Drohnen
Der Überflieger begeistert auf Social Media und künftig auch in der bz

Der Basler Raphael Alù macht spektakuläre Fotos mit seiner Drohne. Als Aluarts begeistert er Tausende auf den sozialen Medien und künftig auch mit einer Fotokolumne in der «bz – Zeitung für die Region Basel».

Jonas Hoskyn Jetzt kommentieren
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Meist zu zweit anzutreffen: Raphael Alù mit seiner Drohne.

Meist zu zweit anzutreffen: Raphael Alù mit seiner Drohne.

Nicole Nars-Zimmer

Herr Alù: Seit wann sind Sie mit Ihrer Drohne unterwegs?

Raphael Alù: Ich beschäftige mich seit über 15 Jahren mit Fotografie und bin so zum Thema Drohnen gekommen. Mittlerweile fliege ich seit gut fünf Jahren. Ich habe schon früher bei meinen Bildern immer einen anderen Blickwinkel gesucht. Wenn ich bei jemandem zu Hause war, habe ich als Erstes aus dem Fenster oder von der Terrasse geschaut auf der Suche nach neuen Ansichten. Mit der Drohne gab es plötzlich fast unbegrenzte Möglichkeiten von neuen Perspektiven. Das hat mich sehr gereizt.

Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?

Die meisten meiner Bilder mache ich für Instagram. Das ist mein Portfolio als Fotograf, durch das ich auch Aufträge erhalte. Ich habe sehr viele Follower aus der Region. Bei den sozialen Medien muss man ständig Material liefern, entsprechend überlegt man sich auch laufend neue Sujets. Auf meinem Arbeitsweg fahre ich mit dem Velo quer durch die Stadt. Bei vielem, das ich unterwegs sehe, kommt automatisch der Gedanke auf, wie das von oben aussieht. Dann beginnt die Planung, etwa die Frage nach der richtigen Uhrzeit für das Foto. Im Geoportal des Kantons gibt es ein 3D-Modell der Stadt, bei dem man auch den Schattenwurf simulieren kann. Nicht zuletzt muss man auch das Wetter miteinplanen. Wenn es stark windet oder regnet, kann ich nicht fliegen – das wäre ein zu hohes Risiko. Meine Fotos sind also keine Schnappschüsse. Ich bin zwei bis drei Mal die Woche unterwegs. Die Vorbereitung dauert rund eine, die Ausführung etwa zwei Stunden und dann noch die Nachbearbeitung.

Wie stark bearbeiten Sie Ihre Fotos nachträglich? Gerade auf den sozialen Medien sind Filter zum Aufhübschen der Bilder bekanntlich sehr beliebt.

Ich mache nur das Nötigste. Ich versuche, das Bild so wiederzugeben, wie ich es gesehen habe. Das menschliche Auge hat einen viel grösseren Dynamikumfang als jede Kamera. Wir sehen gleichzeitig die Wolken im Himmel und die Struktur in einem Schatten. Wenn man ein Foto macht, muss man sich entscheiden, was man zeigen will. Ich musste schon Bilder quasi entschärfen, weil sie zu dramatisch ausgesehen haben, dass wohl viele gemeint hätten, dass ich mit einer Bildbearbeitung zusätzliche Dramatik hätte erzeugen wollen. Filter nutze ich grundsätzlich nicht. Ich fotografiere im sogenannten RAW-Format. Diese Fotos sind viel weniger bearbeitet als jedes andere Bild. Wenn ich mit meinem Smartphone ein Foto mache, hat die Kamera schon diverse Punkte bestimmt – beispielsweise die Schärfe oder den Weissabgleich.

Welche Sujets suchen Sie?

Ich würde es in zwei Themen aufteilen: Das eine sind spezielle Wettersituation, bei denen vor allem das Licht eine grosse Rolle spielt. Das andere sind Muster und geometrische Formen im Stadtbild, die man oft nur von oben erkennt: Strassenzüge, die aufeinander zulaufen, Häuserzeilen, die hintereinander ein Muster ergeben.

9 Bilder

Raphael Alù

Welche Rahmenbedingungen müssen Sie bei Ihrer Arbeit berücksichtigen?

Eine der häufigsten Fragen an mich ist: Darf man das einfach so machen? Das muss man mit Jein beantworten. Die Schweiz hat momentan noch sehr liberale Regeln. Stand heute muss man sich weder registrieren noch eine Prüfung machen, um mit einer Drohne fliegen zu dürfen. Aber es gibt Regeln, die vom Bundesamt für zivile Luftfahrt (Bazl) vorgegeben sind. Dazu zählt etwa, dass man im Radius von fünf Kilometern eines Flughafens nur eingeschränkt fliegen darf. Das betrifft grob gesagt das Gebiet unterhalb der Johanniterbrücke. Auch der Flug über enge Menschenansammlungen wie etwa einer Demonstration ist untersagt. Ausserdem gibt es eine Höhenbegrenzung: Wegen der Nähe zum Flughafen darf man nicht höher als 150 Meter fliegen. Und grundsätzlich muss ich immer Sichtkontakt zur Drohne haben.

Beim Thema Drohnen kommt oft die Frage der Privatsphäre auf.

Grundsätzlich kann man mit jedem Fotoapparat die Privatsphäre von anderen Menschen verletzen. Das ist kein Problem, das sich nur bei Drohnen stellt. Mein Nachbar kann auch mit seinem Handy über den Zaun fotografieren. Auf meinen Fotos sieht man zwar manchmal Menschen, schon allein durch die Höhe der Kamera sind diese nicht erkennbar.

Hatten Sie schon heikle Situationen bei Ihrer Arbeit?

Einmal hat meine Drohne auf einem Fabrikgelände eine Wand touchiert. Die war danach natürlich nicht mehr zu gebrauchen. Jede Drohne hat gewisse tote Winkel, wo Hindernisse nicht immer erkannt werden. Wenn es sonst Probleme gibt, etwa weil die Funkverbindung gestört oder der Akku leer ist, kommt die Drohne automatisch zurück oder macht selbstständig eine Notlandung. Und ich bin natürlich auch vorsichtig: Kürzlich war ich am Engadiner Skimarathon und wollte beim Start eine Luftaufnahme machen. Da aber bereits drei Helikopter in der Luft waren, war für mich klar, dass die Drohne am Boden bleibt.

Wie sind die Erfahrungen mit Passanten, wenn Sie Ihre Drohne fliegen lassen?

Meistens ist das Feedback positiv. Viele sind interessiert. Teilweise gibt es Vorurteile. Auch der Begriff Drohne kann manchmal Leute abschrecken – da kommen Assoziationen auf wie Militär und Krieg. Wenn die Leute dann mit mir reden, ändern sie ihre Meinung. Vielen ist gar nicht bewusst, wie einzigartig so ein Drohnenfoto aussieht.

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