«Rhätischer Hof»
Der «Rhätische Hof» als Liebhaberstück mit klassizistischem Stil

Der belgische Unternehmer Jacques Merckx renovierte die Villa «Rhätischen Hof» im Basler Bachletten-Quartier für 2,5 Millionen Franken. Es haben sich bereits wieder Interessenten gemeldet, doch so schnell gibt der Belgier die Villa nicht wieder her.

Christian Mensch
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Ein mäzenatisches Engagement.

Ein mäzenatisches Engagement.

Nicole Nars-Zimmer

Am Anfang stand die einfache Suche nach einem neuen Firmensitz für die Eumedica Pharmaceutical, ein kleines Pharmaunternehmen, das Medikamente für Spitäler produziert und vertreibt, die für die Grossen der Branche nicht interessant sind. Die klassizistische Villa bei der Paulus Kirchestand zum Verkauf. Jacques Merckx, Chef und Eigentümer der Eumedica, sagt, der Kauf sei ein «coup de coeur» gewesen.

An der Villa den Narren gefressen

Seit rund drei Jahren sind die Umbauarbeiten samt Vorbereitung im Gang. Zusammen mit der Denkmalpflege sei es das Ziel gewesen, möglichst wieder den Originalzustand des Gebäudes herzustellen, sagt der Architekt Felix Schranz. Dies etwa mit der Farbigkeit des grossen Ballsaals im linken Teil des Erdgeschosses, der nun in einem satten Rot leuchtet. Dort hatte die Bauherrin Mary Pradella-Burckhardt in den 1920er- Jahren die Basler Gesellschaft mit Musiksoireen und Bällen beglückt. Merckx hat an der Villa den Narren gefressen. Die Bauherrin hatte etwa gespart und nur zwei steinerne Blumentröge über dem Säuleneingang fertigen lassen. Merckx beauftragte einen Steinmetz, die Reihe nach gleichem Vorbild zu ergänzen.

In der Villa, dem neuen Hauptsitz der familiengeführten Firma, arbeitet rund ein Dutzend der insgesamt 120 Mitarbeiter. Ihre Büros sind im Parterre und im ausgebauten Dachgeschoss. Der erste Stock ist als Privatwohnung für den Hausherrn ausgebaut, die er als einen von verschiedenen Wohnorten einige Wochen pro Jahr bewohnen werde.

Unikat

Der «Rhätische Hof», so der Name der Villa, wurde vom aus Lörrach stammenden Architekten Max Länger gebaut. Mit den ionischen Säulen beim Eingang, dem flachen Obergeschoss und dem eleganten Walmdach ist sie ein Unikat und ein Gegenentwurf zu den gängigen Bürgervillen dieser Zeit. Länger hatte eine Vorliebe für monumentale Säulen, was er auch bei der Fassade des Küchlin-Variété-Theaters, seinem zweiten bekannten Basler Bau, unter Beweis stellte.

Die Bauherrin Mary Pradella vermachte die Villa der Basler Musikakademie, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg der Basler Familie Reggazoni verkaufte. 2004 zog eine Uhrenmanufaktur spanischer Investoren ein, die sich die Villa als Repräsentationsort während der Baselworld anschafften. Das Geschäft florierte nicht wie gewünscht. Merckx, der neue Eigentümer, sieht den Kauf auch als ein mäzenatisches Engagement. Es hätten sich bereits wieder Interessenten bei ihm gemeldet. Doch ein solches Haus, so ein stolzer Hausherr, gebe man nicht so einfach wieder her.