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FC-Basel-Captain Jana Brunner lobt ihren Arbeitgeber. Generell ärgert es sie, wenn Frauen trotz gleicher Leistung weniger verdienen als Männer.
Jana Brunner: Wertschätzung.
Ja klar. Das ist ein wichtiges Thema, im Leben allgemein, im Fussball und im Frauenfussball im Speziellen.
Schwierig zu sagen. Der Frauenfussball geniesst – praktisch überall – nicht annähernd den Stellenwert des Männerfussballs. Wenn wir die Zuschauerzahlen zum Massstab nehmen, dann können wir Frauen aber auch nicht erwarten, dass wir dieselbe Aufmerksamkeit erfahren. Das hat wiederum einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Wertschätzung. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren einiges zum Positiven verändert. Die WM hat wichtige Impulse verliehen. Erstmals waren viele Spiele ausverkauft. Die Stimmung war toll. Schade, war die Schweiz nicht dabei.
Die WM hat wichtige Impulse verliehen. Erstmals waren viele Spiele ausverkauft.
Da spielen viele Faktoren zusammen. Ein wichtiger Hebel wären höhere Zuschauerzahlen. Sie locken Sponsoren an. Damit stünde mehr Geld zur Verfügung, um den Sport weiter zu professionalisieren. In der Schweiz gibt es kaum Profi-Fussballerinnen, alle haben einen Beruf oder sie studieren.
Ich trainiere sechs Mal pro Woche je anderthalb Stunden, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag abends sowie Dienstag und Donnerstag morgens. Am Samstag haben wir in der Regel ein Meisterschaftsspiel. Daneben bin ich in einem 30-Prozent-Pensum für den FCB als Kauffrau in der Nachwuchsabteilung tätig. Auch absolviere ich ein Teilzeitstudium in Betriebsökonomie. Meine Tage sind ziemlich vollbepackt.
Das ist so. Bei uns ist die Regenerationszeit kürzer, weil wir berufstätig sind. Das ist nicht förderlich für die Leistung. Auch mental können wir uns nicht hundert Prozent auf den Fussball konzentrieren, wobei ich das derzeit durchaus geniesse. Ich bin froh, dass ich als Ausgleich zum Fussball nebenher Schule und Beruf habe.
Ich bin froh, dass ich als Ausgleich zum Fussball nebenher Schule und Beruf habe.
Ich kann mit dem Lohn als Spielerin meine Wohnung und einen Teil meines Lebensunterhalts finanzieren. Ich bin im Vergleich zu jüngeren Mitspielerinnen privilegiert. Diese kriegen eher ein schönes Sackgeld. Zudem werde ich für das 30-Prozent-Pensum in der Administration der Nachwuchsabteilung bezahlt.
Geld ist wichtig, das ist unbestritten. Beim FCB sind wir Frauen im Vergleich zu anderen Schweizer Klubs in einer guten Position. Wir haben Zugang zu einer Athletik-Abteilung, die wir zusammen mit dem Nachwuchs der Jungs nutzen. Wir sind organisatorisch in deren Strukturen integriert. Das ist bei anderen Klubs nicht der Fall. Einige haben sich sogar bewusst von ihren Frauenteams distanziert.
Darüber wurde bereits viel geschrieben. Und obwohl damals vielleicht nicht alles ganz optimal gelaufen ist, empfand ich die Kritik am Verein als etwas heftig.
Beim FCB sind wir Frauen im Vergleich zu anderen Schweizer Klubs in einer guten Position.
Nein. Schliesslich bin ich es mich gar nicht gewohnt, vor Tausenden Zuschauern zu spielen. Einzelne Spiele mit der Nati sind die Ausnahme. Aber es wäre schon schön, wenn man viele Fans im Rücken hätte, die einen anfeuern. Das entfacht nochmals eine andere Energie.
Das liegt auch daran, dass man physische Unterschiede beim Skifahren oder in der Leichtathletik als Zuschauer nicht so wahrnimmt. Ob eine Frau die 100 Meter einige Zehntel langsamer läuft als ein Mann, spielt für die Attraktivität des Sports kaum eine Rolle. Das ist beim Fussball anders: Da sehen Sie punkto Wendigkeit, Dribblings, Kopfballstärke schon Unterschiede.
Ich stamme nicht aus einer Fussballer-Familie, mein Vater ist ein begeisterter Tennis-Spieler, meine ältere Schwester Turnerin und Leichtathletin. Ich bin eher zufällig zum Fussball gekommen. Mein erster Trainer erzählte mir später, dass er mir keine zwei Wochen gegeben habe, als er mich zum ersten Mal auf dem Platz sah.
Mein erster Trainer erzählte mir später, dass er mir keine zwei Wochen gegeben habe, als er mich zum ersten Mal auf dem Platz sah.
Zugegeben: Ich bin wohl nicht die Fussballerin mit dem grössten Talent. Aber ich habe mich immer gerne bewegt und bin gerne gerannt. Trainieren war nie eine Qual für mich.
Nein. Persönlich kriege ich fast nur positive Rückmeldungen. Ich denke aber, dass sich die Wahrnehmung verändert hat. Spielerinnen, die eine Generation älter sind als ich, hatten wohl stärker mit Vorurteilen zu kämpfen.
Am Frauenstreiktag weilten wir mit der Nati in Serbien. Wir waren also weg vom Geschehen und wollten dort ja spielen. Ich finde es wichtig, dass die Frauen auf Differenzen aufmerksam machen. Mich stört, wenn Frauen am Arbeitsplatz trotz gleicher Leistung weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.