Marketing
Der FCB setzt bei der Mitglieder-Werbung auf kuriose Internet-Stars

Eine Thurgauerin und ein Socken-Model sollen ihre Online-Fans zu FCB-Vereinsmitglieder machen. Die neuste Idee aus der rot-blauen Marketingabteilung kommt bei den eigenen Anhängern nicht gut an.

Samuel Hufschmid
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FC-Basel-Anhänger verärgert: Die Muttenzerkurve protestiert gegen die Werbe-Massnahmen des Vereins
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Adela Smajic, Bachelorette und Tochter des ehemaligen FCB-Mittelfeldregisseurs Admir Smajic, macht auf Instagram Werbung für den FCB.
Der ehemalige Tessiner Mister-Schweiz-Kandidat Davide Garruti postete auf seinem Instagram-Profil ein Foto mit dem Aufruf, Mitglied beim FCB zu werden. Zuvor machte er schon Werbung für russische Energy-Drinks, Sonnenbrillen oder (wie im Bild) bunte Markensocken.
Auch eine junge Thurgauerin, die auf diversen Online-Plattformen für ihre Frisur-Tipps bekannt ist, wurde vom FCB angeheuert.
Der Protagonist des E-Sports-Kanal "Super Swiss Bros" fragt sich selbst, weshalb er vom FCB ins Stadion eingeladen wurde.
Die Werbe-Aktivitäten ihres Vereins enttäuschen Teile der FCB-Anhängerschaft.

FC-Basel-Anhänger verärgert: Die Muttenzerkurve protestiert gegen die Werbe-Massnahmen des Vereins

zvg

Was haben eine Thurgauer Hobby-Coiffeuse, ein Tessiner Ex-Mister-Schweiz-Kandidat und die neue Bachelorette Adela Smajic gemeinsam? Sie machen derzeit auf ihren Online-Profilen Werbung für den FCB, genauer: Sie versuchen ihre eigenen Fans davon zu überzeugen, dass diese doch Vereinsmitglieder des FC Basel werden sollen.

Dahinter steckt die Marketing-Abteilung des FCB, der für die Werbe-Aktion für ein Spiel gegen FCB-Legenden erstmals testweise sogenannte Influencer aus verschiedenen Bereichen eingesetzt hat. Welche und wie viele das genau sind, bleibt ein Geheimnis – und auch, ob und wie viel dafür bezahlt wurde. Die zuständige Abteilung reagierte am Montag nicht auf eine entsprechende Anfrage.

Die bz hat jedoch mindestens fünf Internet-Sternchen ausfindig gemacht, die sich bereitwillig vor die rot-blaue Kutsche spannen liessen. Nebst der Basler Bachelorette-Kandidatin und Tochter des ehemaligen FCB-Mittelfeldregisseurs Admir Smajic macht auch eine junge Thurgauerin, die auf diversen Online-Plattformen für ihre Frisur-Tipps bekannt ist, Werbung für die Vereinsmitgliedschaft. Auf Hochdeutsch. Immerhin ist sie dafür extra ins Joggeli gereist und hat ihre Fans live abstimmen lassen, ob sie nun zu Fuss eine Runde «um den heiligen Rasen» drehen sollte (67 Prozent wollten das, also drehte Nathalie Céline die Runde - im Video ab Minute 3:18).

Nicht mal angereist ist hingegen Davide Garutti. Der ehemalige Mister-Schweiz-Kandidat aus dem Tessin postete aber ein Foto auf seinem Instagram-Profil mit dem Aufruf, Mitglied beim FCB zu werden. Auf dem Foto hält er einen abgenutzten Champions-League-Ball in den Händen. Heute ein Ball, gestern wahlweise ein russischer Energydrink, eine neue Sonnenbrille oder bunte Markensocken – gezeigt wird, was Geld bringt, scheint sein Businessmodell zu sein.

Wie viele der jeweils tausenden von Abonnenten der Internet-Sternchen sich aufgrund dieser Kampagne für eine Vereinsmitgliedschaft entschieden haben, bleibt unklar. Sicher ist jedoch, dass der FCB mit dieser Inszenierung Teile der eigenen Anhängerschaft erzürnt hat. Die Muttenzerkurve reagierte am Sonntag direkt, mit zwei unmissverständlichen Transparenten und schwarzem Rauch, der die Botschaft «Ihr habt einen Knall und wir sehen Schwarz» unterstrich. Zudem wurde bereits in der Nacht auf Sonntag die FCB-Geschäftsstelle versprayt, mit den Worten «Kunden gewinnen, Fans verlieren. Euer Marketing ist zum Kotzen.»

Es ist nicht die erste Marken-Expansion, die von der Muttenzerkurve scharf kritisiert wird. Auch die FCB-Versuche mit einer eigenen Mannschaft im E-Sports-Bereich gefallen einigen Anhängern wenig. Umso bemerkenswerter ist es deshalb, dass der FCB für seine Werbeaktion auch Bekanntheiten ebendieser E-Sports-Szene engagierte.

Die «Super Swiss Bros.» aus Zürich unterhalten ihre Fans normalerweise damit, dass sie Videogames spielen und sich dabei filmen. Auch sie wurden vom FCB zu einer privaten Stadionführung eingeladen, was «so ein krasses Gefühl war» und «mega cool», wie der Protagonist im dazugehörigen Youtube-Video sagt. Er wisse zwar auch nicht, wieso er ins Stadion eingeladen worden sei, gibt er dann ehrlich zu – eher er die Frage gleich selbst beantwortet, indem er nahtlos zur Werbesendung für die FCB-Mitgliedschaft übergeht.