Diebstahl
Immer mehr gestohlene Basler E-Bikes landen in Frankreich: Die dort ansässige Polizei spricht von einer beispiellosen Zunahme

Seit wenigen Wochen hat sich der Bahnhof der Gemeinde Saint-Louis zu einem Dreh- und Angelpunkt für Fahrraddiebe aus Frankreich entwickelt. In der Schweiz geklaute Fahrzeuge werden von dort aus in der umliegenden Region verteilt.

Larissa Gassmann
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Immer mehr E-Bikes wurden in letzter Zeit entwendet und über die Landesgrenze gebracht. (Symbolbild)

Immer mehr E-Bikes wurden in letzter Zeit entwendet und über die Landesgrenze gebracht. (Symbolbild)

Bild: Kenneth Nars

Sobald es wärmer ist, stehen E-Bikes als Fortbewegungsmittel wieder hoch im Kurs. Dies scheint nun immer mehr Velo-Langfinger auf den Plan zu rufen. Ennet der Grenze sieht sich die französische Gemeinde Saint-Louis in den vergangenen Wochen mit einem Anstieg von Diebstählen konfrontiert. Wie die Tageszeitung «Dernières Nouvelles d’Alsace» am Montag berichtete, stammen die sichergestellten Fahrzeuge aber nicht aus dem Elsass selbst, sondern vielmehr aus Basel – die Rede ist dabei von einer beispiellosen Zunahme.

Eine ähnliche Entwicklung vermeldete die Basler Staatsanwaltschaft bereits Ende März in ihrer aktuellen Kriminalstatistik. «Parallel mit dem zunehmenden Anteil starker E-Bikes am Strassenverkehr stieg im Jahr 2020 auch die Zahl der Anzeigen wegen Diebstahls solcher Motorfahrräder mit Elektromotor», heisst es darin etwa. So wurden im vergangenen Jahr 551 Fälle registriert, 2019 waren es bloss 367. Auf Anfrage wird bestätigt, dass das Diebesgut nicht selten das Land verlässt: Es komme immer wieder vor, dass gestohlene E-Bikes und Velos aus dem Hochpreissektor ins Ausland gebracht werden.

Seit Anfang Monat kam es zu vier Verhaftungen

Laut dem im Artikel zitierten französischen Polizeikommandanten Éric Dietemann handelt es sich derzeit wohl um eine organisierte Gruppe. Oft seien es «Minderjährige, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen, um unbegleitet nach Basel zu fahren und dort ohne grössere Schwierigkeiten Fahrräder zu stehlen». Zum Dreh- und Angelpunkt wird dabei der Bahnhof Saint-Louis: Gelingt es den Tätern, die Verriegelung zu entsperren, würden sie von dort aus weiter nach Bartenheim, Mulhouse oder Strassburg fahren.

Reagieren kann die französische Polizei in den meisten Fällen erst dann, wenn die Diebe mit den Velos zurückkehren. Seit Anfang Monat kam es dabei schon zu vier Verhaftungen, wie die «Dernières Nouvelles d’Alsace» berichtet. So haben etwa zwei erwachsene Täter am 4. April versucht, ein noch nicht entsperrtes Velo in einen Bus nach Mulhouse zu verfrachten. Nur wenige Tage später wurde ein Minderjähriger beobachtet, der beim Auftauchen der Polizei versuchte, sein Fahrzeug loszuwerden. Begleitet wurde er von einem Komplizen, bei dem eine Drahtzange sichergestellt wurde.

Geplant ist laut Dietemann nun eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Polizeistellen, um weitere Vorfälle zu vermeiden. Gleichzeitig werden die Angebote in den sozialen Netzwerken überwacht. Ist klar, dass es sich um gestohlene Ware handelt, treten die Polizisten als vermeintliche Käufer auf, um den Verkäufer genauer unter die Lupe zu nehmen.

«Sollten Bikes über die Grenze gebracht werden, sehen wir das sofort»

Derzeit kein Thema ist das Ganze beim Basler Elektroveloverleih Pick-e-Bike. «Dass im grossen Stil E-Bikes gestohlen werden, ist bei uns glücklicherweise nicht der Fall», sagt Geschäftsführer Stephan Brode. Viel eher spiele Vandalismus eine Rolle. Trotzdem könne es ab und an vorkommen, dass einzelne Exemplare verschwinden oder an falschen Plätzen abgestellt werden. «Andererseits tauchen viele davon irgendwann wieder auf», so Brode. Grundsätzlich sind gestohlene Pick-e-Bikes für Diebe nutzlos, da sie per App entriegelt werden müssen und genaustens lokalisiert werden können: «Sollten Bikes über die Grenze gebracht werden, sehen wir das sofort.»

Damit es gar nicht erst so weit kommen muss, wird von Seiten der Schweizerischen Kriminalprävention empfohlen, E-Bikes und Velos mit einem geprüften Sicherheitsschloss zu sichern und die Fahrzeuge so an einem im Boden verankerten Gegenstand zu befestigen, sodass sie nicht ausgefädelt und davongetragen werden können. Wird das treue Gefährt trotzdem entwendet, benötigen Geschädigte für eine Polizeimeldung unter anderem die Rahmennummer des Velos und Angaben zu Marke, Typ und Farbe.