Startseite
Basel
Basel Stadt
Rollen von Gegenständen aus dem Amazonasgebiet nimmt das Museum der Kulturen Basel unter die Lupe: Die Ausstellung "Was jetzt? Bedeutung der Dinge am Amazonas" beleuchtet deren Bedeutung für dortige Völker sowie als Kulturvermittler in hiesigen Sammlungen.
In ethnographischen Sammlungen zusammengetragene Gegenstände sind Konzentrate von Geschichten über das Leben ferner Völker. So haben in Amazonien manche Dinge tragende rituelle Rollen bei der Menschwerdung, der Ausgestaltung sozialer Beziehungen oder der Visualisierung von Identitäten.
Liegen diese Dinge - etwa bemalte Tierhäute oder Schnitzskulpturen - in europäischen Museen, können sie ihre Ur-Rolle nicht spielen, weil die Menschen jener Kultur fehlen. Sie übernehmen aber neue Rollen, indem sie Vergleiche ermöglichen und intellektuelle Konzepte transportieren: Was bedeutet etwas und wie benutzt man es?
Der Ansatz der neuen Sonderschau im Museum der Kulturen klingt kopflastig, ist aber wichtig für die Legitimation von Sammlungen weitab des Herkunftsortes. 250 Exponate aus eigenen Beständen auf 600 Quadratmetern regen ab Freitag und noch bis Ende September zum Nachdenken an und ermöglichen überraschende Einblicke.
Indigene forschen in Basel
Basel hat nach eigenen Angaben eine der europaweit bedeutendsten Amazonien-Sammlungen - einige indigene Kulturen aus dem Gebiet sind inzwischen am Verschwinden. Manche Gegenstände haben Ethnologen, Missionare oder Laien von Reisen mitgebracht, doch heute bieten auch indigene Vertreter selber dem Museum eigene Objekte an.
Die Basler Sammlung gilt unter Forschenden und Ausstellungsmachenden als Referenz-Sammlung für die historisch wichtige Zeit zwischen 1950 und 2010. Seit etwa zehn Jahren nutzen aber auch Indigene diese Sammlung als Quelle für die Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte.
Die Ausstellung dokumentiert auch aktuelle Grossprojekte wie den Belo-Monte-Staudamm in Brasilien, der die Amazonas-Region einschneidend und unwiderruflich verändern wird. Anhand von fünf Teil-Sammlungen wird erörtert, was solches für Herkunftsgemeinschaften, Sammler und Forscher bedeutet.
So entsteht ein Spannungsbogen von der Forschung nach der Wirkungsmächtigkeit von Dingen bis zu Handlungsspielräumen indigener Akteure im globalen Kontext. Dabei wird erkennbar, wie die Globalisierung letztlich auch Verantwortung für vermeintlich weit abgelegene Kulturen verbreitet.