Collegium Musicum
Grosser Beitrag zum Basler Musikleben

Nicht weniger als Basler Musikgeschichte habe Albert E. Kaiser geschrieben, als er 1951 das Collegium Musicum Basel (CMB) gründete: Das älteste freie Berufsorchester Basels feiert das 60-jährige Bestehen.

Rolf De Marchi
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Nicht weniger als Basler Musikgeschichte habe Albert E. Kaiser geschrieben, als er 1951 das Collegium Musicum Basel (CMB) gründete, das erster freie Berufsorchester der Stadt. Diese Überzeugung vertrat nicht zu Unrecht der ehemalige Basler Regierungsrat Hans Martin Tschudi in seiner Rede, die er bei einer Feier zu Ehren des 60-jährigen Bestehens dieses Orchesters im Stadtcasino hielt.

In seiner Funktion als Präsident des CMB begrüsste der Redner die Ehrengäste, darunter der Basler Regierungspräsident Guy Morin, der Solothurner Regierungsrat Klaus Fischer, der Präsidenten des Generalrates des Elsässer Departements Haut-Rhin, Charles Büttner; der Kulturchef des Kantons Baselland, Niggi Ullrich, und vor allem die treuen Sponsoren.

Verpflichtet als Fernseh-Orchester

Dann bot Hans Martin Tschudi einen kurzen Abriss der Geschichte des Orchesters. Da erfuhr man, wie Albert E. Kaiser 1955, gemeinsam mit dem CMB, als Orchester des noch jungen Schweizer Fernsehens, verpflichtet wurde, und wie der Dirigent zur Förderung junger Musiker die Preisträgerkonzerte einführte, bei denen Gewinner internationaler Wettbewerbe zusammen mit dem CMB auftreten konnten. Des weiteren, wie das Orchester anfänglich vorwiegend Barockmusik und Mozart interpretierte, später auch immer mehr Musik der Romantik bis hin zu neuer Musik von Schweizer Komponisten wie Ottmar Schoeck, Paul Burkhard oder Heinrich Suttermeister. Und schliesslich hat Albert E. Kaiser nach über 50 Jahren seinen Taktstock 2004 an den heutigen Chefdirigenten Simon Gaudenz übergeben – und ist im gleichen Jahr im Alter von 84 Jahren gestorben.

Simon Gaudenz, der Träger des deutschen Dirigentenpreises 2009, erweiterte das Repertoire des Orchesters um französische Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts sowie um weitere Tonsetzer dieser Epoche wie Gustav Mahler, Richard Strauss oder Dimitri Schostakowitsch. Neben seiner Konzerttätigkeit in In- und Ausland hat das CMB seine Aktivitäten zugunsten junger Musiker noch erweitert und 2006 die Vorkonzerte eingeführt, bei denen Nachwuchsmusiker der Musik-Akademie Basel die Gelegenheit erhalten, ihr Können unter Beweis zu stellen. Nach siebenjähriger Tätigkeit schliesslich wird Simon Gaudenz am 20. Mai 2011 sein letztes Konzert geben und anschliessen die Leitung des CMB an Kevin Griffith übergeben. Ein vielversprechender Wechsel, ist doch der neue Dirigent kein Geringerer als der Sohn des grossen Maestros Howard Griffith, der die Dirigentenszenen der vergangenen Jahrzehnte mitgeprägt hat wie nur wenige andere.

Nach den Reden das Konzert

Dass nach dieser mit liebenswürdigem Witz gewürzten Rede von Hans Martin Tschudi auch noch der amtierende Basler Regierungspräsiden Guy Morin ein paar warmherzige Worte zum aktuellen Anlass sprechen musste, liegt auf der Hand. Nach den Reden schliesslich kam das jubilierende Collegium Musicum zum Zuge. Angefangen mit Antonin Dvoraks «Slavischen Tänzen» Nr. 1–8, op. 46, deren spritzige Realisation regelmässig durch humorvoll vom Schauspieler Dan Diener vorgetragene kleine Anekdoten zur Geschichte des CMB unterbrochen wurden.

Hinreissend dann der Vortrag der Pianistin Gitti Pirner, die adäquat vom CMB begleitet, Wolfgang Amadé Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 22 Es-Dur KV 482 interpretierte. Und als spektakulärer Abschluss dieser gelungenen Jubiläumsfeier des Collegium Musicum Basel hatte das Orchester die Streicher der Jungen Sinfoniker Basel der Musik-Akademie eingeladen, sodass sich schliesslich mehr als 120 Musikerinnen und Musiker auf der Bühne des Konzertsaals im Stadtcasino drängten, um mit Verve Maurice Ravels legendären Bolero in den grossen Raum zu schmettern.