Öffentlicher Verkehr
Hans-Peter Wessels wünscht sich ein trinationales Regio-Abo

Ab 2017 werden in Basel mehrere neue Tram-Strecken gebaut. Das Projekt Margarethenstich ist für den Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels Symbol für die gute Partnerschaft mit dem Land-Kanton. Und auch triregional soll es vorwärts gehen

Dean Fuss
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Was ist aus Sicht des Kantons das Wichtigste im öV-Programm?

Hans-Peter Wessels: Die konkreten Verbesserungen für die Kundschaft. Das betrifft das Busangebot, die Durchbindung der S-Bahn-Linie ins Elsass oder die Tramverbindung Margarethenstich, die hoffentlich bis 2017 in Betrieb genommen werden kann.

Der Margarethenstich soll das Leimental näher an den Basler Bahnhof bringen.

Der Margarethenstich soll das Leimental näher an den Basler Bahnhof bringen.

Zur Verfügung gestellt

Gibt es ein Projekt im Paket mit übergeordneter strategischer Bedeutung?

Natürlich sind alle Projekte wichtig. Müsste ich eines wählen, dann wäre das der Margarethenstich. Das sind bloss ein paar wenige hundert Meter Tramverbindung, die neu geschaffen werden, aber sie haben einen enormen Effekt. Sehr schön ist, dass das Projekt exakt auf der Grenze zu unserem Nachbarkanton Baselland liegt. Eine Realisierung ist für mich deshalb auch ein Symbol einer gelebten guten Partnerschaft.

Welche Projekte bereiten in der Realisierung eher Schwierigkeiten?

Alles Grenzüberschreitende – und damit meine ich die Landesgrenzen. In diesen Projekten sind so viele Partner mit sehr unterschiedlichen Ausgangslagen eingebunden. Es ist deshalb eine enorme Herausforderung, eine für alle passende Lösung zu finden.

Wie optimistisch sind Sie in Bezug auf diese Projekte?

Wir haben bereits bewiesen, dass das klappen kann. Die Tramlinie 8 nach Weil ist im Bau und auch in Bezug auf die Tramlinie 3 nach Saint-Louis bin ich sehr zuversichtlich. Auf der Buslinie 38 verkehren wir bereits mit einem gemischten Betrieb. Das ist zwar nicht selbstverständlich, klappt aber problemlos. Solche Beispiele zeigen, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit funktioniert.

Von einer Sortimentserweiterung beim U-Abo die Rede. Kommt die Zonierung wieder aufs Tapet?

Das ist alles sehr unklar. Langfristig wird mit Tariferhöhungen im öV der Druck zunehmen, dass die Fahrgäste nicht nur zwischen einem U-Abo fürs ganze Verbundgebiet oder keinem Abo wählen können, sondern dass sie auch zonenweise Abos lösen können.

Wäre auch denkbar, den Geltungsbereich des U-Abos auszuweiten?

Eine kleine Ausweitung wird es automatisch durch die Verlängerung der Tramlinie 8 geben. Aber Spass beiseite: Das ist eine wichtige Frage und eine Forderung, die politisch im Raum steht und von vielen Pendlern gewünscht wird. In einem nächsten Schritt gilt es zunächst, die Anschlussfähigkeit von öV-Systemen im grenznahen Ausland herzustellen. Die Situation ist aber sehr komplex: Die Tarifsysteme in der Schweiz, Deutschland und Frankreich sind sehr unterschiedlich. Sie zu koppeln ist schwierig. Aber es wäre schön, wenn wir hier etwas bewegen könnten. Auch dort, wo Tarifverbünde in der Schweiz zusammenkommen – etwa im oberen Fricktal – sind die Fahrgäste benachteiligt.

Wann können wir demnach mit dem trinationalen U-Abo rechnen?

(Lacht.) Das wüsste ich auch gerne. Aber es wäre schon schön, ein Regio-Abo unabhängig der Landesgrenzen zu haben. Dieses Ziel zählt deshalb immer noch zu unseren strategischen Schwerpunkten.

Ist es einfacher, mit den Nachbarkantonen zusammenzuarbeiten?

Natürlich. Mit unseren wichtigsten kantonalen Partnern ist es allein durch die ähnlichen Grundlagen schon einfacher. Kantonsgrenzen sind zwar manchmal auch nicht einfach, aber sie sind ein viel kleineres Hindernis, als die Landesgrenzen.

Was leistet das öV-Programm in Bezug auf das vom Volk beschlossene Ziel, den Individualverkehr bis 2020 um 10 Prozent zu reduzieren?

Es leistet einen Beitrag, eine Reduktion des Autoverkehrs zu ermöglichen. Es genügt aber nicht, nur den öV auszubauen. Die Bevölkerung muss auch noch zum Umstieg animiert werden, beispielsweise durch die Bereitstellung von Park-and-ride-Anlagen. Oder mit einer Einschränkung der Gratis-Parkplätze, was wir nun mit der Parkraumbewirtschaftung machen.