Ein Blick
Kranführer auf der Roche-Baustelle: «Wie ein Kapitän auf hoher See»

Ein-Blick bei einem Kranführer hoch über den Dächern Basels.

Helena Krauser
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Über der Roche-Baustelle zum Turm 2 thronen zig Krane.
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Die Kranführer haben die Baustelle im Blick.
Kranführer hoch über den Dächern Basels

Über der Roche-Baustelle zum Turm 2 thronen zig Krane.

Juri Junkov

Noch ist der zweite Turm der Roche nur eine Baugrube. Hier, wo derzeit ein 20 Meter tiefes Loch ist, soll spätestens Anfang 2021 der Rohbau für den 205 Meter hohen Bau 2 stehen. Umringt ist die Grube von drei hohen roten Kränen. Momentan sind sie rund 55 Meter hoch: Doch wenn der Bau beginnt in die Höhe zu wachsen, werden auch die Kräne mitwachsen. Dann werden sie auf bis zu 227,8 Meter aufgestockt.

Die Kräne sind eines der wichtigsten Instrumente auf der Baustelle. Wer sie bedient, muss körperlich und geistig fit sein. «Das Entscheidende für einen reibungslosen Ablauf ist dabei die Kommunikation zwischen dem Kranführer in der Kabine und dem Bodenpersonal», erzählt Kranführer Rui Manuel Monteiro Fernandes, den die «Schweiz am Wochenende» bei der Arbeit trifft. Er spricht aus Erfahrung. Diesen Job macht er nun seit fast 25 Jahren.

Die Kommunikation läuft hauptsächlich über Funk. Die Aufträge erhält Fernandes dabei jeweils spontan von den Vorarbeitern. Einen genauen Ablaufplan gibt es nicht. «Der beste Kranführer ist aber derjenige, der die Arbeit auch sieht, bevor der Vorarbeiter den Auftrag per Funk durchgibt», sagt Fernandes. Trotzdem muss dann aber der Funkspruch abgewartet werden.

Dabei ist wichtig, dass der Vorarbeiter den Auftrag klar und deutlich formuliert und nicht zu viel geplaudert wird. Es gilt die Devise: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das ist auch deshalb wichtig, weil alle drei Kranführer der Baustelle über den gleichen Kanal funken.

Die Kommunikation ist zentral

Notwendig ist das, weil die Baustelle als Gesamtkonstrukt funktioniert. Wenn der Kranführer mit der Krannummer 12 den Auftrag bekommt, die Eisenstangen von der Anlieferungsstrasse in die Baugrube zu befördern, weiss Fernandes, dass er mit seinem Kranausleger zur Seite fahren muss, damit es nicht zur Kollision kommt.

Als Kranführer braucht Fernandes maximale Konzentration und gute Augen. Weil aber wohl kaum jemand so gute Augen hat, dass er aus 226 Meter Höhe noch genau sehen könnte, ob er die Last ordentlich auf den Boden bringt, ist an der sogenannten Laufkatze eine Kamera befestigt. Das Bild, das die Kamera auf den Bildschirm in der Kranführerkabine überträgt, kann er dann beliebig heranzoomen.

Unbedingt schwindelfrei

Fernandes hat den Kran mit der Nummer 13. Ein bisschen misstrauisch ist er dieser Zahl gegenüber zwar schon, schliesslich gilt in seiner Heimat Portugal wie auch in der Schweiz beispielsweise der Freitag der 13. als Unglückstag. Wirklich abergläubisch ist er aber nicht. Bislang hat ihm seine Krannummer auch noch kein Unglück gebracht.

Die Höhe ist für den Kranführer mit dem klaren Blick überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Fernandes hat ursprünglich Maurer gelernt, als er dann als Aushilfe auf der Baustelle arbeitete, sah er die hohen Kräne und dachte sich: «Das wäre doch auch was für mich.» Also begann er die Ausbildung zum Kranführer, damals noch in Portugal. Seit 16 Jahren lebt und arbeitet er nun in der Schweiz.

Nun geniesst er es so sehr, in dieser Höhe zu arbeiten, dass er seinen Platz mit der wunderbaren Aussicht nur verlässt, wenn es unbedingt notwendig ist. Zur Znünipause beispielsweise bleibt er oben. Schliesslich lohnt es sich kaum, für die Viertelstunde den ganzen Kran runter- und wieder hochzuklettern.

Es ist aber nicht nur die Höhe, die ein mulmiges Gefühl auslösen kann: Manchmal schwankt der Kran auch hin und her. «Besonders wenn wir schnell schwere Lasten heben, wird das Schwanken auch mal stärker», erzählt Fernandes. Für erfahrene Kranführer wie ihn sei das aber kein Problem. Ihm und seinen Kollegen ginge es da wie den Kapitänen auf hoher See.