Die Waggiswagen schienen an der Fasnacht 2022 leer auszugehen. Mit der geplanten «Wäägeli-Parade» und der Teilnahme am Sternmarsch der Guggen ändert sich ihre Situation.
Sie fuchteln schreiend herum, werfen mit Räppli und Orangen um sich. Intrigieren können sie, die Waggis. Dies kann zur Freude oder zum Leid von Zuschauenden werden. Leid und Freude liegen in diesem Jahr bei den Wagencliquen auch sehr nahe beieinander. Die definitive Absage des Cortège bedeutete für sie faktisch der Ausfall der Fasnacht in gewohntem Rahmen. Lumpen lassen sie sich aber nicht. Wie schon in den pandemischen Vorjahren wird einmal mehr auf Eigeninitiative gesetzt.
Dies in Form der Warteck-Rueche, die mit ihrer «Wäägeli-Parade» geradezu ein Fasnachtsbeben ausgelöst haben. «Wir wollten Fasnacht machen und haben uns deshalb auf die Suche nach einer Alternative für die Wagen gemacht», sagt Jonas Kiefer von den Warteck-Rueche. Denn nicht nur die Wagencliquen, auch viele weitere aktive Fasnächtlerinnen und Fasnächtler freuen sich über die Aktion. «Wir haben auch viele positive Rückmeldungen von Cliquen und Guggen erhalten.» So positiv, dass die Gugge Basler-Garde-Clique ihr Interesse bekundet habe, teil der Parade zu sein. «Sie werden unser musikalischer Vortrab sein», sagt Kiefer.
Stück für Stück sei die Aktion gewachsen. «Mittlerweile haben wir derart viele Anmeldungen, dass wir den Wartesektor über die Rittergasse bis zum Münsterplatz verlängern mussten.» Kein Wunder, bei mittlerweile 45 teilnehmenden Wagencliquen.
Um dieser Teilnehmerzahl gerecht zu werden, mussten die Organisatoren auch einige Regeln aufstellen. «Wir wollen ein tolles Miteinander, deswegen ist gerade bei dieser Grösse eine gewisse Struktur wichtig.» Bis zu 300 Teilnehmende werden erwartet. «Die Aktion lebt von der Intensität.» Und die Vorfreude sei nicht kleiner als vor einer anderen Fasnacht.
Start der «Wäägeli-Parade» ist am Montag um 13.30 Uhr an der Bäumleingasse. Auch genügend Wurfmaterial werde es haben, die Organisation sei auch kurzfristig möglich gewesen. «Einzig für das Beschaffen der Orangen hat es ein zwei Telefone mehr gebraucht», sagt Kiefer.
Doch nicht nur an der «Wäägeli-Parade» werden die Basler Wagencliquen vertreten sein. Bereits letzte Woche kündete die Wage IG unter dem Titel «Mer setze aine druff» auf Facebook an, dass sie am Sternmarsch der Guggen am Dienstagabend mitlaufen werde. «Wir haben mit den Präsidierenden der Gugge FG und IG ein sehr gutes Verhältnis», sagt Roger Borgeaud, Obmann der Wage IG.
Diese hätten sie angefragt, ob die Wagen den Marsch begleiten würden. «Wir werden natürlich nicht mit unseren Original-Wagen vor Ort sein», sagt er. Vielmehr wird auch hier das Leiterwägeli im Zentrum stehen. Somit können die teilnehmenden Wagencliquen auch am Dienstagabend mit den Zuschauenden intrigieren. Zwar nicht in altbekanntem Rahmen, für Wurfmaterial soll aber gesorgt sein.
Die Absage des Cortège habe schon an der Gemeinschaft genagt, sagt Borgeaud. «Doch der grosse Frust hat sich mittlerweile gelegt.» Die Euphorie, doch noch etwas tun zu können, würde inzwischen überwiegen. «Dies sieht man an der Bereitschaft der Wagencliquen, die für solche Ideen offen sind.» Wie viele Wagen effektiv am Sternmarsch partizipieren, weiss Borgeaud aber noch nicht, 15 «Wäägeli» seien es bereits. Nicht dabei sein werden die Organisatoren der «Wäägeli-Parade», die Warteck-Rueche. «Wir finden, dass der Sternmarsch den Guggen gehört. Deshalb verzichten wir auf eine Teilnahme.» Trotz des kurzfristig in Eigeninitiative geschaffenen Rahmenprogramms für die Wagencliquen meint Borgeaud: «Wir hoffen, dass es nie mehr so kommt, wie an dieser Fasnacht.»