Die amtierende Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann (Grüne) bewirbt sich für eine zweite Amtszeit.
Ja, Elisabeth Ackermann war Gitarrenlehrerin. Viele Jahre lang, unter anderem in Liestal, nach einem Studium an der Basler Musikhochschule. Alle Regierungsräte hatten zuvor einen anderen Beruf.
Aber seit Ackermann Anfang 2017 ihr Amt als Regierungspräsidentin antrat, gewählt bereits im ersten Wahlgang mit einem verblüffend guten Resultat, wird ihr von den politischen Gegnern ihr künstlerisch-pädagogischer Hintergrund zur Last gelegt. Im Vergleich dazu wurde Eva Herzog (SP) als Historikerin im Finanzdepartement von den Bürgerlichen in Bezug auf ihre Ausbildung fast mit Samthandschuhen angefasst.
Dabei war die grüne Politikerin alles andere als eine Quereinsteigerin und hatte vor ihrer Wahl in die Regierung eine standesgemässe Karriere durch die Basler Politinstitutionen durchlaufen: Grossrätin ab 2006, Fraktionspräsidentin von 2009 bis 2011, Grossratspräsidentin 2015.
Es ist also nichts als eine politische Verunglimpfung, die amtierende Regierungspräsidentin abschätzig als Gitarrenlehrerin zu bezeichnen. Mit sachlicher Kritik, so Ackermann, könne sie umgehen.
Der sehr diplomatische Begriff «schwierig» deutet auf einen ausgeprägten Charakterzug bei Ackermann hinSie wirkt auch im grössten politischen Sturmgewitter irgendwie gefasst – vielleicht verkrampfter als gewohnt, aber eben gefasst. Und eben immer auch ungelenk. Das ist es, was die Kritik an ihrer Person und Amtsführung, die an ihr wie an Teflon abzuperlen scheint, aufs Neue befeuert: Ein Flair für lockere öffentliche Auftritte wurde ihr nicht in die Wiege gelegt. Rhetorisch ist sie auf dem Niveau ihres Amtsvorgängers und Parteifreunds Guy Morin, und das heisst viel.
So kann es schon mal vorkommen, dass sie als Repräsentantin von Basel-Stadt die Museumsnacht in der Stadt Hamburg mit den Worten beginnt: «Hiermit eröffne ich die Museumsnacht von Basel.» Oder dass sie ihre Antworten auf Vorstösse im Grossen Rat nicht wie üblich von einem Blatt Papier abliest, sondern vom Minibildschirm eines Handys, und ihr Vortrag sich entsprechend schleppend und unsicher anhört. So unsicher, dass sie das Wort Präsidialdepartement zweimal nicht fehlerfrei über die Lippen bringt. So geschehen in der Sitzung des Basler Parlaments vergangene Woche.
Die 57-jährige Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die verheiratet ist mit Werner Baumann, dem ehemaligen Rektor des Gymnasiums Oberwil, hat aber nach wie vor den Sukkurs ihres wichtigsten Bündnispartners, der Sozialdemokraten. Zumindest nach aussen. Im Hintergrund mehren sich die kritischen Stimmen. Vor allem seit der «Causa Marc Fehlmann».
Der freigestellte Direktor des Historischen Museums hätte selbst für den gewieftesten Politiker eine Knacknuss werden können. Für Ackermann jedoch ist die Affäre kaum bewältigbar. Sie schien dem Intrigenstadl im Museum nichts entgegensetzen zu können. Und als sie es mit einer geheim zu haltenden Trennungsvereinbarung und einer Pro-forma-Mediation tat, scheiterte sie grandios. Ihr Fazit: «Ich hätte eventuell früher merken können, dass es einen Konfliktklärungsprozess im Historischen Museum braucht.»
Einerseits liegen ihre Chancen für eine Wiederwahl sehr gut. Anderseits bewegt sie sich mittlerweile, so ist aus der Verwaltung zu vernehmen, einiges behänder als zu Beginn ihrer Amtszeit und setzt das Mittel der Unverbindlichkeit im Sinn des Machterhalts ziemlich geschickt ein. Was bleibt nach vier Jahren Elisabeth Ackermann im Basler Präsidialdepartement in Erinnerung? Aus ihrer Sicht an erster Stelle: die gewonnene Referendumsabstimmung zum Neubau des Naturhistorischen Museums und Staatsarchivs 2019.
Böse Zungen sagen: Die Abstimmung wurde trotz ihr gewonnen. Aus ihrer Sicht an zweiter Stelle: der Kampf um die Gleichstellung, «wo wir immer noch Pioniere sind». Ist das «immer noch» blosse Bescheidenheit oder eine realistische Einschätzung des geringen Einflusses der Regierungspräsidentin?
Im Wahlkampf zieht die bz Bilanz über das Schaffen der Regierungsräte. Und gibt ihnen die Möglichkeit, sich ohne Worte zu kniffligen Fragen zu äussern.