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Weil es sich nicht rentiert, will die Deutsche Bahn den Autozug spätestens Ende 2017 aufgeben. Allerdings zeigt eine amerikanische Privatbahn Interesse, die Strecke zu übernehmen. Denkbar wäre, die Verladestation zum Weiler Bahnhof zu verlegen.
Der Deutschen Bahn (DB) ist es verleidet. «Allgemein lässt sich sagen, dass die Auto- und Nachtreiseverkehre seit Jahren defizitär sind, ohne dass sich eine Verbesserung abzeichnen würde. Den stetig steigenden Kosten für den Betrieb stehen deutlich zu geringe rückläufige Einnahmen gegenüber. Auf die letzten zehn Jahre betrachtet, ging die Nachfrage stark zurück», schreibt eine Bahnsprecherin.
Neben dem Wettbewerb durch Billigflieger in Kombination mit günstigen Hotelzimmern führt sie dies auch auf das bahneigene ICE-Angebot mit seinen Hochgeschwindigkeitsstrecken zurück. Konsequenz: Der im Sommer tägliche Zug von Lörrach ohne Zwischenhalt nach Hamburg «wird in seiner jetzigen Form noch bis Ende 2017 fortgeführt. Zu diesem Zeitpunkt wird die DB ihr klassisches Autozugangebot auf allen Strecken einstellen.» Der Zwischenhalt in Hildesheim werde schon seit Dezember 2014 nicht mehr angeboten.
Der Lörracher Baubürgermeister Michael Wilke kann sich sogar vorstellen, dass der Zug schon in einem Jahr eingestellt wird. Unglücklich macht ihn das nicht. «Der Zug hat sich in den letzten Jahren zu einer Belastung für Lörrach entwickelt. Die Bahn hat Investitionen in leisere Wagen immer verweigert und der Autozug bringt Lörrach auch touristisch nichts. Ich sehe sehr viele Vorteile ohne diesen Zug.»
So hat die Stadt bereits einen Streifen Land beim Verladebahnhof aufgekauft und hofft darauf, die bestehenden Gebäude von der DB erwerben zu können, um auf dem heutige Verladebahnhof ein Mischgebiet mit Gewerbe und Wohnungen anlegen zu können. Wenn es dann noch gelänge, auch noch den heutigen Holzzug wegzubekommen, der Holz aus dem Schwarzwald durch die Stadt transportiert, könnte die S-Bahnstrecke auf die Strassenbahnverkehrsordnung umgestellt werden. Das hätte den Vorteil, dass die langen Schliesszeiten der Schranken erheblich verkürzt werden könnten und Lörrach so weniger durch die Bahnlinie durchschnitten würde.
Gegen die Einstellung des Autozuges engagiert sich die IG Pro Schiene Dreiland. Der Vorsitzende Karl Argast berichtete in einem Artikel der «Badischen Zeitung», dass 75 bis 80 Prozent der Nutzer Richtung Norden Schweizer seien. Der Rest seien Deutsche und Skandinavier und die Autozüge in der Regel sehr gut ausgelastet. 2013 kamen knapp 14'000 Fahrzeuge aus Hamburg mit dem Zug nach Lörrach, in Richtung Norden benutzten 13 400 den Zug.
Eine nationale Online-Petition, um die Autozüge zu retten, haben bisher gut 2500 Personen unterschrieben. Die DB versucht sich unterdessen auf den Strecken Berlin–München sowie Düsseldorf–München seit letztem Jahr mit einem Modellversuch: Die Autos werden auf Camions verladen, während die Kunden mit ICE-/IC- oder Nachtzügen reisen. «So müssten für einen Autoreisezug mit 80 Stellplätzen rund 15 Lastwagen auf die Strasse geschickt werden, was Lärm, Gestank und Staus produziere», kritisierte Argast in der «Badischen Zeitung».
Gegen zusätzlichen Sattelschlepper-Verkehr in seiner Stadt wehrt sich auch der Lörracher Bürgermeister Michael Wilke. Eine Chance, den Autozug noch zu retten, gibt es vielleicht. So hat die amerikanische Privatbahn Railroad Development Corporation (RDC), die in Deutschland die Strecke Hamburg-Köln betreibt und jüngst einen Teil der Trassen für den Betrieb des Autozugs zwischen Niebüll und Sylt erhalten hat, auch Interesse an der Verbindung Lörrach-Hamburg gezeigt.
Hans Leister, RDC-Generaldirektor Personenverkehr Europa, liess sich im November im Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den Worten zitieren, mittelfristig denke RDC Deutschland auch über den bei Stammkunden beliebten Autozug zwischen Hamburg und Lörrach nach. Mediensprecherin Renate Bader bestätigt gegenüber der bz das Zitat und schreibt allerdings: «Konkreter sind die Pläne derzeit nicht.»
Nichtsdestotrotz lässt das Interesse eines anderen Partners auf besseren Service hoffen – so war zum Beispiel das Angebot ins Wiesental von Basel über Riehen und Lörrach nach Zell mit der Übernahme der Strecke durch die SBB Deutschland GmbH erheblich verbessert worden.
Michael Wilke hat von den amerikanischen Plänen noch nichts gehört, zeigt sich aber gesprächsbereit. Überhaupt stelle sich aber die Frage, ob der Autoverladebahnhof nicht besser nach Weil am Rhein ober Basel verlegt werden solle.
Tatsächlich hat Weil am Rhein bereits Anfang 2010 mit einem Feststellungsbeschluss die Möglichkeit geschaffen, eine Verladestation nördlich vom Weiler Bahnhof zu schaffen – mit einer direkten Zufahrt auf die B 3 zum Zollübergang Otterbach und dann auf die Autobahn. «Die Stadt hat dies ausdrücklich gewünscht. Die Option besteht», kommentiert der Weiler Baubürgermeister Christoph Huber.