Startseite Basel Basel Stadt
Die abtretende Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann spricht über die schmerzhafte Wahlniederlage – und über ihre Zukunft.
Elisabeth Ackermann: Ich bin etwas wehmütig. Gerne hätte ich die Projekte weiterverfolgt und begleitet, die wir in den letzten Jahren aufgleisen konnten. Etwa den Neubau des Naturhistorischen Museums oder die Initiativen «Recht auf Wohnen», wo die Umsetzung nächste Woche in den Grossen Rat kommt. Gerne wäre ich auch bei der Eröffnung des Kasernenhauptbaus dabei gewesen.
Das war in der Nacht von Montag auf Dienstag nach dem Wahlsonntag. Ich schlief darüber und merkte, dass ich die Kraft nicht habe, nochmals in den Medien so angegriffen zu werden. Mir wurde bewusst, dass ich mich jetzt schützen muss.
Es wurde zum Teil auf meine Person geschossen. Auch Politiker aus anderen Lagern stellten fest, dass das heftig war.
Es gab schon frauenspezifische Kommentare. Am Anfang der Amtszeit musste ich mir viel anhören. Da wurden etwa Äusserlichkeiten kritisiert.
Es wurde eher ruhiger mit der Zeit. Im Wahlkampf mit der Berichterstattung zum Historischen Museum wurde der Ton teils wieder aggressiv.
Elisabeth Ackermann (57) ist in Therwil aufgewachsen, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Bis zu ihrer Wahl in die Basler Regierung war sie als Gitarrenlehrerin tätig. 2006 wurde sie Grossrätin, 2015 Präsidentin des Grossen Rates. Ab 2012 war sie Co-Präsidentin der Grünen Partei Basel-Stadt. 2016 wurde Ackermann im ersten Wahlgang in die Regierung gewählt. Bei der Gesamterneuerungswahl erzielte sie 2020 im ersten Wahlgang ein schlechtes Ergebnis. Daraufhin verzichtete sie auf eine weitere Kandidatur.
Ich tauschte mich mit meiner Familie aus. Sie war ein wichtiger Rückhalt für mich während der ganzen Amtszeit, die sehr zeitintensiv und anspruchsvoll war. Man braucht da schon Unterstützung. Ich brauchte ein Zuhause, wo ich mich entspannen konnte.
Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren.
Diese Idee finde ich gut. Umwelt- und Klimathemen sind departementsübergreifende Themen, die durchaus ins Präsidialdepartement passen würden.
Hätte und wäre sind nicht so mein Ding. Natürlich gibt es Dinge, die man im Nachhinein anders machen würde.
Ich musste im Wahlkampf diesen Entscheid fällen, damit wieder Stabilität im Historischen Museum einkehrt. Das ist jetzt auch so und läuft gut. Ich habe mir das nicht ausgewählt. Ich musste das machen, Wahlkampf hin oder her. Und die Schwierigkeit war, dass ich mich als Arbeitgeberin nicht dazu äussern oder in die Details gehen konnte.
Dies war ein Entscheid der Personalrekurskommission, den wir weitergezogen haben, da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Dass er sich auf seine Mitarbeitenden verlassen kann. Und dass er gut zu sich schauen soll, sich Zeitinseln schaffen für sich. Ich versuchte jeweils Samstag oder Sonntag ohne Veranstaltungen zu planen, das ging nicht immer. Aber man braucht auch mal Zeit für sich, sonst verliert man sich.
Ja, vielleicht schon. Analysen über mich selbst zu machen, finde ich schwierig. Unterschätzt wurde auf jeden Fall die Arbeit, die im Präsidialdepartement gemacht wird. Die vielen Projekte, die hier aufgegleist werden. Das kam auch im Wahlkampf nicht genug rüber.
Wir waren ein sehr gutes Team. Ich bekam Unterstützung. Aber auch viele SP-Mitglieder unterschätzten die grosse Arbeit, die das Präsidialdepartement leistet.
Damit konnte ich mich noch nicht befassen. Ich gönne mir jetzt mal eine Auszeit, um mich neu zu orientieren. Ich werde mich weiterhin für Umweltthemen, Soziales und die Kultur einsetzen.
Parteipräsidentin war ich ja schon (lacht). Nein, ein Amt will ich nicht übernehmen.
Ja, diese Gefahr besteht. Aber fürs Erste habe ich noch einige persönliche Dinge, die ich nachholen werde. So werde ich beispielsweise die Dissertation meines Sohnes noch lesen, der seine Arbeit über osteuropäische Geschichte geschrieben hat. Das habe ich immer noch nicht geschafft!
Ja,mehr Sport zu machen. Aber jetzt habe ich ja Zeit. Ich schwimme gerne im Rhein, fahre Velo und wandere.
Man sieht ja jetzt vermehrt Leute im Rhein, auch im Winter. Aber ich bekomme Fusskrämpfe, wenn es zu kalt ist. Das wird zu gefährlich. Ich gehe so ab 16 Grad Wassertemperatur rein.
Wir haben die Bewerbung für den European Green Capital Award bereits letztes Jahr angedacht und ich finde es super, dass Beat Jans dies aufgenommen hat. Dies bietet eine sehr gute Möglichkeit, Umwelt- und Klimaprojekte voranzutreiben.
Basel hat in gewisser Hinsicht eine Vorreiterrolle, etwa beim Energiegesetz – auch das wird von aussen mehr wahrgenommen. Kommt die Arealentwicklung wie die Smart City Lab hinzu, in denen die neuen umweltfreundlichen Technologien im Mittelpunkt steht. Basel ist weit, aber es sollte noch weiter gehen. Ein solcher Wettbewerb wäre ein Vehikel dafür.
Zum konkreten Fall will ich keine Stellung nehmen, da ich ihn nicht gut genug kenne. Aber gewalttätige Aktionen habe ich immer verurteilt. Das bringt nichts, weil man die Leute überzeugen muss und die Menschen hinter sich haben muss, wenn man etwas erreichen will. Klimapolitik muss immer mit der Bevölkerung gemacht und kann nicht gewalttätig durchgesetzt werden.
Ich war immer friedlich. Sobald eine Demo aufgeheizt wurde, habe ich mich entfernt.
So lange es die Atomkraftwerke gibt, wird mich das beschäftigen. Ich halte es nach wie vor für eine zu riskante Technologie. Immerhin ist jetzt Fessenheim abgeschaltet worden, das ist eine riesige Erleichterung.
Eine richtige Feier ist ja nicht möglich wegen Corona. Ich hoffe, ich kann das nachholen. Das muss aber natürlich mit Beat Jans abgesprochen werden. Wir sind uns am überlegen, wie wir das machen können. Auch das verstärkt meine Wehmut, dass wir uns nicht richtig verabschieden können.