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Basel befindet sich im Fitness-Fieber. Doch heute zieht es nicht mehr nur Bodybuilder in die Studios. Geld lässt sich auch mit dem Gesundheitsbewusstsein der älteren Generation machen.
Die goldenen Zeiten von Arnold Schwarzenegger und Co. sind noch lange nicht vorbei. Die alten Helden erleben momentan einen zweiten Frühling. Immer mehr Menschen schwitzen in den Schweizer Fitnessstudios. Das macht sich auch in der Region Basel bemerkbar. Allein in der Basler Innenstadt reiht sich ein Fitnesscenter an das nächste und der Markt ist noch lange nicht gesättigt.
«Die Fitnessbranche befindet sich seit Jahren in einem stetigen Wachstum», sagt Daniel Gerber, Leiter des Fitnessparks Heuwaage in Basel. Das werde sich auch so schnell nicht ändern. Rund 1200 Fitnesscenter gibt es momentan im gesamten Land – Tendenz steigend. Die Branche verbucht einen jährlichen Rekordumsatz von 916 Millionen Franken. Dies ist dem aktuellen Branchenreport des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenterverbands (SFGV) zu entnehmen.
Doch nicht nur die junge Generation, welche durch die auf Social Media verbreiteten Schönheitsideale einem immer grösseren Druck ausgesetzt ist, treibt es in die Fitnesszentren. «Die Leute werden immer älter und bleiben durch ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein immer länger aktiv», sagt Daniel Gerber.
Analog zu dieser Entwicklung der Altersstruktur werden auch die Kunden der Fitnessunternehmen immer älter. Der durchschnittliche Fitnessbesucher in der Schweiz ist demzufolge 45,1 Jahre alt. Deutlich mehr als die Hälfte aller Trainierenden sind über Vierzig.
Die Fitnessbranche befindet sich seit Jahren in einem stetigen Wachstum
(Quelle: Daniel Gerber, Leiter des Fitnessparks Heuwaage in Basel)
«Die Kunden sind heute kompetenter und besser informiert als früher», sagt Gerber. Sie wüssten mehr über Gesundheit Bescheid und hätten deshalb auch andere Anforderungen an ein Fitnesscenter. «Bei uns geht es nicht nur um Pumpen und Bizeps», so Gerber. Da die älteren Kunden meist auch bereit seien, mehr für ihre Gesundheit auszugeben, erachten viele Betreiber die sogenannten «Best Agers» – also Personen über fünfzig, die sich gut halten, auch als besonders lukrativ.
Nicht nur betreffend des Alters hat sich die Fitnessbranche verändert. Auch die Art der Studios hat sich gewandelt. Immer mehr Ketten drängen auf den Markt und erwirtschaften dabei fast einen Drittel des gesamten Umsatzes.
Diesen Wandel kann Patrik Meier, COO bei Kieser Training , bestätigen. Das Fitnessunternehmen gehört zu den ältesten in der Schweiz. In Basel wurde die erste Filiale im Jahr 1987 eröffnet. «Immer mehr Anbieter vor allem aus dem Discountbereich sind in den vergangenen Jahren dazugekommen», sagt Meier. Man müsse zwischen Qualitätsanbietern und dem Billigsegment unterscheiden.
Die Billiganbieter können die Preise so tief halten, weil sie oft auf nicht betreute Öffnungszeiten setzen
(Quelle: Patrik Meier, Chief Operating Officer bei Kieser Training)
Erstere seien vor allem kleine oder ältere Studios, welche sich durch den ansteigenden Druck der Discounter noch mehr durch Qualität oder Individualität auszeichnen müssten. «Die Billiganbieter können die Preise so tief halten, weil sie oft auf nicht betreute Öffnungszeiten setzen», so Meier. Das begleitete und auf den Kunden zugeschnittene Training rücke zunehmend in den Hintergrund.
Doch genau hier sieht er eine Chance für Fitnesscenter wie Kieser Training, die sich vor allem durch hohe Qualitätsstandards und eine persönliche Beratung auszeichnen würden. Denn so könnten auch Anbieter im teureren Segment von diesem Wandel profitieren, da sie auf diese höheren Ansprüche reagieren und diesen auch gerecht werden könnten.
Die 2007 gegründete Kette Basefit ist hierzulande der wohl bekannteste Anbieter im Billigsegment. Mit rund 37 Filialen im ganzen Land hat sich die zweitgrösste Fitnesskette der Schweiz den Betrieb von Discount-Studios auf die Fahne geschrieben. Hier trainiert man sogar schon ab 399 Franken im Jahr.
