Mehrere Seriensieger spielen nach einer Pause zum ersten Mal wieder am Offiziellen, das heute beginnt. Ein prominenter Tambour fehlt jedoch.
Das Teilnehmerfeld ist hochkarätig wie selten. Am offiziellen Basler Brysdrummle und -pfyffe treffen dieses Jahr Dambuure aufeinander, die den Anlass über viele Jahre geprägt und dominiert haben. Fast alle treten dieses Jahr zum ersten Mal nach einer Pause wieder an.
Zu den namhaften Rückkehrern gehört Stefan Freiermuth. Viermal liess er sich in der Kategorie Ainzel Alti zum König krönen, 2010 und 2012 bis 2014. Gleich viele Titel hat auch Markus König eingeheimst: Der Altmeister gewann den Wettkampf 1985 bis 1987 und 1998. Nach elf Jahren Absenz schwingt auch er dieses Jahr wieder die Schlegel am Preistrommeln. Das Trio der Tambour-Titanen, die sich zu drei Siegen in Serie gespielt haben, komplettiert Pascal Caviezel, Gewinner zwischen 2001 und 2003. Mit Alain Martin und Patrick Hersberger sind weitere ehemalige Könige am Start. Der Kampf um den Titel verspricht viel Spannung.
Ein prominenter Name fehlt jedoch auf der Liste der Einzelbewerber: Maurice Weiss. Der Nachwuchsstar, der letztes Jahr die Sensation schaffte, bei den Jungen und den Alten zu triumphieren, tritt dieses Jahr nur im Solo Duo an. «Das könnte er dieses Jahr gar nicht toppen», sagt der Vater des 15-Jährigen Allschwilers. Er werde nächstes Jahr wieder antreten. Dann ist er genug alt, um direkt bei den Alten zu starten. Der Umweg über den Sieg bei den Junioren fällt weg.
Auf dem Youtube-Kanal "Drum Pastic" veröffentlichen Weiss und Kollegen Showeinlagen mit der Trommel.
Trotzdem: «Die Herausforderung ist dieses Jahr gross», sagt Hersberger. Er beschäftigt sich nicht damit, wo er letztlich in der Rangliste auftaucht. Eine Voraussage sei ohnehin kaum zu machen. Es sei schwierig einzuschätzen, was die älteren Kaliber noch an moderner Tambourenkunst bieten könnten, sagt der 43-Jährige. Er glaubt, dass die Jüngeren gegenüber den Routiniers im Vorteil sind. «Sie trommeln am Puls der Zeit und wissen, was gewünscht wird.» Für Hersberger sind die Jungen eine Motivationsquelle, um sein eigenes Spiel weiterzuentwickeln.
Aus einem anderen Antrieb heraus hat sich Freiermuth auf der Teilnehmerliste eingeschrieben. Als er erfahren hat, dass all die Altmeister wieder an den Start gehen, dachte er sich, dann mache er auch wieder mit. Und das, obwohl sein letzter Triumph erst drei Jahre zurückliegt. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, wer dreimal in Folge reüssiere, habe danach etwa zehn Jahre zu pausieren. «Dafür trommle ich viel zu gerne», sagt Freiermuth. Auch wolle er seine besten Jahre nicht einer Pause opfern, begründet der 27-Jährige weiter.
Rückendeckung erhält er von Hersberger: «Für ihn ist es zu früh, das Brysdrummle aufzugeben.» Es sei eine Bereicherung für den Anlass, wenn möglichst viele Hochkaräter mitspielten. Das sieht auch Caviezel so: «Das belebt die Konkurrenz. Ich freue mich, dass er wieder mitmacht.»
In der Favoritenrolle sieht sich kein Akteur. Wobei König und Caviezel vermuten, dass Freiermuth die Konkurrenz überflügeln wird. Der Frenkendörfer gewann jüngst das Regionale Preistrommeln in Liestal und letztes Jahr das Zentralschweizerische Tambourenfest in Möhlin. Um seine Chancen zu wahren, trainiert König «seriös», wie er sagt. Den genauen Trainingsumfang will er nicht verraten. Die Finalqualifikation sei sein primäres Ziel, sagt König, dessen Lieblingsmarsch der Pumperniggel ist. «Das Drummelfieber hat mich noch einmal gepackt.»
Freiermuth verbringt derzeit jede freie Minute mit Trommeln. Zeit zu finden fällt ihm indes nicht leicht. In seinem Laden, dem Kleinbasler Trommelbaugeschäft Schlebach, herrscht Hochbetrieb. Viele Tambouren bringen ihre Instrumente vor der Fasnacht zum Service. Die letzten kommen jeweils erst am Wochenende vor dem Morgenstreich. Derzeit besteht Freiermuths Leben aus Geschäft und Proben. «Zum Glück habe ich eine verständnisvolle Freundin.» Sie sei eine Pfeiferin und deshalb derzeit auch sehr engagiert.
Auch das Wettspiel der Pfyfferinnen verspricht Spannung: Romana Cahenzli könnte sich den dritten Sieg in Serie sichern. Zum ersten Mal stand die Pfyfferin der Naarebaschi-Clique 2006 zuoberst auf dem Podest. Das offizielle Basler Brysdrummle und -pfyffe findet von heute bis Samstag an diversen Orten im Kleinbasel statt. Die Organisatoren melden rund 870 Teilnehmer und damit mehr als in den Vorjahren. Weitere Informationen finden Sie im Netz: offiziells.ch.
Er selbst zählt sich zu den «jungen Wilden», trotz seiner Routine. Er setzt sich aber nicht mehr so sehr unter Druck wie zu Zeiten seines Hattricks. Das gibt ihm ein gutes Gefühl, denn: «Wenn ein Tambour unter Druck steht, tönt sein Vortrag statisch und verkrampft.» Zum guten Gefühl trägt auch das richtige Instrument bei. Für das Offizielle hat er drei Trommeln bereit, auf denen er sich wohl fühlt. König wird derweil mit einer antreten, die er am Brysdrummle gewonnen hat. Vier Trommeln hat er noch zu Hause. «Ich habe jüngst mal ausgemistet», sagt er.
Die letzten Tipps und das Gefühl für die Musikalität holte sich Freiermuth bei seinem Trommellehrer Ivan Kym. Dieser ist mehrfacher Trommelkönig und sitzt heute in der Jury. Nun fiebert Freiermuth dem Kampf der Dambuur-Giganten entgegen. Er prophezeit: «Das gibt ein hoch interessantes Wettspiel.»