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Die Frage, wie wir Extremismus begegnen sollen, lockte viele Interessierte in die Offene Kirche Elisabethen.
Das Thema beschäftigt. Die Medien berichten von Menschen, die vom Dschihad träumen oder islamistisch motiviertem Terror. Das macht hilflos und verunsichert. Aber es schürt auch Hass. Hass gegen den Islam und alles Fremde. Die Offene Kirche Elisabethen thematisierte in der Diskussionsrunde «Basel im Gespräch» die Fragen, wie es zu Radikalisierung kommt und inwiefern sie uns alle betrifft.
Es sind Fragen, die interessieren. Die Organisatoren mussten zusätzliche Stühle aufstellen, damit am Schluss alle einen Sitzplatz hatten. Unter der Leitung von Frank Lorenz diskutierten die jemenitisch-schweizerische Politologin Elham Manea; Thomas Kessler, der Leiter der Task Force Radikalisierung des Kantons Basel-Stadt; der Radikalisierungsexperte und Psychologe Ahmad Mansour und der Religionswissenschaftler Johannes Saal.
Dass Radikalisierung uns alle etwas angeht, darin waren sich die vier Diskutierenden schnell einig, auch wenn sich die Dimensionen in Deutschland und der Schweiz nicht vergleichen lassen. In Basel hätten die Behörden eine zweistellige Zahl Personen auf dem Radar, sagte Kessler. «Gewaltbereit ist ein kleiner Bruchteil davon.» In Deutschland sind die Strukturen etwas anders. In den grossen Städten entstehen schneller Quartiere, in denen eine Durchmischung fehlt.
Radikalismus ist jedoch ein globales Problem. Die Islamisten sind überall und rekrutieren ihre Anhänger auch im Internet. Die «hollywood-reife Dschihad-Werbung», wie sie Kessler nennt, fasziniert Jugendliche hier und dort. «Wir können die jungen Menschen nur erreichen, wenn wir schneller sind als die Islamisten», sagt Mansour. «Nichts zu tun, ist fatal.» Für diese Aussage gibt es Applaus vom Publikum. Religionswissenschaftler Saal betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig eine Ansprechperson ist: «Jugendliche haben oft viele Fragen, die sie niemandem stellen können oder die ihnen niemand beantwortet.» Hier kämen die Islamisten ins Spiel, schaltet sich Mansour wieder in die Diskussion ein: «Jugendliche suchen in einer immer komplexeren Welt einfache Antworten.» Islamisten würden sie ihnen mit ihrer einfachen schwarz-weiss Mentalität liefern.
Das hat Manea selber erlebt. Als 16-Jährige fand sie – auf der Suche nach einer Identität – die Antwort im Extremismus. «Ich habe mich über meinen muslimischen Glauben definiert und mich innert eines halben Jahres von meiner Familie entfernt, ihnen gesagt, sie seien keine richtigen Muslime mehr für mich.» Manea beschreibt die Radikalisierung als Prozess, der mit der Bereitschaft zur Gewalt endet. Umso wichtiger sei es, sagt Saal, die Menschen zu erreichen, die auf dem Weg sind, sich von der Gesellschaft abzuwenden. «Sie kann man noch davon abhalten.»
Eine einfache Lösung kannte auch gestern niemand. Aber man war sich einig, dass es nur funktioniert, wenn alle zusammenspannen.