Startseite
Basel
Basel Stadt
Die Architekten Herzog & de Meuron sollen nachbessern, was ihre Zöglinge Christ & Gantenbein mit dem Erweiterungsbau anrichteten.
Seit April 2016 steht der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel offen. Die Besucher strömen in den von den Architekten Christ & Gantenbein entworfenen Bau; den Hauptbau lassen sie jedoch links liegen. Die Erkenntnis ist weder neu noch überraschend, doch nun zeigen vorliegende Dokumente: Die Architekten Herzog & de Meuron, durch deren Schule Christ und Gantenbein gegangen sind, haben ein Konzept entworfen, wie der Geburtsfehler der Museumserweiterung zumindest gemildert werden kann.
Die Konzeptstudie von Herzog & de Meuron liegt bereits seit zwei Jahren vor, im Februar 2019 wurde die Version «Maxi» in den verwaltungsinternen Führungsgremien gutgeheissen und die geschätzten Kosten vorsorglich in die 10-Jahres-Investitionsplanung eingestellt. Bekannt werden sie aber erst nun, da das Basler Baudepartement einen Generalplaner für die Arbeiten sucht – und selbst jetzt erfolgen die Anpassungen in klandestiner Weise: Sie sind versteckt in den längst angekündigten und überfälligen Sanierungsarbeiten beim Altbau.
Um eine stärkere Verbindung zwischen Alt- und Neubau herzustellen, schlagen die Architekten vor, den Eingang des Altbaus an die Dufourstrasse zu verlegen: Vom Ticketschalter führt einerseits die Treppe hinunter zum Verbindungskanal mit dem Neubau, andererseits in einen leergeräumten Eingang mit der grossen Treppe. Auch der für die Erträge wichtige Shop erhält dadurch einen besseren Standort. Etwas enger wird es dafür für das Restaurant. Im Planungsdeutsch soll damit «der Stadtraum an der Dufourstrasse aktiviert» und der «Bezug zur Erweiterung auf der gegenüber liegenden Seite gestärkt» werden.
Widerstand gegen diese Ideen ist allerdings programmiert. Denn Herzog & de Meuron schlagen «punktuell angelegte Öffnungen der bestehenden Struktur» vor und meinen damit nicht nur Durchbrüche zum Innenhof, sondern auch an der abweisenden Aussenfassade zur Dufourstrasse. Aus den Unterlagen geht hervor, dass die kantonale Denkmalpflege «bereits signalisiert hat, dass sie solchen Massnahmen grundsätzlich ablehnend gegenübersteht.» Doch ohne diese Öffnungen an der Ost- und Innenhoffassade seien die publikumsintensiven Nutzungen wie Gastronomie und Shop nur schlecht erreichbar und verfehlten ihre Absicht, heisst es in den Dokumenten.
Die Zusatzkosten, die sich durch die Umbauarbeiten ergeben, sind in einer Grobberechnung mit 11,5 Millionen Franken beziffert. Die Zahl ist jedoch aufgrund der vorliegenden Informationen schwer zu isolieren, da die Arbeiten im Rahmen einer Gesamtsanierung des Altbaus erfolgen soll.
Dass der 1936 errichtete Hauptbau umfassend saniert werden muss, ist seit einer Bestandsaufnahme im Jahr 2012 bekannt. Mit knapp 100 Millionen Franken bezifferte das Baudepartement den Finanzbedarf, wovon ein vorgezogener Sanierungsschritt mit dem Neubau erfolgt. Dieser hatte eine einjährige Museumsschliessung zur Folge und kostete rund 25 Millionen Franken. Die weiteren 72,5 Millionen sollten bis zum Jahre 2020 verbaut werden. So weit der Plan, es kam anders.
Ohne öffentliche Kommunikation verschob Immobilien Basel-Stadt die Sanierung, als sich die Betriebsschwierigkeiten im Altbau zeigten. In einem Beschluss bewilligte die Regierung im August eine zusätzliche halbe Million Franken, um die Neuplanung des Erdgeschosses zu finanzieren. Im März 2019 schliesslich wurde in der Investitionsplanung die bereits reservierte Summe um 22,2 auf 94,7 Millionen Franken erhöht. Darin enthalten sind nicht nur die Renovationsarbeiten wie etwa der weitgehende Ersatz des Daches. Auch das Aufpeppen des Erdgeschosses durch Herzog & de Meuron ist damit zahlbar.
Immerhin: «Es besteht die Erwartung, dass die weiteren Sanierungsetappen ohne weitere Schliessung des Hauptbaus umgesetzt werden können.» Der Grosse Rat soll möglichst wenig zu sagen haben. Im Frühjahr 2022 wird allenfalls eine Erhöhung des Projektierungskredits öffentlich verhandelt. Auf einen eigentlichen Ratschlag kann die Regierung verzichten, wenn es ihr gelingt, die Ausgaben als normalen Erneuerungsaufwand auszugeben.