Nachdem ihr im Frühling die Coronakrise einen Strich durch die Rechnung machte, kann sie diesen Samstag im Basler Sommercasino endlich auch ihr erstes Album «The New Old Me» taufen.
Samstag 21 Uhr, Sommercasino, ab 10 Franken
Durch Zauberhand erfüllt sich ein Traum des Kalifen Chasid zu Bagdad: in die Haut eines Tieres zu schlüpfen und deren Sprache zu verstehen. Doch er hat nicht damit gerechnet, im Storchenkörper gefangen zu bleiben. Im Basler Marionettentheater läuft diesen Samstag die Vorstellungsreihe des orientalischen Märchens «Kalif Storch» an.
Samstag und Sonntag 15 Uhr, Marionettentheater, ab 15.70 Franken
Als «Bluesinator Deutschlands» betitelt sich der Gitarrist Ignaz Netzer ganz unbescheiden. Mit seiner rauchigen Stimme, Gitarre und Mundharmonika spielt er am Sonntag im Laufner Kulturforum. Zudem ist der Gitarrist Bad Temper Joe am Start, der dieses Jahr bei der International Blues Challenge in Memphis das Finale erreichte.
Sonntag 10.30 Uhr, Kulturforum Laufen, ab 15 Franken
Deana Lawson besuchte für ihre Fotografien die afrikanischen Minderheitencommunitys in den USA, Brasilien und andernorts. Die Menschen, die ihr dort begegneten, beschreibt sie als teils «gottähnliche Wesen», die sie in ihrer Vollkommenheit fotografisch festhielt. Ihre Ausstellung kann diesen Sonntag zum letzten Mal besucht werden.
Sonntag ab 11 Uhr, Kunsthalle, ab 8 Franken
Und plötzlich macht der Kasper nicht mehr mit. Egal, was sich seine Genossinnen und Genossen einfallen lassen: Der Protagonist findet es langweilig. Bis der Teufel auftaucht und den Kasper zu einem unheiligen Pakt überzeugt. Die Premiere dieses Stücks «Der Teufel ist los!» des Theaters Hände Hoch steigt diesen Sonntag im Palazzo.
Sonntag 11 Uhr, Theater Palazzo, ab 10 Franken