Im Jahr nach dem grossen 550-Jahre-Jubiläum schreibt die Universität Basel rote Zahlen. Trotzdem bleibt die Raumplanung die grösste Herausforderung der Uni Basel.
2011 war für die Universität Basel das Jahr danach: das Jahr nach dem grossen 550-Jahre-Jubiläum. Entsprechend sei wieder der «Courant normal» eingekehrt, wie Rektor Antonio Loprieno an der Präsentation der Jahresbilanz sagte. «Der ‹Courant normal›, aber keine Routine», betonte er. Denn die Herausforderungen, die die Universität in der nahen Zukunft zu überwinden hat, sind gross.
Wie in den Vorjahren rote Zahlen
Zunächst aber legte die Uni Rechenschaft über die Vergangenheit ab. 2011 schrieb sie wie schon in den Vorjahren rote Zahlen. Das ausgewiesene Jahresergebnis 2011 weist ein Defizit von 4,7 Millionen Franken aus. Dieses ergibt sich aus dem höheren Aufwand von 646,1 Millionen Franken.
Grund zur Sorge besteht laut Verwaltungsdirektor Christoph Tschumi allerdings nicht. Die Universität bewege sich im budgetären Rahmen. «Wir sind finanziell auf Kurs, trotz des Defizits», sagt Tschumi. «Wir gehen davon aus, dass wir das Defizit im Rest der Leistungsperiode 2010 bis 2013 ausgleichen können.»
Weniger Gelder von Dritten
Das ordentliche Betriebsergebnis konnte die Universität dagegen positiv gestalten und auf 16,8 Millionen Franken steigern. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr mehr als eine Verdoppelung. An den Gesamtertrag von 641,1 Millionen Franken steuerte die öffentliche Hand gut zwei Drittel (443,6 Millionen Franken) bei. Fast 300 Millionen Franken stammen von den Trägerkantonen Basel-Stadt und Baselland. Der Nationalfonds steigerte seinen Beitrag um über zehn Prozent auf 73,9 Millionen Franken.
21,2 Mio. Franken weniger Beiträge von Dritten
Bei den Beiträgen von Dritten musste die Uni gegenüber 2010 hingegen einen Rückgang um 21,2 Millionen Franken verzeichnen.
12037 Studierende und Doktorierende waren im Herbstsemester 2011 an der Universität eingeschrieben. Das sind knapp zwei Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Höchstwert für die Uni Basel. Der grösste Anstieg ist bei den ausländischen Studierenden und Doktorierenden zu verzeichnen. Dabei handelt es sich nicht nur um Studenten und Studentinnen mit ausländischem Pass, sondern auch um Studierende mit ausländischem Vorbildungsausweis. Sie stellen inzwischen 23 Prozent der Immatrikulierten. Bei den Neueinschreibungen ist ein leichter Rückgang zu beobachten. 53,5 Prozent der Studierenden sind auf der Bachelorstufe eingeschrieben, 23,7 Prozent auf der Masterebene sowie 21,4 Prozent auf der Ebene des Doktorats. 1,4 Prozent der Studierenden werden ihre Ausbildung mit dem auslaufenden Lizenziat abschliessen.(nbo)
Der Platz ist ohnehin das Thema, das die Uni zurzeit am meisten beschäftigt. «Die Raumverhältnisse sind prekär», sagte Tschumi. Abhilfe soll die Campus-Strategie schaffen. Nachdem das Projekt Campus Volta Ende 2009 scheiterte, gilt die Aufmerksamkeit der Uni nun dem Rosental.
«Der Campus Volta ist nicht mehr als eine Erinnerung», sagte Uni-Rektor Antonio Loprieno. «Der Campus Rosental ist unsere Antwort.» Beim Standort Rosental besitzt die Universität bereits ein Gebäude. In unmittelbarer Nachbarschaft ist der Zukauf von drei weiteren Liegenschaften geplant, was eine Hauptnutzfläche von 17000 Quadratmetern ergäbe.
Eine Milliarde für vier Zentren
Die Raumstrategie sieht somit vier Zentren für die Universität vor: Neben dem Rosental (Zahnmedizin und Umweltwissenschaften) sind das der Petersplatz (Rektorat, Verwaltung sowie Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften), das Schällemätteli (Life Sciences) und der Bahnhof SBB (Wirtschafts- und Rechtswissenschaften). Christoph Tschumi rechnet in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit einer Investition in der Höhe von mindestens einer Milliarde Franken.
Vor allem die Trägerkantone Basel-Stadt und Baselland werden finanziell belastet. «Es ist ein grosser Brocken. In der politischen Auseinandersetzung wird es Diskussionen geben», sagt Tschumi. «Die Investition ist aber notwendig, sonst ist die Universität nicht mehr konkurrenzfähig.»