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Ein Professor für Kunstgeschichte hat eine Petition lanciert - Dutzende Wissenschaftler unterstützen ihn.
Der Schweizer Architekt Otto Rudolf Salvisberg hat es Bernd Nicolai besonders angetan. Nicolai ist Professor für Kunstgeschichte an der Universität Bern und leitet das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Projekt «Otto Rudolf Salvisberg – Architekt der Moderne (1910–1940)», das sich dessen Bauwerken in ganz Europa, unter anderem in Berlin, Breslau und Basel, wissenschaftlich nähert. Nun mischt sich Nicolai mit seiner Petition «Rettet die Basler Roche-Bauten!» in eine aktuelle Debatte in Basel ein.
Nicolai stösst sich zur Hauptsache daran, dass der Basler Pharmakonzern den Fabrikbau 27 von Salvisberg aus den Jahren 1936–37 der geplanten Neuüberbauung des Südareals zwischen Grenzacherstrasse und Rhein opfern will. Das Gebäude am Rand des Solitude-Parks hat für ihn nationale und internationale Bedeutung. Es habe auch trotz mehrfacher Erweiterung «seine Flexibilität bewiesen» – und gehöre deshalb erhalten.
Ebenso bestehen bleiben soll nach Meinung der Petitionäre das «elegante, an amerikanischen Vorbildern orientierte» Hochhaus Bau 52 des Architekten Roland Rohn aus den Jahren 1958–60. «Auch spiegle es ein Stück der Erfolgsgeschichte von Hoffmann-La Roche und stehe für sich als wegweisendes Bürogebäude der Nachkriegszeit.
«Die geplante Neugestaltung des Südareals funktioniert nach Prinzipien, die vielleicht vor zehn Jahren noch Gültigkeit hatten», kritisiert Nicolai. Nachhaltigkeit sei bei dem Projekt der Roche-Hausarchitekten Herzog & de Meuron, das unter anderem ein drittes Bürohochhaus vorsieht, ebenso kein Thema wie der Respekt vor historischen Bauten. Zudem, so Nicolai, sei es angesichts der grassierenden Coronapandemie fragwürdig, mit hunderten neuen Arbeitsplätzen zu planen.
Ein Blick auf die Liste der Petitionserstunterzeichner zeigt, dass die Bauten von Wissenschaftlern aus ganz Europa erhalten werden möchten, die USA vertritt ein Professor der renommierten Columbia University. Auffallend viele kantonale Denkmalpfleger haben das Manifest unterzeichnet, daneben zahlreiche Professoren aus Bern und Zürich oder Hochschullehrer von Universitäten in ganz Deutschland, unter anderem der Bauhaus Universität in Weimar. Gerade die Zürcher Interventionen dürften Roche und Herzog & de Meuron zu denken geben.
Mit Vittorio Magnago Lampugnani setzt sich ausgerechnet der geistige Schöpfer des Novartis Campus für den Erhalt des Salvisberg- und des Rohn-Baus ein. In den Personen von Stanislaus von Moos und Philip Ursprung wehren sich zwei namhafte Wissenschaftler aus Zürich gegen die Neubaupläne, die mit dem Werk von Herzog & de Meuron bestens vertraut sind. Baslerinnen und Basler sucht man auf der langen Liste der Erstunterzeichner indes fast vergebens. Neben dem Basler Heimatschutz als Verein setzt sich lediglich die hiesige Architekturhistorikerin Dorothee Huber für den Erhalt der beiden historischen Roche-Bauten ein.
Bernd Nicolai ahnt, dass es sein Bemühen schwer haben wird. Die Roche habe «klare Vorstellungen» zur Zukunft des Areals. Ziel der Petition (seit gestern auf change.org) sei es, die Öffentlichkeit für das bauliche Erbe zu sensibilisieren.