Der Basler Designer Thomas Dillier stellt seine Arbeit als Büchermacher vor – mit einem kleinen, aber feinen Band.
Buchgestaltung – klar, das ist mehr, als das Titelbild auszuwählen. Das Werk will auf einem bestimmten Papier gedruckt, in passender Schrift gesetzt, mit Abbildungen versehen und gestaltet, gebunden oder geheftet sein. Bücher liegen leicht oder schwer in der Hand, öffnen sich gut oder schlecht, die Seiten sind eher rau oder glatt – und können erst noch unterschiedlich riechen. Das Medium des gedruckten Buches, vor Jahrhunderten erfunden, gepflegt und technisch weiterentwickelt, scheint auch in digitalen Zeiten nicht ausgestorben.
«Sinnlich erlebbare Bücher können durch nichts anderes ersetzt werden», sagt der erfahrene Basler Buchgestalter Thomas Dillier so überzeugt wie optimistisch. Vom Kunstband und der Biografie über die historische Abhandlung und Briefedition bis zur Familienchronik reicht sein «Editorial Design», das meist in aufwendiger, sorgfältiger Kleinarbeit entsteht. Dillier wird denn auch von Fachleuten wie Publikum geschätzt und hat Erfolg, wie die Silbermedaillen der «Schönsten deutschen Bücher» zeigen. Bruno Mansers illustrierte «Tagebücher aus dem Regenwald» (Christoph Merian Verlag) sind bei einer Spitzenauflage von weit über 10'000 Stück.
Dillier, der sich seit fast 30 Jahren mit Hingabe und Engagement der Buchgestaltung widmet, hat nun selbst ein kleines Bändchen herausgegeben. Darin versammelt er eine Auswahl von gut einem Dutzend eigener Arbeiten zusammen mit persönlichen Texten von Bücherfreunden – sie handeln etwa vom Herstellen und Gestalten übers Ordnen und Sammeln bis zum Wegwerfen von Gedrucktem. Originellerweise präsentiert Dillier die Beispiele seiner Bücher auf Miniaturseiten, die er von Hand einbinden liess; so kommen sie im Buch nochmals zu einem kleinen Auftritt.
Eingestiegen war der gelernte Reprofotograf ins Medium Buch – zunächst zusammen mit seinem Bruder Urs – mit der historisch-kritischen Ausgabe der Werke Gottfried Kellers, einer Arbeit für einen befreundeten Verleger. Seitdem sind es Dutzende von Büchern geworden. Als Nächstes wird er einen Katalog für das Landesmuseum Zürich gestalten, ebenso einen Band mit Gedichten und Sprüchen seines Vaters, des Obwaldner Mundartautors Julian Dillier (1922–2001).
Dillier fasziniert es, dass er sich immer wieder auf neue Themen einlassen kann, wobei er immer auch zwischen den Vorgaben des Autors, der Autorin und des Verlags sowie mit Budget und Terminen jonglieren muss. Wichtig ist ihm die Konzeption von Büchern im Team: die gemeinsame Suche nach Ideen, wie die visuelle Gestaltung dem Inhalt dienen und sich dem Text unterordnen kann. «So habe ich mir beim Band über Jean Tinguely die Frage gestellt: Welche Schrift überträgt den Zeitgeist, die Stimmung und kann eine visuelle Atmosphäre schaffen, die dem Werk des Künstlers entgegenkommt?»
Die Lesbarkeit und damit die Verständlichkeit der Bücher bleiben für Dillier oberste Gebote. Gestaltung und Ausstattung sollen sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern einen Zugang zum Buch schaffen. Im besten Fall bekomme der Leser, die Leserin von seiner Leidenschaft für die Buchgestaltung gar nichts mit, sagt Dillier. Ausser vielleicht, dass die Lektüre mit einem angenehmen Gefühl verbunden ist.
Thomas Dillier (Hg.), «Jedes Buch ist anders».
Edition Valnød, Basel. Erhältlich in Buchhandlungen und über www.bureaudillier.ch.