Neue Musik
Der Gare du Nord schlägt eine Brücke über den Röschtigraben

Die nächsten drei Jahre sind Produktionen aus der Romandie im Gare du Nord zu Gast. Und eine Mäzenin sorgt für Kontinuität.

Mathias Balzer
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Gare du Nord, Basel Das neue Programm ist da.
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Gare du Nord
Simon Steen-Andersen © Christian Vium Simon Steen-Andersen inszeniert die Eröffnungsproduktion am Gare du Nord

Gare du Nord, Basel Das neue Programm ist da.

bz Basel

Auch der Gare du Nord im Badischen Bahnhof kehrt endgültig aus der Corona-Pause zurück. Der Bahnhof für Neue Musik unter der Leitung von Désirée Meiser und, seit diesem Jahr neu, Johanna Schweizer bleibt sich in der Planung der Saison 2020/21 in vielen Bereichen treu. Und doch steht die Spielzeit auch hier unter speziellen Vorzeichen.

Die Sitzreihen im Konzertsaal sind weit auseinandergerückt, gerade mal fünfzig Plätze stehen zur Verfügung, die ­Dauer der Aufführungen wurde wo ­immer möglich auf eine Stunde beschränkt. Während das künstlerische Programm den Umfang anderer Jahre erreicht, sei vor ­allem die Nachfrage für Privatanlässe eingebrochen, sagt ­Johanna Schweizer, Nachfolgerin von Ursula Freiburghaus als Geschäftsleiterin.

Dass trotz dieser finanziellen Verluste ein reichhaltiges, hochstehendes Programm angeboten werden kann, ist einerseits der Unterstützung durch Kurzarbeit und, so sie denn gesprochen werden, den Ausfallentschädigungen für das Frühjahr geschuldet.

Andererseits rettet vor allem die Unterstützung einer nicht genannt sein wollenden Mäzenin den Gare du Nord in die Zukunft. Über die kommenden sechs Jahre werden ihre Spenden den Betrieb vor einem strukturellen Defizit bewahren, wie die Verantwortlichen im Ausblick auf das Budget 2020 betonen.
Neu zum Team des Gare du Nord stösst Miriam Hefti als Verantwortliche für die Pressearbeit. Sylwia Zytynska wird in dieser Saison nach 18 Jahren letztmals die Reihe Gare des ­enfants kuratieren.

Das Perkussionsquartett auf dem laufenden Band

Neu ist in dieser Saison der Schwerpunkt mit Fokus auf die zeitgenössische Musikszene aus der Westschweiz. Unter dem ­Titel «Trois fois trois» werden die kommenden drei Jahre ­Ensembles von der anderen ­Seite des Röschtigrabens in Basel zu hören sein. Ermöglicht wird diese Kooperation mit der Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. In dieser Saison werden das Ensemble Batida und das Künstlerkollektiv Hécatombe aus Genf und Lausanne, das Ensemble Contrechamps aus Genf und das Hyper Duo aus Biel zu Gast sein.

Unter dem bereits zur Tradition gewordenen Label «Musiktheaterformen» kommen neun Produktionen nach Basel. Die Eröffnung am 22. Oktober wird der dänische Komponist und Medienkünstler Simon Steen-Andersen bestreiten. «Walk the Walk», eine Koproduktion mit der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, der Musica Strasbourg und Klang Kopenhagen, ist inspiriert von den ersten Bewegungsstudien im frühen Film.

Der Regisseur und Komponist versetzt darin das Perkussionsquartett Ensemble this/Ensemble that auf Laufbänder und bringe, so die Ankündigung, die Musiker an den Rand der physischen Belastbarkeit und das ­Publikum an die Grenzen der Wahrnehmung.

Die Hochschule der Künste Bern wird einen Liederzyklus von Salvatore Sciarrino inszenieren. Till Löffler und Ursina Greuel vertonen in «Redensingen» politische Reden aus den vergangenen fünfzig Jahren. In «No Pills» vermischen ein Kontrabassist, ein Fagottist und eine Pianistin Schnulzen, Arien, Interviews und Protestsongs zu einem Musikkabarett. In der zweiten Saisonhälfte stechen die Antigone-Adaption des Musiktheaterkollektivs Agora und die «Beelzebubsonate», gesungen von Graham F. Valentine, besonders hervor.

Gare du Nord
Das ganze Programm unter www.garedunord.ch