Kritik
«Null Transparenz»: Ausgebliebene Warte-SMS sorgt für Diskussionen ‒ nun gibt es auch bei der Impfpriorisierung Verwirrung

Weil nicht alle Personen nach der Anmeldung zur Impfung regelmässig benachrichtigt wurden, entbrannte auf Twitter eine hitzige Diskussion. Für Verwirrung sorgt zudem, dass bereits junge und gesunde Menschen eine erste Imfpdosis erhalten haben.

Benjamin Rosch, Larissa Gassmann
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Hier klappte bis jetzt alles einwandfrei: Im Baselland wird alle zwei Wochen an die Impfung erinnert.

Hier klappte bis jetzt alles einwandfrei: Im Baselland wird alle zwei Wochen an die Impfung erinnert.

Kenneth Nars

Wer sie immer wieder erhielt, der nervte sich bisweilen fast schon, wer keine empfing, der wunderte sich wiederum: Die Rede ist von den «Warte-SMS». Versendet werden sollten diese an alle Personen, welche sich im Kanton Basel-Stadt für eine Impfung angemeldet haben. Damit wird Interessierten bestätigt, dass sie sich weiterhin auf der Warteliste befinden. Ein Fehler sorgte nun aber dafür, dass offenbar nur eine Minderheit der vorregistrierten Personen diese überhaupt erhielten.

Der Grund? Geplant war eigentlich ein SMS alle 21 Tage. «Da gleichzeitig die Impfstoff-Lieferengpässe eintraten und eine Prognose zum Erteilen neuer Impftermine lange schwierig war, sollte dieser Rhythmus verlängert werden», heisst es von Seiten Gesundheitsdepartement. Dies habe aber nicht geklappt.

«Ihr Tweet führt zu erheblicher Verunsicherung»

Bekannt wurde die versehentliche Ungleichbehandlung, nachdem ein User auf Twitter genauer nachfragte, inwiefern Registrierte über den weiteren Prozess informiert werden. Nachdem der Kanton Basel-Stadt daraufhin über das SMS informierte, entbrannte am Montag eine hitzige Diskussion.

Bis spät in die Nacht meldeten sich Personen, welche bisher nie kontaktiert wurden. Kritik gab es dazu auch aus der Politik. «Ihr Tweet führt zu erheblicher Verunsicherung bei den vielen Registrierten, die seit Anfang März kein solches SMS bekommen haben», schreibt etwa SVP-Grossrat Joel Thüring. Auch Nino Russano, Präsident der Juso Basel-Stadt, bemängelt, dass er seit Anmeldung keine weiteren Informationen erhalten hat. In den sozialen Medien war dabei unter anderem von fehlender Transparenz die Rede.

Behoben ist der Fehler mittlerweile immerhin: Verschickt wurde das SMS nun an über 43‘000 Personen, die auf der Warteliste stehen. Damit sollten Unsicherheiten aus der Welt geschafft werden. Gleichzeitig hat das Gesundheitsdepartement, das die Bundes-Software verwendet, mit dem Hersteller Kontakt aufgenommen, um die Situation zu klären.

Baselland: Bis jetzt mussten Registrierte erst einmal länger warten

Ebenfalls auf das SMS setzt der Kanton Baselland. Dort werden die Nachrichten durch den Anbieter Soignez-moi gar alle zwei Wochen versendet. Probleme dieser Art habe es bis jetzt nicht gegeben. Es sei bloss einmal vorgekommen, dass es etwas länger gedauert habe, bis die Nachrichten angekommen seien. «Das ‹Warte-SMS› sollte alle erreichen die noch keinen Impftermin erhalten haben», teilt Roman Häring vom Baselbieter Krisenstab mit. Und doch: «Bei Massenversänden kann es jedoch aufgrund technischer Gegebenheiten vorkommen, dass nicht hundert Prozent aller SMS zugestellt werden.»

Schon seit Wochen können sich alle Baslerinnen und Basler ab 16 Jahren für einen Impftermin vorregistrieren. Selbst junge Personen ohne Vorerkrankungen ist dies möglich, Einschränkungen gibt es dabei keine. Interessierte erhalten nach der Anmeldung eine Bestätigung per SMS, vorerst aber noch keinen Termin. Die Registration wird zurückgestellt, bis die entsprechende Bevölkerungsgruppe an der Reihe ist.

Bereits jetzt werden im Stadtkanton aber auch junge und gesunde Menschen geimpft. Dies betreffe alle, die sich für die Impfgruppe 3 angemeldet haben, wie es von Seiten des Gesundheitsdepartements heisst. Darunter fallen Personen, die in engem Kontakt mit Schwerkranken oder Schwangeren stehen, also im selben Haushalt wohnen und Familienmitglieder sind. Dazu gehören etwa die Eltern von Kindern mit Trisomie 21. «Nicht gemeint sind Personen, welche ab und zu Familienangehörige ausserhalb des eigenen Haushaltes besuchen, beispielsweise die Eltern oder die Grossmutter», schreibt Sprecherin Anne Tschudin.

Wie eine Mittdreissigerin ungewöhnlich früh zur Impfung kam

Der bz sind allerdings mehrere Personen bekannt, die unverhofft früh zu einem Impftermin gekommen sind. Darunter ist A., eine junge Frau in den Mittdreissigern. Sie gehört nicht zu einer Risikogruppe und lebt auch nicht mit gefährdeten Personen zusammen. A. schwört Stein und Bein, dass sie bei der Impfregistrierung alle Fragen korrekterweise mit «Nein» beantwortet hat.

«Dennoch habe ich bereits eine erste Dosis erhalten», erzählt sie. Als A. merkte, dass sie wohl zu früh zum Zug kommt, versuchte sie sogar, ihren Termin wieder abzugeben. «Auf meine Anfragen hiess es jedoch, dass ich dann das ganze Prozedere von neuem beginnen müsste.» Will heissen: A. wäre trotz früher Registrierung ans Ende der Liste gerutscht. A. ist kein Einzelfall. Die bz weiss von mehreren jungen Leuten, die bereits im Impfzentrum erscheinen durften, oder in den nächsten Tagen aufgeboten sind – obwohl sie gemäss Plan frühestens in eigenen Wochen an der Reihe wären.

Tschudin sagt dazu, es sei nicht möglich Fälle vom Hören-Sagen zu analysieren. Konkrete Beispiele, in denen Personen dies dem Gesundheitsdepartement gegenüber so gesagt haben, hätte man überprüft: «Diese Personen hatten das entsprechende Feld auf Ja gesetzt und somit angegeben, dass sie Kontakperson einer besonders gefährdeten Person gemäss Risikogruppe seien.»

Ob die angegebenen Informationen stimmen, wird im Normalfall aber nicht kontrolliert. «Wir zählen auf korrekte Angaben, das Gewissen und die Kooperation der Bevölkerung», so Tschudin. Schliesslich wolle man Eltern von kranken Kindern nicht mit Belegen derer Krankheiten drangsalieren.