Die Wiederkehr war für kommendes Jahr angekündigt. Dann hätte der Lachs wieder den Weg flussaufwärts nach Basel finden sollen – das beschloss die Rheinministerkonferenz 2013 in Basel.
Es begann mit einer fast schon tollkühn anmutenden Vision, die mit den Jahren immer realistischer wurde: Bis 2020 sollte der Lachs nach Basel zurückkehren. Dieser Langstrecken-Wanderer, der zum Laichen vom Meer in die Flüsse zieht. Dem dies hier in den vergangenen Jahrzehnten aber verunmöglicht wurde, etwa durch Gewässerausbau, Wehre, Wasserwerke und auch die Wasserverschmutzung. An der Rheinministerkonferenz 2013 in Basel wurde international vereinbart, den Wanderfisch zurück in die Schweiz zu holen.
Seither wurden in den Rhein-Anrainerstaaten Deutschland, in den Niederlanden und der Schweiz in Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen wie dem WWF Gewässer renaturiert, insbesondere der Rhein und Nebenflüsse wie die Birs und die Ergolz, ebenso wurden Wasserwerke lachsgängig gemacht, damit die Fische den Rhein aufwärts wandern können. Der Bund investierte dafür mehrere Millionen Franken – im Rahmen des neuen Gewässerschutzgesetzes, das verlangt, die Fischgängigkeit in den Schweizer Flüssen wiederherzustellen.
Alles wäre nun bereit für den Salm, termingerecht auf 2020. Da ist aber dieses Stück im Elsass, zwischen Strassburg und Basel, das den Lachs daran hindert, zum Laichen zurück in einst heimisches Territorium zu schwimmen. Auf diesem Stück befinden sich die Kraftwerke Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün, die in all diesen Jahren nach dem Beschluss an der Rheinministerkonferenz noch immer nicht fischgängig gemacht wurden.
Es ist deshalb nicht realistisch, dass der Lachs bis im kommenden Jahr nach Basel zurückkehrt. Dieser Ansicht ist LDP-Grossrat François Bocherens. In einer Interpellation hält er ernüchtert fest: «Das Ziel der Rheinministerkonferenz von 2013 wird nicht erreicht werden.» In seinem Vorstoss fragt er, wie der Regierungsrat die Situation beurteile, dass es trotz der internationalen Vereinbarung nicht gelingen werde, dem Lachs bis 2020 die Rückkehr zu ermöglichen. Und in welcher Form die Basler Regierung Einfluss auf die französische Seite nehmen könnte.
Das Baselstädtische Amt für Umwelt und Energie wollte vorgängig zu den Fragen gegenüber der bz keine Stellung nehmen. Die Interpellation werde vom Regierungsrat schriftlich beantwortet, schreibt Amtsleiter Matthias Nabholz.
Beim WWF Schweiz zeigt man sich enttäuscht über die Situation. «Ziemlich frustriert sogar», sagt Christian Hossli, Projektleiter «Lachs Comeback». Er bestätigt gegenüber der bz die Einschätzung von Bocherens: «Die Zeit ist mittlerweile zu knapp. Die Rückkehr des Lachses bis 2020 ist jetzt leider nicht mehr realistisch.» Eigentlich habe man an der Rheinministerkonferenz im kommenden Jahr die Rückkehr des Wanderfisches feiern wollen. «Nun geht es darum, neue griffige Ziele und Massnahmen zu beschliessen.»
Warum aber haben es die Elsässer Kraftwerke Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün versäumt, ihre Anlagen fischgängig zu machen? Hossli ortet das Problem bei der Finanzierung. Um ein Kraftwerk entsprechend umzubauen, seien mehrere Millionen Franken nötig. «Anders als in der Schweiz müssten die Betriebe in Frankreich den grössten Teil selber berappen, und dazu sind sie offenbar nicht bereit», sagt Hossli.
Man sei nun auf der Suche nach anderen Möglichkeiten, um die Finanzierung sicherzustellen. «Kommt es an der Rheinministerkonferenz im nächsten Jahr zu einer Übereinkunft, könnte mit dem Bau der Fischaufstiege sogleich begonnen werden. Konkrete technische Lösungen liegen nämlich längst bereit.» Die Dauer für den Bau solcher Fischtreppen betrage allerdings ein paar Jahre. «Also ist 2022 das neue Ziel für das Lachs-Comeback.»
Hossli zeigt sich zuversichtlich, dass es zu einer Einigung mit den Kraftwerken und damit zu einer Wiederansiedlung des Salms in der Schweiz kommt. Und wenn nicht? «Die Renaturierungsanstrengungen in der Region haben sich so oder so gelohnt. Die Massnahmen kommen nämlich nicht nur dem Lachs, sondern auch anderen Fischen zugute, etwa der Äsche, der Groppe oder der Bachforelle. Alles einheimische Wanderer – einige über längere Distanzen, andere über kürzere.»
Unbeirrt von dem Rückschlag lanciert der WWF Schweiz zusammen mit Fox-Trail heute in Basel den «Laggs-Trail». Hossli sagt, der Trail liefere Antworten und Wissenswertes zum Lachs, seinen Platz in der Schweiz – und seine hoffentlich baldige Rückkehr. «Damit möchten wir die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren und für diesen faszinierenden Wanderfisch begeistern.» Bleibt zu hoffen, dass diese positive PR für den Fisch bis ins Elsass widerhallt.