Zum Vergleich: Der Schweizer Durchschnittspreis für ein Jahresabo liegt bei 890 Franken. In Basel besitzt das Unternehmen bereits drei Standorte. Und die Betreiber befinden sich weiterhin auf Expansionskurs. Noch in diesem Herbst kommt eine vierte Filiale dazu, wie Marketing Manager Patrick Schmiedmeister bestätigt.
Das neue Studio wird im Untergeschoss der Markthalle in die ehemalige Bächli-Filiale einziehen. «Unser Ziel ist es, Fitness für jeden möglich zu machen und für jeden Geldbeutel», sagt Schmiedmeister. Durch die schon bestehenden Klubs in Basel sähen die Verantwortlichen Bedarf an weiteren günstigen Trainingsmöglichkeiten in der Region. «Wir arbeiten stetig daran, weitere Filialen zu eröffnen», so Schmiedmeister.
Wir arbeiten stetig daran, weitere Filialen zu eröffnen
(Quelle: Patrick Schmiedmeister, Marketing Manager Basefit)
Neben den Billigketten haben auch die Detailhandelsriesen Migros und Coop auf den Fitnessboom reagiert. Fünf Fitness-Filialen besitzt die Migros bereits in der Region Basel. Anfangs April wurde erst das neue Fitnesscenter Niederholz in Riehen eröffnet. Vor allem in der Agglomeration der Stadt Basel sehen die Verantwortlichen weiterhin Potenzial, um in den nächsten Jahren neue Zentren zu eröffnen.
Auch die Kette Update Fitness, welche zu Coop gehört, will sich in der Region Basel weiter vergrössern. Der Standort sei für sie attraktiv. «Vor allem weil nach unserer Einschätzung die Nachfrage noch weiter steigen wird», meint der «Update»-Geschäftsführer Michael Ammann.
Trotz des Wachstums von Ketten machen die Einzelbetriebe in der Schweiz immer noch 72 Prozent der Studios aus. Zu ihnen gehört auch der 23-jährige Basler Roman Suter. Er hat das Getpower Gym auf dem Dreispitz gegründet. Vor rund drei Jahren hat er das erste 24-Stunden-Fitnesscenter in Basel aufgemacht. «Damals gab es in diesem Bereich noch eine Lücke», sagt er. In den vergangenen Jahren habe es zunehmend grosse Ketten nach Basel gezogen.
Trotz des Konkurrenzkampfes mache er sich jedoch keine Gedanken, dass es in Zukunft eng werden könnte. Dem Druck sei er sich von Beginn an bewusst gewesen. Aus diesem Grund hat sich Suter auch auf einen Preis für das Jahresabo festgelegt, bei dem er wusste, dass er konkurrenzfähig bleibt. «Mit 550 Franken habe ich die Kosten absichtlich tief angesetzt.» Für ihn sei dieser Preis aber kein Risiko. Er habe die Trainingsflächen und Ausgaben bewusst niedrig gehalten. «Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft.»
Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft
(Quelle: Roman Suter, Gründer Getpower Gym)
In erster Linie sei ihm eine gute Betreuung wichtig. Diese könne er trotz nur zwei Mitarbeitern gewährleisten. Angst vor der Zukunft hat Suter nicht. «Seit der Eröffnung schreiben wir jeden Monat schwarze Zahlen.» Er fände es zwar schön, wenn es mehr kleinere Studios gäbe. «Doch auf der anderen Seite leben wir ja unter anderem auch ein wenig davon, dass wir uns von den Grossen abheben», sagt er.
Je mehr Studios es gibt, desto mehr nimmt auch der Konkurrenzkampf zu. Doch Fitnesscenter, die ein spezifisches Angebot bieten, können dennoch ihre Abozahlen erhöhen. «Ich bin überzeugt, dass es noch genügend Potenzial an Trainingsinteressierten gibt, sofern der Anbieter sich im Markt richtig positioniert hat und sich stetig weiterentwickelt», meint Michael Ammann von Update Fitness.
Obwohl das Business floriert, haben es vor allem diejenigen Studios schwer, die sich nicht klar positionieren können. Einer der Verlierer des Booms ist der John Valentine Fitnessclub. Das wohl älteste und bekannteste Fitnessstudio in Basel musste vor drei Jahren nach 40-jähriger Ära dichtmachen.