Basels südkoreanischer Linksverteidiger Joo Ho Park hat nach überwundener Baisse grossen Ziele. Er will sich mit Südkorea für die WM qualifizieren und mit dem FCB europäisch weiter für Furore sorgen. Und er träumt von der AC Milan.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Joo Ho Park am letzten Dienstag seine Nachbarschaft in Muttenz gross aufgeschreckt hat. Auch wenn er sagt, er habe gejubelt und geschrien vor Freude. Und zum Beweis demonstriert, wie es bei ihm zu Hause getönt hat: «Ja! Ja! Ja!» In einer Lautstärke aber, als müsse er auf einen Schlafenden Rücksicht nehmen. «Ich bin eben ein Typ, der es gerne ruhig hat», sagt Park.
Traumziel WM
So oder so: Der Treffer des HSV-Stürmers Heung-Min Son zehn Sekunden vor Schluss zum 2:1 über Katar hat Südkoreas Nationalmannschaft einen Schritt näher an jenes Ziel gebracht, das auch Park im Visier hat: Brasilien. «Son ist zwar sechs Jahre jünger als ich, aber wir sind gute Freunde und telefonieren oft miteinander», sagt Park. «Die Weltmeisterschaft ist mein Traum.» Drei von fünf Qualifikationsspielen hat er bestritten, gegen Katar aber ist er nicht berücksichtigt worden. «Ich bleibe ruhig und will im Juni bereit sein, wenn es in den letzten drei Partien gegen den Libanon, Usbekistan und den Iran um alles geht», sagt Park.
Möglicherweise hat er dann zu jenem Zeitpunkt bereits wieder das Double im Sack und in der Europa League aufsehenerregende Spiele hinter sich. «Wir wollen Geschichte schreiben», sagt Park, «wie im letzten Jahr, als wir Manchester United und Bayern München schlugen und Meister und Cupsieger wurden.» Doch am nächsten Donnerstag kann er wegen einer Sperre ebenso wie Philipp Degen und Marcelo Diaz gegen Tottenham nur zuschauen. «Das ist besonders schade, denn in Asien steht der FC Basel nun noch mehr im Fokus, weil ausser mir alle anderen asiatischen Spieler mit ihren Klubs im Europacup ausgeschieden sind», sagt Park. Dann lächelt er und sagt: «So ist es halt, es bleibt ja noch das Rückspiel.»
Übwerwundenes Tief
Was cool klingt, verdankt er seiner neuen Mentalität: Cool bleiben. «Als ich im letzten Spätherbst nicht mehr viel zum Einsatz kam, habe ich mir viele Gedanken gemacht», sagt Park. Nach anderthalb Jahren mit gerade mal einer Woche Ferien sei er ausgebrannt gewesen. Und nach dem Trainerwechsel von Heiko Vogel zu Murat Yakin viel zu verkrampft; aus Angst, in den Augen des Neuen nicht zu genügen. «Im Winter habe ich dann zu Hause in Südkorea abgeschaltet», sagt Park, «und mir vorgenommen, künftig immer cool zu bleiben.» Danach waren die Batterien wieder aufgeladen und der 26-Jährige konnte wieder jene Leistungen abrufen, mit denen er in seiner ersten Saison beim FC Basel so sehr überzeugt hatte.
67 Pflichtspiele hat er mittlerweile absolviert, seit er im Sommer 2011 mit
einem Vierjahresvertrag zum FC Basel gekommen ist. Es gibt nicht vieles, was Park dabei ärgert, eines aber schon: Er hat noch kein Tor geschossen. Wächst da vielleicht ein würdiger Nachfolger des legendären Aussenverteidigers Massimo Ceccaroni heran, der einst das Kunststück vollbracht hatte, in 451 Wettbewerbsspielen für den FCB keinen Treffer zu erzielen? «Nein, ich habe ja in Japan drei Tore erzielt», sagt Park. Vor drei Jahren ist ihm beim 4:3 im Trikot von Jubilo Iwata gegen Gamba Osaka gar ein Doppelpack gelungen. «Und vielleicht treffe ich ja morgen in Luzern erstmals in der Super League», sagt Park.
FCB war die richtige Wahl
Aufgewachsen etwas ausserhalb von Seoul, hat er vor fünf Jahren Südkorea verlassen und ist vom Universitätsklub Soongsil nach Japan zu Mito HollyHock transferiert worden. Bevor er zu Jubilo weiterzog, hat er zusammen mit dem früheren Basler Verteidiger Koji Nakata für die Kashima Antlers gespielt und ist von diesem später ermuntert worden, das Angebot des FC Basel anzunehmen. Bereut hat er dies noch nie, auch wenn er damals zum VfB Stuttgart in die Bundesliga hätte gehen können. «Der Weg, über Japan nach Europa und zum FC Basel zu kommen, ist der richtige gewesen», sagt Park.
Für Park ist in der letzten Saison mit dem Mitspielen in der Champions League ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. «Dass wir dann ausgerechnet gegen meinen Lieblingsklub Manchester United mit meinem grossen Idol Ji-Sung Park spielen durften, war grossartig», sagt Park. Sein Hunger aber ist noch lange nicht gestillt. Zwar hatte er als Captain 2007 die südkoreanische U20 bei der WM in Kanada aufs Feld geführt, doch 2014 will er unbedingt eine «richtige» WM bestreiten. Und dabei so gut spielen, dass ihn vielleicht die AC Milan verpflichtet – seine grosse Liebe neben ManUnited. Den Hund, den er seit ein paar Wochen besitzt, hat er Milan getauft. Dass mit Djamel Mesbah vor einem Jahr ein früherer Basler bei Milan einen Vertrag erhalten hat, müsste Park Mut machen. So gut wie der Algerier ist er allemal.