«Allewyyl» und «ainewääg» – Jolly Greber und Peter Gissler sorgen für den letzten Schliff.
Die Sujet-Verantwortlichen aller Basler Cliquen kennen Jolly Greber – zumindest per E-Mail. Sie sendet ihnen allen den (korrigierten) Eintrag des «Rädäbäng» zur Kontrolle zu. Zusammen mit Peter Gissler ist sie Redaktion, Korrektorat und Lektorat des Basler Fasnachtsführers. Das Duo wird von Grafiker Domo Löw ergänzt. 1500 bis 2000 Mails erhält Greber in dieser Zeit. Sie hat eine eigene Ablage entwickelt, um alle Einträge zügig zu finden. «Da ist sie ein Genie», lobt Gissler, der sich auch für das Drummeli-Programm verantwortlich zeichnet. Beide lesen unabhängig voneinander die Texte, setzen sich an einem Abend vor den Bildschirm und gehen alle Einträge von A bis Z durch. «Das geht, solange es eben geht», meint Greber und ergänzt, dass es dieses Jahr rund vier Stunden waren. Sie waren auch schon bis weit nach Mitternacht noch an der Arbeit.
Inhaltlich greifen die beiden nicht ein, ausser es ist komplett falsch. So wurden schon historische Daten korrigiert. «Für uns tönt es so, meint ihr das auch so?», ist eine häufige Rückmeldung an die Cliquen. Mit 97 Prozent der Korrekturen gebe es keine Probleme. Die letzten werden noch ausdiskutiert. «Wir geben Empfehlungen ab. Die meisten Cliquen sind um die Hilfestellung froh», erklärt Greber. «Es ist eine Kooperation. Wir sind keine Zensurbehörde», ergänzt Kollege Gissler.
Die beiden wissen viele Anekdoten zu erzählen. So haben sie vor Jahren einen Eintrag einer Stammclique sein lassen, obwohl er falsch war. «Wir konnten ihn nicht mehr ändern, denn die Clique hat ihn bereits falsch auf die Laterne gemalt», erzählt Gissler. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass jemand das Wort «Glaibasel» in den paar Zeilen auf drei verschiedene Arten geschrieben hat und das partout nicht geändert haben wollte. «Wortspiele erkennen wir», bestätigen beide. Auch interne Witze werden gerne in die Texte eingearbeitet. Da sind die beiden durchaus offen, obwohl Greber dann in Erinnerung ruft, dass «der ‹Rädäbäng› für das Publikum ist und eine ganz grosse Möglichkeit, sich zu präsentieren». Bedingt lustige Zeilen, wie «die Trommler trommeln und die Pfeifer pfeifen aus dem letzten Loch», habe man schon so oft gelesen, dass es nicht mehr originell sei.
«Ein Umgangsbaseldeutsch ist in Ordnung. Es muss kein Dalbanese-Baseldytsch sein», erklärt Gissler. Was aber auf keinen Fall sein darf: «Beide Stile mischen.» Wenn jemand nach dem Baseldytsch-Standardwerk von Ruedi Suter gehen möchte, sei das toll, aber dann richtig. So werde «immer» zu «allewyyl» oder «trotzdem» zu «ainewääg». «Es gibt viele schöne Sujets», freut sich der Lektor und bedauert, dass es weniger Sujets gebe, die etwas hinterfragen oder provozieren würden. «Sie sind heute stromlinienförmiger als vor zwanzig Jahren – ausser dieses Jahr beim Klima.»
Peter Gissler hat als Drucker des «Rädäbäng» begonnen und konnte ab 1993 immer mehr zur inhaltlichen Arbeit beitragen. Jolly Greber hingegen begann als Schauspielerin am Drummeli und gelangte 2003 via Baseldytschi Bihni zum «Rädäbäng». Die beiden sind keine aktiven Fasnächtler mehr. Gissler wird am «Zyschtig» noch zum Piccolo greifen, aber an den beiden Cortèges mit dem «Rädäbäng» am Strassenrand stehen. «Ich kenne ja erst die Sujets. Ich weiss noch nicht, wie die Cliquen diese umsetzen», erklärt er. Greber wird am Comité-Stand am Marktplatz anzutreffen sein. Sie erteilt Auskünfte an alle, die etwas wissen möchten und verkauft Plaketten und natürlich den «Rädäbäng». Er ist Jahr für Jahr auch ein Stück Basler Fasnachts-Geschichte und erscheint immer am Freitag vor der Drummeli-Première.