Startseite
Basel
Basel Stadt
Die Krise in der Römisch-katholischen Kantonalkirche Basel-Stadt ist nicht behoben. Nun sollen die Kirchenräte zwecks Attraktivitätssteigerung für ihren Aufwand bezahlt werden.
Der Blick der katholischen Kirche richtet sich auf den Vatikan und die historische Vakanz auf dem Heiligen Stuhl. Papst Benedikt ist abgetreten, per Helikopter dem Petersdom entflogen, das Konklave hat seinen Nachfolger noch nicht erkoren. Die Vakanzen in der Römisch-katholischen Kirche (RKK) von Basel-Stadt bannen den Blick weit weniger. Dafür dauern sie seit längerem an, und bis weisser Rauch aufsteigt, um die Besetzung aller offenen Stellen zu verkünden, wird weiter Zeit verstreichen.
Immerhin: Gemäss Kirchenratspräsident Christian Griss konnte auf den 1. März die Position des Finanzverwalters neu besetzt werden. Dass diese einige Monate vakant war, behandelte die RKK ebenso diskret wie den Abgang des Vorgängers. Dieser spielte eine Hauptrolle in der Affäre, die bis heute nicht aufgearbeitet ist: Der damalige Finanzverwalter hatte 2010 Änderungen im Buchhaltungssystem vorgenommen. Als sein vorgesetzter Geschäftsführer dies monierte, stellte ihn der Kirchenrat frei. In einem externen Gutachten, das die Kirchensynode beim Berner Juristen Ueli Friedrich zu dieser und zu einer weiteren Ungereimtheit in Auftrag gegeben hatte, wurde der Finanzverwalter jedoch von Vorwürfen entlastet. Der Kirchenrat stellte ihn gegen Zahlung einer Wiedergutmachung wieder ein. Dem Vernehmen nach kam es danach erneut zu Spannungen, nun mit dem neu gewählten Kirchenrat unter seinem Präsidenten Christian Griss. Diese führten zur Trennung. Über die Umstände schweigt Griss. Zum Hin und Her erklärt er: «Ich verantworte nur Beurteilungen des Personals für den Zeitraum, der vom Bericht Friedrich nicht mehr beurteilt werden.»
Unbesetzt blieb trotz mehrfacher Appelle die Position des Finanzverantwortlichen im Kirchenrat. Griss sagt, ein Kandidat sei noch nicht vorhanden, mit zwei Interessierten seien Gespräche geplant. Er hoffe, in der Juni-Synode eine Nachfolge präsentieren zu können. Probleme durch die zeitweise Doppelvakanz im Finanzbereich der finanzknappen Kirche mag Kirchenpräsident Griss nicht erkennen. Da der ebenfalls neue Geschäftsführer an anderer Stelle entlastet worden sei, habe er sich vermehrt auf den Bereich Finanzen konzentrieren können. Einem Protokoll des Kirchenrats ist allerdings zu entnehmen, dass etwa eine Risikobeurteilung durch die Revisionsgesellschaft PricewaterhouseCoopers als sinnvoll erachtet werde, die personellen Ressourcen aber «derzeit keine Projektarbeit erlauben».
Noch länger unbesetzt bleiben auch zwei Positionen in der Synode, dem Kirchenparlament. Es fehlen mangels Freiwilliger sowohl ein zweiter Sekretär wie ein Vizepräsident, nachdem der bisherige Amtsinhaber im vergangenen Herbst nach einem Zerwürfnis zurückgetreten war. Griss baut darauf, dass bei der ordentlichen Neuwahl des Synodenbüros im kommenden September das Gremium wieder komplettiert werden könne. Die Prüfungskommission der Kantonalkirche möchte die Misere grundsätzlich angehen. Ende 2012 brachte sie bei der Synode den Antrag ein, die Kirchräte sollten entschädigt werden. Durch strategische wie operative Aufgaben seien sie doppelt belastet, was «mit Sicherheit ein wichtiger Grund für mehrere Vakanzen» sei. Die Prüfungskommission wollte, dass der Kirchenrat bereits auf die erste Synode 2013 einen entsprechenden Vorschlag vorlegt, der dort beraten und beschlossen werden könne.
Die Bezahlung der bisher weitgehend ehrenamtlich arbeitenden Kirchenräte ist allerdings ein Politikum innerhalb der Kirche, da ein grosser Teil etwa der Arbeit in den einzelnen Kirchgemeinden ehrenamtlich erfolgt. Einzelne Stimmen sagen denn auch Widerstand selbst im Kirchenrat gegen eine Entlöhnung voraus. Dem widerspricht Griss.
So schnell, wie es die Prüfungskommission angesichts der Dringlichkeit beantragte, wird die Salärfrage für den Kirchenrat allerdings nicht gelöst. Erst im Juni oder im September, so Griss, werde der Kirchenrat dem Kirchenparlament eine Vorlage unterbreiten.